Vortrag

Wandel und Kontinuität

Altenstadt an der Iller, Hauptstraße mit der 1802 errichteten Synagoge, Aufnahme vor 1927 Foto: Alemannia Judaica/Dr. Joachim Hahn

Seit Herbst 2021 gibt es in enger Kooperation der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) mit dem Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München die »Ad-hoc-Arbeitsgruppe ›Judentum in Bayern in Geschichte und Gegenwart‹«. In der BAdW-Zeitschrift »Akademie Aktuell« (Heft 3/2022), die jüdischem Leben in Bayern gewidmet ist, wird das ambitionierte Projekt beschrieben, das aus den Teilbereichen »Spurensuche – Das Landjudentum im vorindustriellen Bayern« und »Neuanfang – Jüdisches Leben in Bayern von 1945 bis heute« besteht.

Dazu passte die Einladung des Historikers Stefan Rohrbacher, der – nach Lehr- und Wanderjahren von der Historischen Kommission zu Berlin über das Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg bis zu einer Professur für Jüdische Studien an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg – seit 2002 an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf lehrt und forscht. Sein Interesse gilt, wie Gastgeber und Kollege Michael Brenner im Vortragssaal der BAdW in der Residenz am Hofgarten in seiner Begrüßung ausführte, der jüdischen Geschichte in Mitteleuropa, »vor allem der Frühen Neuzeit, der Frühgeschichte der jüdischen Aufklärung sowie der Geschichte von Judenfeindschaft und Antisemitismus«.

stereotypen Rohrbacher beschäftigte sich nicht nur mit antijüdischen Stereotypen im Sakralbereich und antisemitischen Ausschreitungen in Vormärz und Revolution, sondern es ging ihm auch um »Die jüdische Landgemeinde im Umbruch der Zeit. Traditionelle Lebensform, Wandel und Kontinuität im 19. Jahrhundert«. Im Rahmen seines Vortrags in München richtete er seinen Fokus auf die »Geschichte der jüdischen Landgemeinden in Bayern« und schmückte seine Ausführungen mit dem aussagestarken Zitat »An Juden ist daselbst kein Mangel«.

Als gemeinsamen Nenner jüdischer Siedlungsgeschichte machte Rohrbacher mit feiner Ironie das schiere Vorhandensein einer jüdischen Gemeinschaft aus, die nur unter besonderen Voraussetzungen, oftmals örtlichen Besonderheiten, möglich wurde. Gleich mit einer Übersicht der Vertreibungen von 1442 aus dem Herzogtum Bayern-München, 1450 aus Landshut und Ingolstadt, 1478 Passau, 1499 Würzburg und Ulm, 1519 Augsburg und 1575 Würzburg belegte er das bittere Los der ortsansässigen Juden und den Judenhass, der sich wie ein Flächenbrand durch Bayern bewegte.

Ausläufer dramatischer Ereignisse in der europäischen Geschichte bedrohten oder beförderten beiläufig jüdische Flucht und Niederlassung – wenn es den jeweiligen lokalen Machthabern gelegen kam. Der Dreißigjährige Krieg hatte ganze Landstriche verwüstet und entleert. Es passte, dass Juden aus dem Osten vor den Massakern durch Kosaken flohen. Wo Handel entstand, konnten die Herrschenden Steuern erheben. Lokale Freiheiten wurden durch das Judenedikt von 1813 aufgehoben, das die Existenz von Juden einräumte, aber für fast 60 Jahre auch streng reglementierte. Eine von vielen Erkenntnissen dieses interessanten Vortragsabends.

Am 7. Juni, 19 Uhr, wird die Vortragsreihe fortgesetzt mit einem Impulsreferat von Michael Brenner und einer Diskussion über jüdische Gemeinden in Bayern von der Weimarer Republik bis heute, an der Charlotte Knobloch und Josef Schuster teilnehmen. Es moderiert Rachel Salamander.

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