Berlin

Zoo stellt sich der Geschichte

Elefantentor: Wahrzeichen des Berliner Zoos Foto: imago

Im Berliner Zoo soll nach einer mehrjährigen Auseinandersetzung im Juni oder spätestens Juli mit einer Gedenktafel an die in der NS-Zeit enteigneten jüdischen Aktionäre erinnert werden. »Wir wollen keine lange Warteschleife mehr, sondern zur Tat schreiten«, sagt Zoo-Pressesprecherin Claudia Bienek. Die Tafel soll an einer prominenten Stelle gut sichbar angebracht werden. »Wahrscheinlich kommt sie vor einen historischen Bau.«

Seit 1960 bemüht sich Werner Cohn, Sohn eines ehemaligen jüdischen Aktionärs, um Aufklärung der Vergangenheit des Zoos, erst durch ihn ist diese Geschichte öffentlich geworden. Seite mehr als zehn Jahren führt er nun einen regen Briefwechsel mit der jeweiligen Leitung, die sich seinen Angaben zufolge »sehr schwer damit tat«, einer Klärung nachzukommen.

Kindheit Er stellte die Korrespondenz ins Internet und schaltete die Medien ein. Cohn ist in Berlin-Moabit aufgewachsen und hat viele Kindheitserinnerungen an den Zoo. Sein Vater war Besitzer einer Aktie, die ihm und seiner Familie freien Eintritt ermöglichte.

Etwa ein Drittel der 4.000 Zoo-Aktien befanden sich 1933 in jüdischem Besitz. Ab 1938 jedoch gab es im Zoo wie auch an-
derswo eine »Arisierung«: Juden durften keine Wertpapiere mehr besitzen und mussten sie unter Wert verkaufen. Jürgen Brückner, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Zoologischen Gartens, sagt, dass der Zoo viele dieser Aktien erworben und später mit teils erheblichem Gewinn verkauft hatte. Eine Entschädigung hat es nie gegeben. Ab Januar 1939 durften Juden den Zoo auch nicht mehr besuchen. Cohns Familie emigrierte in die USA.

»Wir bedauern den bisherigen Umgang mit den jüdischen Aktionären sehr«, sagt Gabriele Thöne, seit zwei Jahren kaufmännische Geschäftsführerin des Zoos. Nun werde mit Nachdruck die weitere Erforschung der eigenen Vergangenheit betrieben, meint sie.

Bereits 2002 sei eine Vorstudie zu den Enteignungen nach der Machtergreifung Hitlers angefertigt worden. Derzeit werde gemeinsam mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin und der Stiftung Neue Synagoge Centrum Judaicum der Stand der Aufarbeitung überprüft.

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