Israeltag

Schalom vom Odeonsplatz

Direkt vor der Feldherrnhalle wehten am diesjährigen Israeltag in München wieder große blau-weiße Flaggen mit Davidstern in der Mitte. Von der Bühne schallte fröhliche Musik, Menschen tanzten, und man merkte auf den ersten Blick: Dieses Fest ist ein Ehrentag für den jüdischen Staat.

Wie wichtig die Feier auch für München ist, erklärte Präsidentin Charlotte Knobloch in ihrer Begrüßungsrede: »Wo könnte man das Wunder Israel deutlicher spüren als hier, mit Blick auf die Feldherrnhalle, mitten in der einstigen ›Hauptstadt der Bewegung‹, die heute wieder unsere Heimat ist. Von hier aus rufen wir in die Welt: Am Israel chai!«

Verbundenheit »Das Volk Israel lebt« und »Happy Birthday« waren aber nicht nur beim Münchner Israeltag zu hören. Auf Initiative des Vereins »ILI – I Like Israel« wird die Staatsgründung Israels jedes Jahr bundesweit gefeiert. Wie am Odeonsplatz zeigten Hunderte auch in vielen anderen Städten ihre Verbundenheit mit dem jüdischen Staat.

Moderatorin Tatjana Ivanizky führte durch das Programm und stellte die vielen Gäste und Freunde Israels vor, die an diesem Tag gratulieren wollten. Als »ein Symbol der Versöhnung, ein Manifest von politischer Ethik und ein couragiertes Signal für die ganze Welt dem Staat Israel gegenüber« beschrieb eine junge Münchnerin den ILI-Tag, der unter der Schirmherrschaft des neuen Oberbürgermeisters Dieter Reiter und IKG-Präsidentin Knobloch stand.

Der von italienischer Architektur geprägte Odeonsplatz verwandelte sich durch die vielen Zelte in einen Markt, auf dem nicht nur israelische Köstlichkeiten wie Pita, Hummus, Falafel und koscherer Wein lockten, sondern an dem es auch viel über Israel zu erfahren gab. Repräsentanten israelischer, jüdischer und christlicher Organisationen, die Israel in Deutschland vertreten, stellten sich vor und boten umfangreiches Infomaterial an. Von attraktiven touristischen Zielen bis hin zu gesellschaftlichen Projekten konnten sich alle Gäste so aus erster Hand informieren. Der Verband jüdischer Studenten in Bayern, die Zionistische Jugend und das IKG-Jugendzentrum »Neshama« hatten außerdem ein vielfältiges Kinderprogramm vorbereitet.

Trachten Bei der Bühnen-Show konnten die Besucher Tanz und Gesang verschiedener Richtungen genießen. Die IKG-Chöre »Simcha« und »Druschba« traten auf sowie die »Riedinger Trachten-Kinder« vom Chiemsee. Zudem zeigten auch die israelischen Sänger Yoed Sorek und Elad Jakob sowie der Kantor der liberalen Münchner Gemeinde, Beth Shalom, Nikola David, ihr Können. Die Tanzgruppe »Freilachs« und das Show-Ballett »Genesis« des IKG-Jugendzentrums begeisterten mit ihren Auftritten ebenfalls. Und wie immer verlieh auch Anat Rajber, die langjährige Organisatorin des Münchner Israeltags, allem einen ganz besonderen Charme.

Ein weiterer Höhepunkt war der Moment, als zahlreiche Menschen auf die Bühne traten und erklärten, warum sie Israel lieben: »weil meine Kinder dort geboren sind«; »weil es kein anderes Land gibt, wo ich so viel erlebe«; »weil Israel eine historische Heimat für mich ist«; »weil ich dort Freunde habe« – Gründe, dieses Land zu lieben, gibt es sicher so viele, wie die zahllosen blau-weißen Luftballons, die am Abend in den Münchner Himmel aufstiegen.

In den zahlreichen Grußworten ging es immer wieder um das Verhältnis von Deutschland zu Israel. So sprach Thomas Münz, Präsident der Zionistischen Organisation, unter anderem über die Israel-Berichterstattung der Medien. Bernd Posselt, Europaabgeordneter der CSU, betonte, wie wichtig der Frieden in einer Region ist, »die unsere jüdische und christliche Kultur, die Europa geprägt hat und prägt«.

Zusammenarbeit Zur wirtschaftlichen Bedeutung Israels für Bayern äußerte sich die Bayerische Staatsministerin Beate Merk, die zudem Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ist. Sie unterstrich die »hervorragenden Perspektiven für unsere wirtschaftliche und technologische Zusammenarbeit mit Israel«. Für Generalkonsul Dan Shaham ist das neue Domizil des Generalkonsulats am Karolinenplatz ein historischer Schritt und Zeichen für die »guten Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten«. Auch Marian Offman, Stadtrat und Vorstandsmitglied der IKG, sieht im neuen Standort des Generalkonsulats ein Symbol für den Sieg über die NS-Zeit.

Konkrete Ergebnisse der deutsch-israelischen Zusammenarbeit konnte Katja Tsafrir als Delegierte des JNF-KKL präsentieren: »In der Wüste Negev sind fast eine halbe Million Bäume durch deutsche Spenden gepflanzt worden.« Von seinem außergewöhnlichen Ansatz, Israel kennen und lieben zu lernen, berichtete der Buchautor Christian Seebauer, der kürzlich rund 1000 Kilometer durch Israel gewandert ist.

Bis zur Dunkelheit spielten die »Delicious Groove Gourmets« mit dem Solisten Adriano Prestel und ließen den Israeltag langsam ausklingen.

Auszeichnung

Die Frau mit den Blumen

Zwei Jahre lang ging Karoline Preisler auf anti-israelische Demonstrationen, um auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam zu machen. Jetzt erhält sie den Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden

von Michael Thaidigsmann  30.10.2025

Nachruf

Gestalter mit Weitblick

Für Jacques Marx war die Gemeindearbeit eine Lebensaufgabe. Eine persönliche Erinnerung an den langjährigen ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen

von Michael Rubinstein  30.10.2025

Ehrung

Demokratiepreis für Graphic Novel über Schoa-Überlebende

Die Schoa-Überlebenden Emmie Arbel gewährte Zeichnerin Barbara Yelin vier Jahre lang Einblicke in ihr Leben

 30.10.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  30.10.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 29.10.2025

Schwielowsee

Shlomo Afanasev ist erster orthodoxer Militärrabbiner für Berlin und Brandenburg

Militärrabbiner gibt es bereits in Deutschland. Nun steigt der erste orthodoxe Rabbiner bei der Bundeswehr in Brandenburg ein

 29.10.2025

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Stuttgart

Whisky, Workshop, Wirklichkeit

In wenigen Tagen beginnen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Jüdischen Kulturwochen. Das Programm soll vor allem junge Menschen ansprechen

von Anja Bochtler  26.10.2025

Porträt

Doppeltes Zuhause

Sören Simonsohn hat Alija gemacht – ist aber nach wie vor Basketballtrainer in Berlin

von Matthias Messmer  26.10.2025