Makkabi Deutschland Games

»Seien Sie stolze Juden«

Shaul Ladany: Überlebender der Schoa und des Olympia-Attentats von 1972 Foto: picture alliance/dpa

Herr Ladany, Sie sind Ehrengast bei den Makkabi Deutschland Games, die heute in Düsseldorf beginnen. Was sind Ihre Erwartungen an dieses Event?
Die Makkabi Games sind vor allem ein schönes Zusammentreffen von Sportlerinnen und Sportlern. Natürlich gibt es auch Wettkämpfe, aber was Höhepunkte in sportlicher Hinsicht angeht, habe ich – im Vergleich zu anderen sportlichen Wettkämpfen – weniger hohe Erwartungen.

Warum?
Vielleicht wird es ja beim Schach Spitzenergebnisse geben. Das Treffen von jungen Menschen steht im Vordergrund. Denn vergessen wir nicht: Selbst bei den Olympischen Spielen haben sich schon Paare kennengelernt. Diese Spiele finden vor dem historischen Hintergrund von 100 Jahren Makkabi statt, und vergessen wir nicht Max Nordaus Rede beim 2. Zionistenkongress über »Muskeljuden«. Im Schach gibt es zwar keine Muskeljuden, aber sehr viele clevere.

Sie haben das KZ Bergen-Belsen überlebt und den Anschlag auf das israelische Team bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Wie fühlt es sich für Sie an, nach Deutschland zu fliegen?
Ich war als etwa achtjähriger Junge im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Das vergisst ein Mensch nie. Ich habe keine Angst. Ich bin vorsichtig. Ich komme freiwillig und in tiefer Freundschaft zu Makkabi und den vielen Teilnehmern. Ich bin Zionist und glaube an die Wichtigkeit der Bildung und der Aufklärung der Jugend über die Nazi-Vergangenheit. Mir ist es daher also ein besonderes Anliegen, den jungen Menschen zu sagen, dass, wenn sich die Ursachen, die damals den Nationalsozialisten an die Macht geholfen haben, heute auch fortsetzen, dann könnten ähnliche Dinge auch in der Zukunft geschehen. Trotzdem gibt es zwischen damals und heute einen sehr großen Unterschied. Heute gibt es den Staat Israel für alle Juden in der Welt. Und genau das muss der jungen Generation erklärt und gesagt werden. Deswegen fahre ich nach Deutschland. Für mich ist das Reisen gerade in diesen Zeiten alles andere als angenehm. Ich muss anschließend in Quarantäne, und auch meine Tochter, die mich begleitet und selbst eine große Familie hat, muss dies tun.

Was ist Ihre Botschaft an die Sportlerinnen und Sportler?
Machen Sie Sport zu Ihrem Lebensstil, denn Sport ist wichtig. Für die Gesundheit, für die mentale Fitness. Menschen, die Sport treiben, fühlen sich besser! Seien Sie stolze Juden, geben Sie ihr Bestes, schließen Sie Freundschaften, vermehren Sie die jüdische Bevölkerung, damit es viele Mitglieder für Makkabi geben wird.

Sie sind Geher. Trainieren Sie jeden Tag?
Ja! Ich bin 85 Jahre jung, und von Jahr zu Jahr wird jeder Kilometer länger und jeder Abhang tiefer. Aber so ist das im Alter.

Mit dem israelischen Sportler und Zeitzeugen sprach Katrin Richter.

München

Das Schweigen brechen

Stephan Lebert und Louis Lewitan stellten ihr neues Buch »Der blinde Fleck« über ein deutsches Tabu und seine Folgen vor

von Helen Richter  03.07.2025

Sport

Fit mit Makkabi

Schmerzt der Rücken? Fehlt die Kraft? Wir haben vier Übungen für alle, die fit im Alltag werden wollen. Gezeigt hat sie uns Noah von Makkabi

von Katrin Richter  03.07.2025

Berlin

»Wie vorm Berghain«

Avi Toubiana über das Kosher Street Food Festival, organisatorische Herausforderungen und Warteschlangen

von Helmut Kuhn  03.07.2025

Lesung

Familiengeschichten

Der Autor Daniel Zylbersztajn-Lewandowski stellte im »taz-Café« zwei Bücher über seine Vorfahren vor – und lernte bislang unbekannte Verwandte kennen

von Alicia Rust  03.07.2025

Chemnitz

Marx und Mikwe

Die Jüdische Gemeinde präsentiert sich im Kulturhauptstadtjahr zwischen Baustelle, Geschichte und Begegnung. Ein Ortsbesuch

von Anett Böttger  02.07.2025

Meinung

Nicht ohne meine Klimaanlage!

Warum sich Deutschland im Sommer an Israel ein Beispiel nehmen sollte

von David Harnasch  02.07.2025 Aktualisiert

Interview

Das hilft wirklich gegen zu viel Hitze und Sonne

Yael Adler über die Frage, wie wir uns am besten schützen können und was wir im Sommer von den Israelis lernen können

von Philipp Peyman Engel  02.07.2025 Aktualisiert

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

München

Gedenken in schwerer Zeit

Die Stadt erinnerte an jüdische Opfer des NS-Regimes. Die Angehörigen aus Israel konnten wegen des Krieges nicht anreisen

von Luis Gruhler  01.07.2025