Schönhauser Allee

Voller Einsatz

Die Hosenbeine sind durchnässt, Haare hängen klitschnass im Gesicht, und die Hände stecken in dicken Gärtnerhandschuhen. So sehr Stefanie auch an dem gewucherten Unkraut zieht, es will einfach nicht raus aus dem Boden. Die 29-Jährige wischt sich das Regenwasser von der Stirn und atmet durch.

Sie ist eine von 200 Freiwilligen, die am Dienstag am »Day of Caring« teilgenommen haben. Gemeinsam mit Kollegen aus dem Berliner Sitz der Mercedes-Benz Bank und Schülern der Evangelischen Schule Berlin Zentrum ist der jüdische Friedhof an der Schönhauser Allee von Gestrüpp und wild gewachsenem Efeu befreit worden. Bereits zum neunten Mal engagieren sich die Angestellten in sozialen Projekten.

Turnschuhe »Der Termin heute ist für uns ein Höhepunkt. Die Mitarbeiter sind mit sehr viel Stolz dabei«, sagt Vorstandsvorsitzender Franz Reiner, der an diesem Tag ausnahmsweise mal nicht in Schlips und Kragen unterwegs war, sondern, wie sein Berliner Kollege Tom Schneider, den Anzug gegen Turnschuhe, Outdoor-Jacke und abgewetzte Hose getauscht hatte.

Auch der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz ist vom »Day of Caring« begeistert. »Gerade im Berliner Themenjahr ›Zerstörte Vielfalt‹ ist diese Projekt, das versucht, ein deutsches Kulturgut zu erhalten, sehr wichtig. Ein Friedhof braucht konstante Pflege.«

Gemeinsam mit Schmitz ging der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, über den Friedhof. Auch auf ihn machten die vielen Menschen Eindruck, die in 1600 Arbeitsstunden 3000 Quadratmeter bearbeiteten, insgesamt mehr als 20 Kubikmeter Baumaufwuchs entfernt, mehrere Hundert Grabsteine von Efeu befreit und Hunderte Meter Weg freigelegt hatten. »Ich bin gerührt, zu welchem Glanz man diesem Schmuckstück verhelfen kann, wenn man wirkliches Engagement an den Tag legt«, sagte Joffe.

Und dieses Engagement zeigen auch Stefanies Kollegen, die für einen Arbeitstag mal keine Leasing-Verträge genehmigen oder im Kundenservice arbeiten. Für sie, das sagt Stefanie, zähle die Teamarbeit. Egal ob im Büro oder draußen.

Lesen Sie mehr in der Print-Ausgabe vom 3. Oktober.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025