Bildband

Weltberühmte Künstler in der Provinz

In Schleswig-Holstein fand Leonard Bernstein die ersehnte Ruhe.

»Let’s make music as friends«, sagte Leo­nard Bernstein bei der Gründung des Schleswig-Holstein Festival Orchestra, dem Orchester zum »Schleswig-Holstein Musik Festival« (SHMF), das das nördlichste Bundesland seit 1986 jeden Sommer veranstaltet. Einer seiner Gründer war Leonard Bernstein, der Komponist der legendären West Side Story und so berühmter Sinfonien wie Jeremiah, Kaddish, Chichester Psalms und The Age of Anxiety.

Bernsteins Eltern waren – in ihrer ukrainischen Heimat als Juden verfemt – in die USA ausgewandert. Am 25. August 1918 wurde Leonard Bernstein in Massachusetts geboren. Zu seinem 100. Geburtstag und zum 33. Schleswig-Holstein Musik Festival im vergangenen Sommer legte der Wachholtz-Verlag den Bildband Leonard Bernstein. I fell in love with Schleswig-Holstein vor. Autor ist Alexander Bernstein, Leonard Bernsteins Sohn. Herausgegeben hat den Bildband mit zum Teil noch unveröffentlichten Fotos Christian Kuhnt, Intendant des SHMF.

16 Konzerte hatte das Festival seinem großen Impresario zum 100. Geburtstag im Sommer gewidmet, darunter Auszüge aus der West Side Story und ein Geburtstagskonzert, das Bernsteins Tochter Jamie gestaltete.

premiere Vor 40 Jahren, im Januar 1979, kam Leo­nard Bernstein erstmals nach Hamburg zur Premiere seines Musicals West Side Story in der Choreografie von John Neumeier. Er war Gast bei Justus Frantz, und die beiden Musiker legten den Grundstein für das Schleswig-Holstein Musik Festival.

Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt war der Dritte im Bunde. Das Trio wollte die klassische Musik in Katen, Kirchen und Konzertsäle, Gutshöfe, Gärtnereien und Industriebrachen, in Ställe und Scheunen bringen und damit direkt zu den Menschen in das Land zwischen den Meeren. Die dankten mit einer riesigen Welle der Begeisterung. Bernstein war von der familiären Atmosphäre hingerissen – und kam immer wieder.

Er fand in Schleswig-Holstein auf dem Gut Salzau, wo er das Festival-Orchester mit jungen Musikern aus aller Welt gründete und ausbildete, die ersehnte Ruhe. Viele Fotografen waren dabei, wenn er Gespräche mit Studenten und Kollegen, Publikum und Prominenten führte, wenn er in Hemdsärmeln probte und im Frack dirigierte, in Freizeitkleidung segeln ging oder auf Gut Steinhorst mit dem damaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel Karpfen angelte.

politiker Es sind Fotos mit Richard von Weizsäcker, Loki und Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Barschels Nachfolger Björn Engholm entstanden. Der Geiger Yehudi Menuhin, die Sopranistin Lucia Popp und Kurt Moll (Bass) sind zu sehen. »Lenny« holte die großen Künstler der Welt in die norddeutsche Provinz.

Die meisten Fotos sind schwarz-weiß, was ihre Wirkung noch intensiviert, vor allem bei Nahaufnahmen von Leonard Bernstein, die bis ins kleinste Detail seine Auseinandersetzung mit der Musik zeigen.

Der eindrucksvolle Bildband ist untergliedert in die Jahre 1985 bis 1989. Die Fotografien werden von Erinnerungen flankiert, die sein Sohn Alexander, sein Assistent Craig Urquhart und immer wieder Justus Frantz schrieben. »Leonard Bernstein war immer auch Rabbi, er hat sich selbst auch so bezeichnet, immer Lehrer, immer Komponist, Musiker, manchmal auch Politiker und Botschafter«, schrieb Justus Frantz, als er vom Tod Leonard Bernsteins am 14. Oktober 1990 erfuhr.

Alexander Bernstein und Christian Kuhnt (Hrsg.): »Leonard Bernstein. I fell in love with Schleswig-Holstein«. Wachholtz, Neumünster 2018, 130 S., 39,90 €

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025