Düsseldorf

Szentei-Heise beklagt Mangel an Respekt

Der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Michael Szentei-Heise, vermisst Respekt im Umgang mit anderen. Er erlebe derzeit eine »alte Form des Antisemitismus von rechts«, sagte er in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.

Dies zeige sich in unflätigen Zuschriften, die bisweilen promovierte Leute unter Angabe ihres vollen Namens an die Gemeinde schickten. Die gehäuften tätlichen Angriffe auf Juden in den vergangenen zwei bis drei Jahren kämen hingegen oftmals von muslimischen Menschen, so Szentei-Heise.

afd Zudem merkte er an: »Verloren gegangen ist einfach der Respekt vor den anderen, und verloren gegangen ist eine gewisse Nonchalance, eine gewisse Leichtigkeit im Umgang miteinander.« Daran habe auch die AfD ihren Anteil, denn sie gebrauche Vokabular, durch das sich die Grenze dessen, »was man sagen darf oder was man sagen kann«, verschiebe.

Die gehäuften tätlichen Angriffe auf Juden kämen hingegen oftmals von Muslimen, so Szentei-Heise.

Szentei-Heise warnte davor, dass den Worten meist auch Taten folgten: »Die AfD ist in diesem Sinne ein geistiger Brandstifter und sorgt mit ihrem Auftreten und mit ihren bestimmten Parteitagen und Aussagen dafür, dass die Gesellschaft insgesamt verroht.«

Inzwischen könne er es durchaus verstehen, wenn Juden aus Angst davor, angegriffen zu werden, in der Öffentlichkeit keine religiösen Symbole mehr tragen wollten oder eine Basecap über die Kippa zögen. Dennoch sei er der Meinung, dass jüdisches Leben in Deutschland noch möglich sei. Man sei »noch nicht so weit wie in Frankreich. In Frankreich ist es tatsächlich so, dass 25 bis 30 Prozent der französischen Juden Frankreich bereits verlassen haben«, sagte Szentei-Heise.

BOTSCHAFTEN Mit den Kirchen und auch dem Kreis der Düsseldorfer Muslime gebe es eine »fantastische Zusammenarbeit«, erklärte der Experte. Demnächst solle es in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt auch einen Rat der Religionen geben. Zugleich seien die Menschen »immer weniger religiös zu verorten«, insofern erreichten die Botschaften von Glaubensgemeinschaften weniger Menschen. Die gesellschaftliche Sensibilität müsse dennoch weiter gestärkt werden, betonte Szentei-Heise.

»Die AfD ist ein geistiger Brandstifter und sorgt dafür, dass die Gesellschaft insgesamt verroht«, so der Gemeindechef.

Überregionale Bekanntheit hatte Szentai-Heise als Initiator des ersten interreligiösen Karnevalswagens beim Düsseldorfer Rosenmontagszug 2019 erlangt. Auf dem »Toleranz-Wagen« feierten Juden, Protestanten, Muslime und Katholiken gemeinsam. Szentei-Heise zeigte sich nach dem Karnevalszug zufrieden. Die Erwartungen an das Projekt seien »voll erfüllt worden«, sagte der Verwaltungsdirektor, der 2020 in den Ruhestand geht. kna/ja

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025

Porträt der Woche

Endlich angekommen

Katharina Gerhardt ist Schauspielerin und fand durch ihren Sohn zum Judentum

von Gerhard Haase-Hindenberg  12.12.2025

Würzburg

Josef Schuster: Hoffnung und Zivilcourage in schwierigen Zeiten

In einem Zeitungsbeitrag verbindet der Präsident des Zentralrates Chanukka mit aktuellen Herausforderungen

 12.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Wie jüdische Kinder Chanukka erleben

»Ich freu’ mich auf die Makkabäer«

Lichter, Dinos, Schokostreusel – was unsere Jüngsten in diesen Tagen am meisten mögen

von Christine Schmitt  11.12.2025

Sachsen

Mit Tiefgang und Pfiff

Am Sonntag wird in Chemnitz das »Jahr der jüdischen Kultur 2026« eröffnet

von Helmut Kuhn  11.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025