Berlin

Wissen macht’s

Das jüdische Gymnasium Moses Meldessohn Foto: imago

Jedes Jahr – kurz nach Ende der Sommerferien – packen Fünft- und Siebtklässler des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn ihre Koffer und machen eine ganz besondere Reise. Sie gehen auf »Kennenlernfahrt« hinaus ins Brandenburgische, um sich nicht nur miteinander vertraut zu machen, sondern auch, um sich mit Themen der Schule auseinanderzusetzen. Betreut von Erlebnispädagogen soll auf diese Weise der Gruppenzusammenhalt gestärkt werden. Ein System, das sich offenbar seit zwei Jahrzehnten bewährt hat, denn so lange gibt es das Jüdische Gymnasium Moses Mendelssohn schon.

Zu diesem Jubiläum ist nun ein Buch erschienen, das die vielen Facetten der Schule zeigt. Dabei ist der Name Programm: Identität und Vielfalt: 20 Jahre Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn Berlin. Erzählt wird nicht nur die Geschichte des Hauses an der Großen Hamburger Straße, sondern auch die Entwicklung, die die Schule nahm, um das zu werden, was sie heute ist, nämlich Berlins einziges jüdisches Gymnasium.

Abitur Die Idee, eine jüdische Schule zu gründen, entstand 1993, um »Grundlagen für ein Judentum in Deutschland nach der Schoa zu schaffen«, wie es im Beitrag von Dorothea Stein-Krochmalnik heißt. Mit Erfolg, denn heute lernen 420 Schülerinnen und Schüler aus 20 verschiedenen Ländern alles, was man braucht, um sich auf das Abitur vorzubereiten, schreibt die Direktorin des Gymnasiums Barbara Witting und betont stolz, dass das Haus jüdischen und nichtjüdischen Schülern immer offen stand und steht.

Doch nicht nur das macht das Buch spannend. Die vielen persönlichen Geschichten von und über ehemalige Schüler aus Israel, Kanada oder Gr0ßbritannien sind interessant und berühren. Besonders der Beitrag von Inge Deutschkron, die sich an den Unterricht erinnert, der die Schüler in den 30er-Jahren auf die Auswanderung vorbereitete.

Der Kontakt mit Zeitzeugen ist ein wichtiger Bestandteil des Curriculums. So berichten Schüler der 10. Klasse im Buch über die beeindruckende Begegnung mit der Zeitzeugin Margot Friedländer, die selbst diese Schule besucht hat. Der Jubiläumsband bietet einen guten Überblick. Von Schiefertafel bis Smartboard, von Notizheft bis Internet.

Barbara Witting (Hrsg.): Identität und Vielfalt: 20 Jahre Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn Berlin, Verlag für Berlin-Brandenburg 2013, 147 S., 22.95 €

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025

Freiwilligendienst

Helfen und lernen

Vier Israelis erzählen, warum sie ehrenamtlich in Deutschland arbeiten

von Christine Schmitt  06.07.2025

Porträt der Woche

Die Welt verbessern

Noam Quensel möchte sich engagieren und das Judentum nach außen tragen

von Eugen El  06.07.2025

München

Das Schweigen brechen

Stephan Lebert und Louis Lewitan stellten ihr neues Buch »Der blinde Fleck« über ein deutsches Tabu und seine Folgen vor

von Helen Richter  03.07.2025

Sport

Fit mit Makkabi

Schmerzt der Rücken? Fehlt die Kraft? Wir haben vier Übungen für alle, die fit im Alltag werden wollen. Gezeigt hat sie uns Noah von Makkabi

von Katrin Richter  03.07.2025

Berlin

»Wie vorm Berghain«

Avi Toubiana über das Kosher Street Food Festival, organisatorische Herausforderungen und Warteschlangen

von Helmut Kuhn  06.07.2025 Aktualisiert

Lesung

Familiengeschichten

Der Autor Daniel Zylbersztajn-Lewandowski stellte im »taz-Café« zwei Bücher über seine Vorfahren vor – und lernte bislang unbekannte Verwandte kennen

von Alicia Rust  03.07.2025

Chemnitz

Marx und Mikwe

Die Jüdische Gemeinde präsentiert sich im Kulturhauptstadtjahr zwischen Baustelle, Geschichte und Begegnung. Ein Ortsbesuch

von Anett Böttger  02.07.2025

Meinung

Nicht ohne meine Klimaanlage!

Warum sich Deutschland im Sommer an Israel ein Beispiel nehmen sollte

von David Harnasch  02.07.2025 Aktualisiert