Schwabach

Sammeln für die Erinnerung

Mittels einer App können Besucher Alltagsszenen miterleben, die sich hinter diesen Mauern abgespielt haben. Foto: JMF

Schwabach

Sammeln für die Erinnerung

Das Jüdische Museum Franken erweitert seine Ausstellung und sucht Unterstützer

von Ralph Bauer  05.01.2015 17:13 Uhr

Jüdisches Leben in Schwabach geht bis im Mittelalter zurück. Unter anderem lebte hier der Ururgroßvater von Karl Marx. Um dieser Tradition buchstäblich auch ein Denkmal zu setzen, soll im Mai 2015 die zweite Dependance des Jüdischen Museums Franken eröffnet werden. Die Kosten liegen bei rund 390.000 Euro, den größten Teil hat die Regierung von Mittelfranken bereits finanziert.

Für die fehlenden 70.000 Euro sind die Museumsmacher um Daniela Eisenstein auf Spenden angewiesen. Entsprechend gab es einen exklusiven Abend für Sponsoren und Förderer mit dem Schirmherrn des Projektes, dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein. Als Ehrengast las Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, aus ihrer Autobiografie.

Wissen bewahren Beckstein zeigte sich erfreut über den Fortgang der Arbeiten für das Museumsensemble in Schwabach. Niemand habe nach der Schoa geglaubt, dass es wieder möglich sei, jüdisches Leben in Deutschland zu etablieren. Heute gebe es wieder mehr als 100 jüdische Gemeinden. »Das ist ein ungeheurer Fortschritt«, sagte Beckstein. Museen wie das in Schwabach seien wichtig, um das Wissen um die deutsch-jüdische Kultur zu bewahren. Deshalb appellierte er, das Projekt »moralisch, aber auch finanziell zu unterstützen«.

Eisenstein stellte Konzept und Bilder der neuen Ausstellung vor. Wie die bestehenden Museen Fürth und Schnaittach befindet sich die neue Dependance in einem historischen Gebäude. Nicht nur das Haus Nr. 10 gehöre dazu, sondern auch die gesamte Synagogengasse sei musealer Raum. Im Mittelpunkt steht die Wandmalerei in der Laubhütte des Museumsgebäudes: eine einzigartige Szene einer Hasenjagd, die als Eselsbrücke für die Reihenfolge der fünf Segenssprüche diente, wenn der Schabbatausgang auf einen Feiertag fällt.

Das Museumskonzept sieht neben dem Gebäude und den dortigen Ausstellungsstücken auch moderne multimediale Elemente vor. Wer durch die Synagogengasse läuft, kann mittels einer App für Smartphones und mobile Computer Geschichten der einstigen Bewohner lauschen. Da gibt es zum Beispiel einen Schächter, der lieber ein Bierchen trank, als seinen Pflichten nachzugehen, oder einen Jungen, der am liebsten jede Nacht durch die Dachklappe hindurch die Sterne beobachtete.

Fränkische Geschichte »Das ist nicht nur jüdische, sondern auch fränkische und Schwabacher Geschichte. Deshalb hoffe ich, dass die ersten Besucher die Schwabacher Bürger sein werden«, sagte Eisenstein. Die Laubhütte war 2002 bei der Sanierung des Hauses, das der Kaufmann Moses Löw Koppel 1795 gekauft hatte, entdeckt worden.

Wie der Vorsitzende des Museumsträgervereins, Alexander Küßwetter, betonte, ist das neue Museum der letzte fehlende Element des Jüdischen Museums Franken: »Während in Fürth Geschichte und Kultur des wichtigsten Zentrums religiösen jüdischen Lebens in Süddeutschland thematisiert werden und Schnaittach das Landjudentum nahebringt, wird nun mit Schwabach auch das jüdische Leben in einer Kleinstadt behandelt.«

Zusammen zeigten alle drei Museen, dass fränkische Geschichte jüdisch ist und umgekehrt. Von daher sei die Erforschung und Vermittlung jüdischen Lebens in Franken »fundamental für die kulturelle Identität« aller Franken.

Anders als man erwarten mag, assoziierten Länder wie etwa die USA Franken nicht mit Lebkuchen und Bratwürsten, sondern mit dem Jüdischen Museum Franken und der Geschichte als ehemalige Heimat Hunderter jüdischer Gemeinden. Um seine Vermittlungsarbeit fortzuführen und um jüdische Traditionen und Rituale nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wünschen sich das Jüdische Museum Franken, Beckstein und der Trägerverein noch viele weitere Unterstützer.

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Trauer

Mit gebrochenem Herzen

Die Israelitische Kultusgemeinde nahm Abschied von Rebbetzin Shoshana Brodman sel. A., die Anfang November nach langer Krankheit starb

von Esther Martel  02.12.2025

Kulturtage

»Weitermachen ist die einzige Chance«

»Jüdisches Leben in Deutschland – Heute und Morgen«: Ein Podium stellte die Frage nach gesellschaftlichen Dynamiken und Konsequenzen nach dem 7. Oktober

von Esther Martel  02.12.2025

Planegg

Historische Sensation

Eine Ausstellung erzählt vom Schicksal Jakob Hirschs, der 1818 als erster Jude in Bayern geadelt wurde

von Ellen Presser  02.12.2025