Esslingen

Vererbt auf hundert Jahre

Schon bald Gemeindezentrum: Das Haus im Häppicher 3 war lange eine Galerie. Foto: Edgar Layher

Die Jüdische Gemeinde Esslingen könnte schon bald Wirklichkeit werden. Wie die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) mitteilt, hat die Gemeindevertretung Ende Januar einen Erbbaurechtsvertrag zur Übergabe der Synagoge von der Stadt Esslingen an die IRGW unterzeichnet. »Ein großer Moment für die IRGW und ganz besonders für unsere Esslinger Mitglieder«, sagte Vorstandssprecherin Barbara Traub.

»Als die Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) 1945 einen Vermerk im Grundbuch zur Überlassung der Immobilie an eine sich möglicherweise wieder bildende, jüdische Gemeinde eintragen ließ, war dies ein formaler Akt.« Wohl niemand habe damals an seine Verwirklichung geglaubt, so Traub weiter. Er habe sich keine bessere Nutzung des Gebäudes vorstellen können, nachdem die seit den 90er-Jahren dort beheimatete »Galerie Kunst im Heppächer« ausgezogen sei, sagt Oberbürgermeister Jürgen Zieger. Die Stadt sei deshalb sofort auf die IRGW zugegangen.

Wesentliche Voraussetzung, die Idee einer eigenen Gemeinde in Esslingen verwirklichen zu können, so Traub, sei der 2010 in Kraft getretene Staatsvertrag mit dem Land Baden-Württemberg gewesen. Ohne ihn habe man den Synagogenneubau in Ulm und das Gebäude hier nicht stemmen können. Der Erbbaurechtsvertrag ist auf 100 Jahre bemessen, der symbolische Zins beträgt ein Euro im Jahr. Dafür hat die IRGW sämtliche Lasten aus dem Gebäude zu tragen und ist verpflichtet, auf die rein kommerzielle Nutzung zu verzichten.

Planung In den ersten drei Jahren wolle man die Räume mit Leben füllen. Abhängig von der Nutzung, die sich dann konkretisiert haben dürfte, wolle die Gemeinde über entsprechende Investitionen entscheiden. »Wir wünschen uns sehr, dass sich jüdisches Leben in Esslingen wieder dauerhaft etablieren wird«, betont Zieger.

Nach der Schändung der Synagoge 1938 und dem Zwangsverkauf an die Stadt 1940 hatte die JRSO das Gebäude 1949 rechtmäßig an die Stadt Esslingen verkauft, die sich verpflichtete, eine sich später bildende jüdische Gemeinde bei der Suche nach Räumlichkeiten zu unterstützen. hso

Auszeichnung

Strack-Zimmermann erhält Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit

Die FDP-Politikerin wird für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen geehrt

 29.06.2025

Erfurt

Ende eines Krimis

Seine Entdeckung gilt als archäologisches Wunder: Mehr als 25 Jahre nach dem Fund des Erfurter Schatzes sind vier weitere Stücke aufgetaucht

von Esther Goldberg  29.06.2025

Porträt der Woche

Heilsame Klänge

Nelly Golzmann hilft als Musiktherapeutin an Demenz erkrankten Menschen

von Alicia Rust  29.06.2025

Interview

»Wir erleben einen doppelten Ausschluss«

Sie gelten nach dem Religionsgesetz nicht als jüdisch und erfahren dennoch Antisemitismus. Wie gehen Vaterjuden in Deutschland damit um? Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Konversion und »jüdische Gene«

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  29.06.2025

Solidarität

»Sie haben uns ihr Heim und ihre Herzen geöffnet«

Noch immer gibt es keinen regulären Flugbetrieb nach Israel. Wir haben mit Israelis gesprochen, die in Deutschland gestrandet sind. Wie helfen ihnen die jüdischen Gemeinden vor Ort?

von Helmut Kuhn  26.06.2025

Meinung

Mannheim: Es werden bessere Tage kommen

Wegen Sicherheitsbedenken musste die jüdische Gemeinde ihre Teilnahme an der »Meile der Religionen« absagen. Die Juden der Stadt müssen die Hoffnung aber nicht aufgeben

von Amnon Seelig  25.06.2025

Frankfurt

Lust auf jüdisches Wissen

Die traditionsreiche Jeschurun-Religionsschule ist bereit für die Zukunft

von Eugen El  23.06.2025

Interview

»Jeder hilft jedem«

Eliya Kraus über schnelle Hilfe von »Zusammen Frankfurt« und mentale Unterstützung

von Katrin Richter  23.06.2025

Leipzig

Tausende Gäste bei Jüdischer Woche

Veranstalter waren die Stadt Leipzig in Kooperation mit dem Ariowitsch-Haus

 23.06.2025