Zum Auftakt des Weltkongresses des Internationalen Presse Instituts (IPI) in Wien kritisiert der Wirtschaftsexperte und Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz US-Präsident Donald Trump. »Autokraten wie Trump wollen uns einreden, dass es keine Wahrheit gibt«, sagte Stiglitz. Hier müssten Wissenschaft und Medien dagegenhalten, um die Medienfreiheit in den USA und in aller Welt zu verteidigen.
Europa dürfe sich dabei von den USA nicht einschüchtern lassen. »Es ist eine Mär, dass Europa mit Blick auf Innovationen schwächelt, weil es überreguliert ist«, so der jüdische Wirtschaftsprofessor von der New Yorker Columbia University. »Die USA behaupten zwar, eine innovative Gesellschaft zu sein. Aber worin denn?«
Es sei zwar viel innovative Energie in den Aufbau von digitalen Anzeigensystemen geflossen. »Aber was nutzt das einer Gesellschaft, die vor Herausforderungen wie dem Klimawandel steht?«, fragte Stiglitz. Auch wenn man sich Indikatoren wie die Lebenserwartung und allgemeine Gesundheit der Bevölkerung anschaue, würden die Vereinigten Staaten im Vergleich zu Europa schlechter abschneiden, so der Forscher, der auch die High Level Expertengruppe der OECD für wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt leitet.
USA kein verlässlicher Partner
Gute Regulierung könne dagegen für die »richtige Sorte« Innovation sorgen, Fortschritt ermöglichen und Schaden von der Gesellschaft abwenden. »Hate Speech im Netz schädigt und vergiftet die Gesellschaft. Hier hätte man mit kluger Regulierung viel verhindern können«, sagte Stiglitz, der 2001 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurde.
»Die USA sind kein verlässlicher Partner mehr - weder in Sachen Sicherheit noch Wirtschaft. Sie waren Partner für 70, 80 Jahre - aber das war einmal«, fügte der Wissenschaftler hinzu. Die Vereinigten Staaten seien auch kein verlässlicher technischer Partner. »Aber Europa hat seine ganzen Daten in US-Clouds. Das lässt sich von den USA einfach abschalten.«
Diese Gefahr werde aktuell völlig unterschätzt, dabei habe die EU das Potenzial, in ein oder zwei Jahren Alternativen aufzubauen. »Sie muss damit aber auch anfangen.« Stiglitz kritisierte in diesem Zusammenhang eine »Kapitulation« der EU gegenüber Trumps Zollpolitik. »Europa ist so ein großer Raum. Was ist wichtiger? Die Exporte in die USA?«
Beim IPI-Weltkongress 2025 diskutieren Medienschaffende und Experten noch bis Samstag unter der Überschrift »Defending the Future of Free Media« Herausforderungen und Lösungen für das digitale Medienzeitalter. Die Organisation mit Sitz in Wien wurde 1950 als internationales Netzwerk zur Durchsetzung und Verteidigung von Presse- und Medienfreiheit in aller Welt gegründet.
 
			
			
			 
			 
			
			
				 
			
			
				 
			 
			 
			 
			 
			 
			 
			 
			