Gedenkort

Zwei Stelen für Josef Gunzenhäuser

Wie kommt es, dass an Josef Gunzenhäuser, der 1896 in Franfurt am Main geboren und am 1. Juli 1942 im Ghetto Theresienstadt für tot erklärt wurde, mit zwei Stelen – einer in Ingolstadt und einer in München – erinnert wird?

Eine wurde am 1. Juli am Reuchlin-Gymnasium in Ingolstadt aufgestellt, wo Gunzenhäuser von 1906 bis 1915 die Schule besuchte.

Im Rahmen eines P-Seminars erforschten Schülerinnen und Schüler die Schicksale jüdischer Kinder, die einst das Humanistische Gymnasium in Ingolstadt besucht hatten.

Recherche In ihrer über ein Jahr währenden Recherche stießen die Jugendlichen auch auf Nachfahren von Josef Gunzenhäusers jüngerem Bruder Adolf, dem 1933 noch die Flucht gelungen war – zunächst nach Italien und von dort aus in die Vereinigten Staaten. Die Stele ist das erste Erinnerungszeichen außerhalb Münchens, an dessen Gedenkstunde IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch als Ehrengast teilnahm und den Schülern und deren Lehrer ihren persönlichen Dank aussprach: »Sie haben Josef Gunzenhäuser ein Gesicht gegeben.«

Eine besondere Ehre war es auch für die Direktorin des Reuchlin-Gymnasiums, Edith Philipp-Rasch, die durch die Anwesenheit des Münchner Stadtrats Christian Vorländer – in Vertretung des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter – und des Künstlers Kilian Stauss, der das Erinnerungszeichen designte, eine Wertschätzung der historisch-pädagogischen Arbeit ihres Hauses erhielt.

Herbst Rund 80 Kilometer südlich von Ingolstadt, in der Elisabethstraße 21 in München, wird ab Herbst 2020 eine weitere Stele für den Juristen Josef Gunzenhäuser folgen, der dort in Schwabing seinen späteren Lebensmittelpunkt hatte. Gunzenhäuser war zum Studium nach München gegangen, promovierte in Erlangen und trat Mitte der 20er-Jahre in die Anwaltskanzlei seines Onkels Benno Schülein ein.

1933 verlor er seine Zulassung als Anwalt. Sprachbegabt, gab er für jüdische Ausreisesuchende Englischunterricht. Das KZ Dachau, wo er vom 10. November 1938 bis Februar 1939 inhaftiert war, verließ er schwer krank. Die Deportation nach Theresienstadt am 5. Juni 1942 überlebte er nur um wenige Tage.

Die Mutter Else, eine geborene Schülein, verließ Theresienstadt dank eines Austauschtransports in die Schweiz und emigrierte zum jüngeren Sohn nach Amerika. Auf dem Alten Jüdischen Friedhof an der Thalkirchner Straße in München ruht der Vater Julius, der bereits 1936 gestorben war. Die Schule, ohne deren Initiative niemand vom Ende dieser einst angesehenen jüdischen Familie wüsste, will sich um die Grabpflege kümmern.

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