Auszeichnung

»Wer schweigt, stimmt zu«

Förderkreis-Vorsitzende Lea Rosh, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Preisträgerin Steffi Brachtel, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (v.l.) Foto: dpa

Die Freitalerin Steffi Brachtel ist vom Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas ausgezeichnet worden. Die 41-Jährige erhielt am Mittwochabend in Berlin den mit 3000 Euro dotierten Preis für Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus.

Brachtel, die in Dresden als Kellnerin arbeitet, habe in ihrer Heimat in besonderem Maße Zivilcourage gezeigt und Flüchtlingen bei der Integration geholfen, hieß es zur Begründung. Die 41-Jährige habe sich unter anderem aktiv gegen Hasskommentare auf Facebook und gegen Freunde sowie Bekannte gewandt, die fremdenfeindliche Ansichten geäußert hatten.

facebook In Freital bei Dresden hatten zur Jahresmitte 2015 Anwohner, Rechtspopulisten und Neonazis tagelang für Schlagzeilen gesorgt, weil sie ein als Flüchtlingsunterkunft vorgesehenes ehemaliges Hotel blockierten. Brachtel gehörte zu denen, die sich den Blockierern entgegenstellten.

Sie gründete die »Organisation für Weltoffenheit und Toleranz« und schloss sich Gegenprotesten an. »Ich konnte mir nicht vorstellen, einmal zu den meistgehassten Personen in Freital zu gehören«, sagt Brachtel, »das kann mich jedoch nicht davon abhalten, weiterzumachen. Wer schweigt, stimmt zu.«

Steffi Brachtel engagiert sich seit Oktober 2014 in besonderem Maße gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtsradikalismus und Antisemitismus. Ausschlaggebend dafür war der Facebook-Post eines damaligen Freundes. Darauf zu sehen waren ein Vater und sein Sohn. Der Sohn fragte seinen Vater, warum es in Star Wars keine Muslime gebe. Daraufhin erwiderte dieser, dass der Film ja in der Zukunft spiele.

An diesem Punkt war für die 41-jährige Kellnerin aus Freital die Grenze des Unmenschlichen überschritten. Sie positioniert sich seitdem aktiv gegen jegliche solcher Kommentare und damit auch gegen ihre Freunde.

tischrede Der Preis für Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus wurde zum siebten Mal vom Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin vergeben.

Im Anschluss hatte der Förderkreis zum elften Mal zu einem Spenden-Dinner für die Präsentation der Schicksale im »Raum der Namen« im Holocaust-Denkmal eingeladen. Die traditionelle Tischrede hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). epd/ja

Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft sorgt für Entsetzen. Politiker und Bürger reagieren deutlich. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

 18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Kommentar

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025