Jubiläum

Renoviert ins nächste Jahrzehnt

Schatz: Alisa Fuhlbrügge zeigt die Tora. Foto: Heike Linde-Lembke

Mit Freude geht Alisa Fuhlbrügge durch die Räume, öffnet eine weiße Schiebetür, die Gemeindemitglieder gerade von Pappe und Mörtel befreit haben. Seit Jahrzehnten war die Türöffnung versperrt. Nun ist der Blick wieder frei durch alle drei Repräsentationsräume in der Beletage des 1890 erbauten Hauses am Flamweg 4 im schleswig-holsteinischen Elmshorn, seit einem Jahr Sitz der Jüdischen Gemeinde.

Die Renovierung ist rechtzeitig zur Festwoche zum zehnten Geburtstag der Gemeinde abgeschlossen. Am 28. Oktober 2012 konnten die Mitglieder mit Schleswig-Holsteins Landesrabbiner Walter Rothschild das neue Gemeindezentrum eröffnen. Am Sonntag, 3. November, startet die Festwoche mit der Vernissage zur Ausstellung mit Fotografien über jüdisches Leben in Elmshorn von Gesche Cordes.

Wiedergründung Am 8. November 2003 hatten Juden, die nach der Schoa nach Elmshorn zurückgekehrt waren, mit Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion und Israel die Gemeinde wiedergegründet. Die Mitglieder trafen sich zunächst in der Volkshochschule, dann in der katholischen Kirche und konnten etwas später eigene Räume anmieten, die aber rasch zu klein wurden.

»Diese Räume fand ich über eine Zeitungsanzeige«, sagt Fuhlbrügge. Schräg gegenüber stand die alte Synagoge, die am 9. November 1938 niedergebrannt wurde. Daran erinnert ein Mahnmal. Im Hauptraum neben dem Toraschrank steht die Bima. An den Wänden hängen von einer Elmshorner Behindertenwerkstatt gemalte Bilder mit Chanukkaleuchtern. Einer der drei großen Räume ist der Kidduschraum. Sogar einen Balkon für die Sukka gibt es.

Jüdische Besitzer »Ich entdeckte im Stadtarchiv, dass das Haus bis 1941 fast durchgehend jüdische Besitzer und Mieter hatte«, sagt Fuhlbrügge, die seit 20 Jahren in Elmshorn lebt und Schulrektorin war. Mittlerweile wird die Gemeinde monatlich finanziell von der Stadt unterstützt. »Die Jüdische Gemeinde in Elmshorn war immer arm«, erzählt die Vorsitzende. 1685 erhielt Behrend Levi einen Schutzbrief von Detlev Graf zu Rantzau. 1940 lebten noch acht Juden in der Stadt. Am 22. November 1943 meldete die Stadt Elmshorn, sie sei »judenfrei«. Genau 70 Jahre später aber kann eine jüdische Gemeinde in Elmshorn wieder einen runden Geburtstag feiern.

Dialog

Freunde wie Berge

Juden und Kurden verbindet eine jahrtausendealte Freundschaft. Um ein Zeichen der Gemeinsamkeit zu senden und sich des gegenseitigen Rückhalts zu versichern, kamen sie nun auf Einladung der WerteInitiative in Berlin zusammen

von Katrin Richter  10.09.2025

Literatur

»Es wird viel gelacht bei uns«

Der Historiker Philipp Lenhard und die Schriftstellerin Dana von Suffrin über den von ihnen gegründeten Jüdischen Buchklub, vergessene Klassiker und neue Impulse

von Luis Gruhler  09.09.2025

Ausstellung

Lesen, Schreiben, Sehen, Handeln, Überleben

Im Literaturhaus München wird das Leben der amerikanischen Denkerin und Publizistin Susan Sontag gezeigt

von Ellen Presser  09.09.2025

München

Spur der heiligen Steine

Es war ein Sensationsfund: Bei Baumaßnahmen am Isarwehr wurden Überreste der früheren Hauptsynagoge entdeckt. Der Schatz wird nun vom Jüdischen Museum erforscht

von Michael Schleicher  07.09.2025

Dialog

Gemeinsam stark

Fatma Keser ist Mitbegründerin von »Pêk Koach – Jewish-Kurdish Women’s Alliance«. Der Frauenverein will jüdische und kurdische Perspektiven vermitteln

von Pascal Beck  07.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  04.09.2025

Erfurt

Studiengang »Jüdische Soziale Arbeit« offiziell gestartet

Zentralratspräsident Josef Schuster: Die Einrichtung des Studiengangs ist ein starkes Zeichen für die Lebendigkeit jüdischen Lebens in Deutschland

 04.09.2025

Hannover

»Wir sind hier und wir bleiben hier«

Im September wird die Liberale Jüdische Gemeinde 30 Jahre alt. Gegründet wurde sie einst von drei Frauen. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Rebecca Seidler über Generationen, Sicherheit und eine große Portion Optimismus

von Katrin Richter  04.09.2025