München

Von Speer bis Stauffenberg

Blick auf das Zentrum der Ausstellung mit einer Installation aus den Buchstaben SPEER. Foto: Museen der Stadt Nürnberg, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände; Foto: Stefan Meyer, Architekturfotografie Nürnberg-Berlin

Zwei Sonderausstellungen, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, eine szenische Lesung: Für die Sommermonate hat das NS-Dokumentationszentrum in der Brienner Straße wieder ein vielfältiges Programm konzipiert. Das Ziel der Bemühungen ist klar. »Wir hoffen, wieder anregende Impulse für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus geben zu können«, sagt Gründungsdirektor Winfried Nerdinger.

Anfang Juli bereichern gleich zwei prominente Gäste das Programm des NS-Dokumentationszentrums. Am 3. Juli liest der Schauspieler Roman Knizka begleitend zum Kammerkonzert des »Ensembles OPUS 45« aus Texten von Bertolt Brecht, Oskar Maria Graf und anderen Autoren. Drei Tage später gibt sich Wolfgang Thierse, der ehemalige Bundestagspräsident, die Ehre. Er wird einen Vortrag zum Thema »Deutschland als Einwanderungsland« halten.

Verschwörergruppe Den ganzen Sommer über ist auch in diesem Jahr eine Kunstausstellung zu sehen: heuer der 53-teilige Radierzyklus Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944 des Wiener Künstlers Alfred Hrdlicka. Das Werk gehört zu den eindringlichsten künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem gescheiterten Attentat der Verschwörergruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Ab dem 14. September dokumentiert die Sonderausstellung Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945 das Schicksal polnischer Zwangsarbeiter in der NS-Zeit. Das vielfältige Begleitprogramm zu dieser Schau wird in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung realisiert. Kirstin Frieden vom NS-Dokumentationszentrum freut sich, dass in Zusammenhang mit der Ausstellung auch wieder ein Zeitzeuge zu Wort kommt: »Am 20. September wird Bogdan Bartnikowski aus Polen über seine Zeit in Auschwitz und Sachsenhausen sprechen.«

»Albert Speer. Architekt, Rüstungsminister – und unpolitischer Technokrat?«: Diese Frage wird am 10. Juli in einer Podiumsdiskussion beleuchtet, an der auch Magnus Brechtken vom Institut für Zeitgeschichte teilnimmt. Er hat eine umfangreiche Biografie von Hitlers engem Vertrauten vorgelegt. Obwohl Speer als Rüstungsminister ab 1942 die Rüstungsmaschinerie des NS-Staates antrieb und dazu Zwangsarbeiter auch aus Konzentrationslagern rekrutierte, behauptete er nach Kriegsende, »eigentlich unpolitisch« und doch gar kein »richtiger Nationalsozialist« gewesen zu sein.

»rassenhygiene« Im Auftrag des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der TU München hat die Historikerin Annette Eberle die Rolle der bayerischen Ärzte im Nationalsozialismus untersucht. Ihre Recherchen konzentrierten sich auf die Umgestaltung der ärztlichen Standesorganisationen in Bayern, der Landesärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung im Sinne einer »rassenhygienisch« geprägten nationalsozialistischen Gesundheitspolitik.

Die Veranstaltung unter dem Titel »Die Ärzteschaft in Bayern und die Praxis der Medizin im Nationalsozialismus« findet am 24. Juli statt.

www.ns-dokuzentrum-muenchen.de

Nachruf

»Hej då, lieber Walter Frankenstein«

Der Berliner Zeitzeuge und Hertha-Fan starb im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Stockholm

von Chris Meyer  04.05.2025

Essay

Das höchste Ziel

Was heißt es eigentlich, ein Mensch zu sein? Was, einer zu bleiben? Überlegungen zu einem Begriff, der das jüdische Denken in besonderer Weise prägt

von Barbara Bišický-Ehrlich  04.05.2025

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  04.05.2025 Aktualisiert

Zusammenhalt

Kraft der Gemeinschaft

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern feierte das Fest der Freiheit im Geiste von Tradition und Herzlichkeit

von Rabbiner Shmuel Aharon Brodman  03.05.2025

Porträt der Woche

Die Zeitzeugin

Assia Gorban überlebte die Schoa und berichtet heute an Schulen von ihrem Schicksal

von Christine Schmitt  03.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025

Frankfurt

Zwischen den Generationen

2020 führten Jugendliche gemeinsam mit Überlebenden der Schoa ein »Zeitzeugentheater« auf. Nathaniel Knops Dokumentarfilm »Jetzt?« zeigt dessen Entstehung und feierte nun Premiere

von Eugen El  01.05.2025