Lohheide

Vor 80 Jahren starb Anne Frank im KZ Bergen-Belsen

Anne Frank Foto: picture alliance / Everett Collection

Es wurde in mehr als 70 Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft: Das Tagebuch der Anne Frank ist eines der meistgelesenen Bücher der Welt. In diesem Jahr ist es 80 Jahre her, dass die Verfasserin starb. Die damals 15-Jährige kam im Februar oder März 1945 - genau weiß es niemand - im Konzentrationslager Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide zu Tode. Auf dem früheren Lagergelände erinnert heute noch ein Gedenkstein an sie.

Anne wurde am 12. Juni 1929 als Tochter einer jüdischen Familie in Frankfurt am Main geboren. 1934 floh sie mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Margot aus Deutschland in die Niederlande, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Von Juli 1942 bis August 1944 lebte die Familie versteckt in einem Hinterhaus in Amsterdam. Dort hielt Anne ihre Erlebnisse und Gedanken in einem Tagebuch fest.

Am 4. August 1944 drang die deutsche Sicherheitspolizei ins Hinterhaus ein und verhaftete die Untergetauchten. Über das Durchgangslager Westerbork wurde die Familie Frank in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert.

Fleckfieber und Typhus

Von dort wurden Anne und Margot Ende Oktober 1944 mit einem Transport weitergeschickt nach Bergen-Belsen. Die Lebensbedingungen in dem KZ waren furchtbar. Im Frühjahr 1945 herrschte eine Fleckfieber-Epidemie, an der rund 17.000 Gefangene starben. Auch Typhus und andere Krankheiten waren im Lager weit verbreitet.

Anne starb wenige Tage nach ihrer Schwester Margot. Die genauen Daten wurden kurz vor dem Kriegsende nicht mehr notiert. Lange wurde angenommen, dass sie im März 1945 zu Tode kam. Das Anne-Frank-Haus in Amsterdam geht nach neuesten Recherchen davon aus, dass es im Februar war.

Als einziges Mitglied der Familie Frank überlebte ihr Vater, der später ihr Tagebuch herausgab. Mit ihrem Tagebuch hat die 15-Jährige ihren Leidensgenossen eine Stimme und ein Gesicht gegeben.

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Unbekannter Begräbnisort

Für die heutige Gedenkstätte Bergen-Belsen war und ist die jugendliche Autorin von großer Bedeutung. Als Mitte der 1950er Jahre die Taschenbuch-Ausgabe ihres Tagebuchs und ein Theaterstück erschienen, sorgte das für ein erhöhtes Besucheraufkommen. »Vor allem junge Menschen machten sich auf, um zu sehen, wo Anne Frank gestorben ist«, sagt Leiterin Elke Gryglewski.

Für viele sei sie eine ganz zentrale Person gewesen. Und auch heute noch kämen viele Besucher aus aller Welt nur ihretwegen in die Gedenkstätte.

Auf dem weitläufigen Gelände erinnert ein schwarzer Grabstein mit einem Davidsstern an Anne und Margot. Er wurde von Angehörigen nach der Befreiung des Lagers errichtet. Der Stein markiert nicht das Grab der Frank-Geschwister. Ihr Begräbnisort ist unbekannt. »Sie liegen in einem der zahlreichen Massengräber auf dem Gelände«, sagt Gryglewski. »In welchem, wissen wir leider nicht.«

Viele Tagebücher

Vor zwei Jahren wurde der Stein Objekt einer rechtsradikalen Anfeindung: Ein Neonazi ließ sich davor ablichten und stellte das Bild mit problematischen Äußerungen ins Netz. In Bezug auf die Gedenkstätte insgesamt sei das einer von vielen Fällen - mit Blick auf den Frank-Gedenkstein jedoch ein Einzelfall, so die Leiterin. »Der Stein ist der Ort in der Gedenkstätte, an dem am meisten Devotionalien abgelegt werden - von Steinen über Blumen und Fähnchen bis hin zu Stofftieren.«

Annes Tagebuch hat für Gryglewski einen ganz besonderen Wert: »Es ist ein Zeugnis von Informationen, die damals auch in einem Versteck wahrgenommen werden konnten.« Frank schreibe ziemlich offen über die Deportationen in den Osten. »Sie hat offensichtlich davon gehört oder gelesen. Das finde ich eine interessante historische Information.«

Auf die Frage, ob sie das Buch zur Pflichtlektüre an deutschen Schulen machen würde, antwortet Gryglewski: »Ich würde gar nichts zur Pflichtlektüre machen. Im Kontext dieses Themas finde ich es immer schwierig, wenn man etwas zur Pflicht macht.« Es gebe viele Tagebücher von Holocaust-Opfern wie dem Polen David Rubinowicz (1927-1942) oder der Niederländerin Etty Hillesum (1914-1943). »Ich würde mir wünschen, dass Lehrkräfte so ausgebildet werden, dass sie all diese beeindruckenden Tagebücher kennen, um dann selbst zu entscheiden, was für ihre Gruppe angemessen ist.«

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