Gemeindeparlament

Stimmabgabe trotz Protest

Foto: Getty Images

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat am Montag die Kandidatenliste zur Wahl der 20. Repräsentantenversammlung (RV) veröffentlicht. Auf der Website der Gemeinde sind insgesamt 27 Bewerberinnen und Bewerber aufgeführt. Entsprechend der neuen Wahlordnung soll das Gemeindeparlament zukünftig elf bis 17 statt wie bisher 21 Sitze haben.

Die Abstimmung der Gemeindemitglieder soll ausschließlich per Briefwahl erfolgen. Am 3. September sollen die Stimmen ausgezählt werden. Laut der Wahlordnung, die auch auf der Homepage steht, soll jeder Berechtigte, der in das Wählerverzeichnis eingetragen ist, einen Wahlschein per Post zugesendet bekommen.

wahlleiter Zudem wird jetzt darüber informiert, dass ein neuer Wahlleiter bestellt wurde. Es handelt sich um Kenji Kitamura, Experte für Computersicherheit und Dozent am Touro College Berlin. Er wurde, wie es heißt, aufgrund der Erkrankung des bisherigen Wahlleiters zum 31. Juli bestellt. Anscheinend hat er keine für den Posten des Wahlleiters notwendige Befähigung zum Richteramt, denn er soll demnächst seinen Stellvertreter mit der Befähigung zum Richteramt berufen.

17 Kandidaten gehören dem »Koach!«-Bündnis an, darunter auch der amtierende Gemeindechef Gideon Joffe, Jessica Schmidt-Weil, Yuri Lewash und Sara Nachama. Sechs Kandidaten wurden für die Gruppe »LeʼKulam« zugelassen, zu deren Hauptinitiatoren Emanuel Adiniaev gehört, und vier für die Gruppierung »Tikkun Berlin«. Dieser Gruppe haben sich beispielsweise Sigalit Meidler-Waks, Naomi Birnbach und Tamar Vingron angeschlossen.

Sechs Bewerberinnen und Bewerber erhielten Absagen und können nicht kandidieren, darunter Felix Gorelik und Ilan David Karacun, bei denen das Führungszeugnis gefehlt haben soll und die für LeʼKulam antreten wollten. Lala Süsskind und Boris Rosenthal, Mitglieder von Tikkun Berlin, können ebenso wie zwei weitere Bewerber nicht antreten.

mehrheit Die RV soll verkleinert werden. Somit könnte Koach!, wenn alle 17 Kandidaten gewählt werden sollten, die absolute Mehrheit haben. Die beiden neuen Bündnisse könnten zusammen im besten Fall auf zehn Sitze kommen.

Lala Süsskind und Boris Rosenthal sind entschlossen, sich nach der Stimm­auszählung durch alle Instanzen zu klagen. »Wir geben nicht auf. Die Wahl ist unserer Meinung nach nicht rechtens.« Ihre Kritikpunkte: Die Wahl wurde von November kurzfristig auf September vorverlegt, nur über die Homepage sei man darüber informiert worden und musste innerhalb von zwei Wochen die 65 Unterstützer-Stimmen finden sowie ein polizeiliches Führungszeugnis ausgestellt bekommen. »Ich habe die Absage mit Fassung getragen, aber ich gehe weiter dagegen vor«, verspricht die ehemalige Gemeindechefin Lala Süsskind.

Die neue Wahlordnung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, die Ende Mai erlassen wurde und drastische Beschränkungen des passiven Wahlrechts vorsieht, wurde vom Gericht des Zentralrats der Juden in Deutschland per einstweiliger Anordnung vorläufig ausgesetzt.

zentralratsgericht Ginge es nach dem Beschluss des Zentralratsgerichts, würde die Wahl zur RV der Gemeinde, die unter anderem den Vorstand wählt und beaufsichtigt, nicht wie geplant Anfang September stattfinden. Die Berliner Gemeinde hält jedoch sowohl an der Wahlordnung als auch am Zeitplan fest.

Die neue umstrittene Satzung sieht vor, dass nur Mitglieder der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wählbar sind, die das 70. Lebensjahr zum Zeitpunkt der Konstituierung der neuen RV noch nicht vollendet haben. Gemeindeangestellte sowie Mitarbeiter bestimmter jüdischer Organisationen samt deren Ehegatten dürfen nach der neuen Wahlordnung ebenfalls nicht antreten.

Ausnahmen sind jedoch für amtierende Mitglieder des Gremiums oder des Vorstandes vorgesehen. Darunter befinden sich aktuell auch Personen, die weit über 80 Jahre alt sind.

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Erinnerung

Gedenken an erste Deportationen aus Berlin am »Gleis 17«

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, warnte mit Blick auf das Erstarken der AfD und wachsenden Antisemitismus vor einer brüchigen Erinnerungskultur

 16.10.2025

Bonn

Hunderte Menschen besuchen Laubhüttenfest

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde in Bonn, Jakov Barasch, forderte mehr Solidarität. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hätten sich hierzulande immer mehr Jüdinnen und Juden aus Angst vor Übergriffen ins Private zurückgezogen

 13.10.2025

Hamburg

Stark und sichtbar

Der Siegerentwurf für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge steht fest

von Heike Linde-Lembke  09.10.2025

München

Mut in schwieriger Zeit

Der Schriftsteller und Historiker Rafael Seligmann stellte im Gespräch mit Christian Ude sein neues Buch im Jüdischen Gemeindezentrum vor

von Nora Niemann  09.10.2025

Halle

Erinnerung an Synagogen-Anschlag vor sechs Jahren

Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsterrorist versucht, in die Synagoge einzudringen, scheiterte aber an der Tür. Bei seiner anschließenden Flucht tötete er zwei Menschen

 09.10.2025

Daniel Donskoy

»Ich liebe das Feuer«

Der Schauspieler hat mit »Brennen« einen Roman über die Suche nach Freiheit und Freundschaft geschrieben. Ein Interview

von Katrin Richter  09.10.2025

Nachruf

Lev tov, ein gutes Herz

Der ehemalige Berliner Gemeinderabbiner Chaim Rozwaski ist verstorben

 09.10.2025

WIZO

Party und Patenschaften

Die diesjährige Gala der Frauen-Organisation in Frankfurt übertraf alle Erwartungen

von Laura Vollmers  06.10.2025