Lizzie Doron

»Die Büchse der Pandora nicht öffnen«

»Die Büchse der Pandora nicht öffnen«

Autorin Lizzie Doron hält nichts von einer Sammelklage der
»zweiten Generation«

von Ayala Goldmann

Die israelische Schriftstellerin Lizzie Doron hat sich von der Sammelklage distanziert, die Nachkommen von Holocaust-Überlebenden in Tel Aviv gegen die deutsche Regierung eingereicht haben. Deutschland soll nach dem Willen der Kläger die Psychotherapie von Angehörigen der »Zweiten Generation« finanzieren. Lizzie Doron, deren Mutter mehrere Konzentrationslager überlebte, sagte in einem Interview mit NDR Info, sie fühle sich bei dem Gedanken an die Sammelklage unwohl und befürchte eine Belastung der deutsch-israelischen Beziehungen: »Ich finde, wir sollten diese Büchse der Pandora nicht öffnen.«
Die meisten Kinder der zweiten Generation, so die Autorin, seien heute erwachsen und in der israelischen Gesellschaft sehr erfolgreich. Manche könnten sich eine private Therapie leisten, und manche fänden andere Wege. »Ich würde mich freuen, wenn der Staat Israel mehr in die Wohlfahrt und in psychotherapeutische Behandlung investieren würde«, erklärte Doron. In Israel übernehmen die Krankenkassen im Allgemeinen nur einen bestimmten Anteil an Psychotherapie-Sitzungen.
Tausende von Kindern der »Zweiten Generation« leiden nach Angaben der Anwälte bis heute an psychischen Schäden, aufgrund der Verfolgung ihrer Eltern. Sie selbst sei von den Klägervertretern gebeten worden, sich an dem Verfahren zu beteiligen, habe das aber abgelehnt, sagte Lizzie Doron der Jüdischen Allgemeinen. In der Sammelklage vor einem Bezirksgericht in Tel Aviv am 16. Juli 2007 sieht die Schriftstellerin ein mögliches Zeichen der Stagnation im deutsch-israelischen Dialog. Entschädigungen würden in Abkommen zwischen Staaten geregelt. Sie könne sich nicht vorstellen, »dass es zu jeder Zeit irgendeine Klage geben kann, damit man alte Abkommen wieder neu aufschnürt.«
Über die Anwälte Gideon Fisher und Baruch Mazor, deren Eltern ebenfalls die Schoa überlebten, sagte die Autorin: »Das ist nur meine Vermutung, aber sie sind auch Anwälte, und es geht auch ums Geschäft und um Schlagzeilen in den Zeitungen.« Die Israelis selbst hätten sich im Umgang mit Holocaust-Überlebenden nicht immer leicht getan: »Das Gefühl der Schuld ihnen gegenüber bleibt und auch die objektive Tatsache, dass wir ihnen viel mehr hätten geben müssen.«
Lizzie Doron thematisiert in ihren Romanen »Warum bist du nicht vor dem Krieg gekommen« und »Ruhige Zeiten« selbst das Schicksal der Schoa-Überlebender und ihrer Kinder. Ihr neues Buch »Der Anfang von etwas Schönem« erscheint Ende September im Suhrkamp-Verlag. Zu ihrem eigenen Umgang mit dem Trauma der »Zweiten Generation« erklärte die Autorin, sie habe seit ihrer Jugendzeit keinen Psychologen mehr aufgesucht. Erst die Arbeit an ihren Büchern habe ihr geholfen, mit der Tatsache umzugehen, dass sie Tochter einer Holocaust-Überlebenden ist. »Das Schreiben ist mein bester Psychiater«.

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025

Nahost

Alabali Radovan besucht Palästinensergebiete: Hilfe im Fokus

Die Entwicklungsministerin will in Tel Aviv diese Woche Angehörige von Geiseln treffen und das Westjordanland besuchen

 25.08.2025

Würzburg

AfD-Mann Halemba wegen Volksverhetzung vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Halemba auch Geldwäsche und Nötigung vor

von Angelika Resenhoeft, Michael Donhauser  21.08.2025

Ehrung

Ravensburger-Stiftung ehrt Bildungsstätte Anne Frank mit Preis

Es werde eine herausragende Bildungsinitiative gewürdigt, teilte die Stiftung mit

 20.08.2025

Athen

Israelische Firma übernimmt griechischen Rüstungsbauer

Griechenlands größter Hersteller von Militärfahrzeugen ist nun komplett in israelischer Hand. Die strategische Zusammenarbeit im Verteidigungssektor wird damit weiter vertieft

 20.08.2025

Jerusalem

Planungsausschuss berät über E1-Siedlung

Es geht um den Bau von rund 3400 Wohneinheiten in dem Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Ma’ale Adumim

 20.08.2025

Jerusalem

Israel entzieht Vertretern Australiens in Palästinensergebieten Visa

Australien ist eines der westlichen Länder, die im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen wollen. Darauf und auf Einreiseverbote für israelische Politiker folgt ein Gegenschritt

 18.08.2025

Halle

Datenbank über Opfer medizinischer Forschung in NS-Zeit veröffentlicht

Tausende Menschen wurden im Nationalsozialismus zu medizinischen Untersuchungen gezwungen. Ihre Schicksale sollen nun sichtbar werden

 18.08.2025

Dresden

Tora-Rolle entsteht in aller Öffentlichkeit

Vor dem Dresdner Stadtmuseum kann demnächst jeder durch ein Schaufenster zusehen, wie eine Thora-Rolle entsteht

 14.08.2025