WIZO-Basar

70 Sorten Kuchen

von Elke Wittich

Es gibt Gegenstände, für die gibt man nur sehr ungern Geld aus. Monofunktionale Dinge hauptsächlich, weil die sich selbst von den begabtesten Haushaltsmeistern nicht zweckentfremden lassen. Salatschüsseln beispielsweise kann man nur zur Aufbewahrung von Salat verwenden. Wenn man eine braucht, sollte man sich vielleicht mal beim Basar umschauen.
Der Basar der WIZO (Women’s International Zionist Organisation) im hessischen Darmstadt leidet jedoch an einem gewissen Salatschüssel-Mangel, dafür gibt es einen Bücher- und einen Kleider-Flohmarkt. Für jemanden, dessen einziges Designerstück ebenfalls aus WIZO-Beständen stammt, ist das eine spannende Her- ausforderung. Was werde ich diesmal erwerben? Ein T-Shirt von Vivian Westwood? Einen Dior-Fummel? Ein schwarzer Nappa-Ledermantel, der richtig rockig aussieht und 25 Euro kosten soll, macht das Rennen. Was macht es da, wenn man selber ungefähr 20 Kilo zunehmen und 10 Zentimeter wachsen muß oder die Begleitung schon sehr schrumpfen müßte, um hineinzupassen? Nix!
Mit dieser Schnäppchenmentalität ist man nicht allein. Sofort nach der Basar-Eröffnung am frühen Morgen seien erste Kaufwütige »gleich zum Flohmarkt gestürmt«, erzählen Rachel Grünstein und Ulrike Schüttler. Darunter durchaus »alte Bekannte, wie der Mann, der sich hier mit Lesestoff versorgt«. Drei Mal habe er »vollbepackt gehen müssen, um die Bücher nach Hause zu schleppen – und noch einmal zwischendurch an den Geldautomaten«. Die beiden Frauen, die für den Bücherflohmarkt zuständig sind, freuen sich. »Die Kinderbücher setzen wir mit 50 Cent bewußt preisgünstig an, denn wir wollen ja das Lesen und Lernen fördern. Außerdem ist der Basar für manche Kunden eine gute Gelegenheit, Literatur in ihrer Muttersprache zu finden. Wir haben israelische, russische, englische Bücher.«
Für Aviva Steinitz kommt der Besucheransturm nicht unbedingt überraschend. »Wir veranstalten den Basar nun schon im achten Jahr«, erzählt sie. Viele Darmstädter Geschäftsleute unterstützen die Arbeit der zionistischen Frauenorganisation.
Diesmal kommt der Erlös des Basars dem Jerusalemer Sozialzentrum in Talpiot zugute. Dort werden derzeit 22 Kinder nicht nur bei den Hausaufgaben beaufsichtigt, sondern auch sozial und psychologisch betreut. Und mittags erhalten sie eine warme Mahlzeit. Für die meisten, sagt Steinitz, sei dies die einzige Möglichkeit, einmal am Tag ein warmes Essen zu bekommen.
Dafür lohne sich die Mühe, sagt Steinitz. Die vergangenen zwei Monate waren für die WIZO-Damen sehr anstrengend. »Die meisten von uns sind berufstätig und können sich nur nebenher engagieren.« Und die Arbeit gehe dann auch gleich weiter: »Nach dem Basar ist vor dem Basar.«
Stöbern und kaufen macht hungrig. Im blau-weiß geschmückten Saal des Gemeindezentrums drängeln sich die Besucher um die Essensstände. »Blau-weiß, weil Bayern doch gestern Meister geworden ist«, klärt ein kleiner Junge seinen noch kleineren Bruder über die Dekoration auf. Die Umstehenden prusten los, während die Eltern einen Moment lang so tun, als hätten sie gar keine Kinder, und sich dann wieder der Kuchenauswahl widmen. Die beträchtlich ist. Mehr als 70 Torten und Gebäckvariationen haben die Frauen gebacken. Manche Kuchensorten hätten es in der Stadt schon zu einer eigenen Fangemeinde gebracht, wie die Napoleonschnitten. »Die haben sich einige Basar-Stammgäste gleich auch für zu Hause mitgenommen«, erzählt Faina Becher. Der Rest probiert neugierig neben dem Altbekannten wie Schwarzwälder Kirschtorte eben auch russische und kaukasische Spezialitäten.
Ungefähr 90 Prozent der Darmstädter Gemeindemitglieder sind Zuwanderer aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Viele von ihnen engagierten sich begeistert für die Belange der zionistischen Frauenorganisation und für den Basar, berichtet Aviva Steinitz. »Die WIZO ist eben auch wichtig für die Integration.«

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