#NoDenyingIt

Offene Debatte statt Hetze

Die Social-Media-Kampagne, die sich insbesondere an den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg richtet, läuft unter dem Hashtag »NoDenyingIt«. Foto: Screenshot

Es ist ein eindringlicher Appell von Holocaust-Überlebenden an Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Unter dem Hashtag »NoDenying­It« fordern sie in einer groß angelegten Social-Media-Kampagne die Löschung von Beiträgen, die auf der weltweit agierenden Internet-Plattform den nationalsozialistischen Völkermord an der jüdischen Bevölkerung Europas leugnen.

Auch Charlotte Knob­loch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, beteiligt sich mit einer Videobotschaft an der gerade gestarteten Online-Aktion der Claims Conference, einem Zusammenschluss jüdischer Organisationen.

Auf den zunehmenden Antisemitismus, der mittlerweile bis in die Mitte der Gesellschaft reicht, weist die langjährige Präsidentin der IKG schon seit vielen Jahren hin. Gleichzeitig stellt sie mit Bedrückung fest, dass antisemitische Verschwörungstheorien und Holocaustleugnung auch auf Facebook mehr und mehr die Runde machen.

videobotschaft Die Forderung, die sie in ihrer Videobotschaft mit diesem Aspekt verbindet, ist unmissverständlich: »Das Klima von Einschüchterung und Hass, das diese Entwicklung schafft, dürfen wir nicht hinnehmen.« Daher bestehe dringender Handlungsbedarf aufseiten des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg, mahnt Charlotte Knobloch an.

Den Holocaust und damit das Leiden der Opfer zu leugnen, sei nichts anderes als verbaler Hass, erklärten die Organisatoren der Claims Conference beim Start der Aktion. Charlotte Knobloch warnte in diesem Zusammenhang vor einer Bagatellisierung derartiger Übergriffe im Internet und vor der daraus entstehenden Dynamik. Statt ein freies Forum der Ideen zu sein, würden das Internet und Plattformen wie Facebook zur Verbreitung von Hass missbraucht.

»Solche Übergriffe verängstigen die Menschen«, erklärt die IKG-Präsidentin.

»Eine offene Debatte bleibt auch online wichtig«, erklärt die Präsidentin der Münchner jüdischen Gemeinde in ihrem Videobeitrag, »doch von Offenheit in der Meinungsbildung kann keine Rede sein, wenn Diskutanten mit Beleidigungen und Drohungen überzogen werden und dies keine Folgen hat. Solche Übergriffe im Netz vergiften die öffentliche Debatte und verängstigen die Menschen.«

Respektlosigkeit, Beleidigungen und sogar Morddrohungen hat Charlotte Knob­loch schon oft persönlich erfahren, in jüngerer Zeit immer häufiger auf Plattformen im Internet. Viele Worte verliert sie darüber in der Öffentlichkeit nicht. Ihre Sorge ist grundsätzlicher Natur: »Nicht nur wir in der jüdischen Gemeinschaft in München haben schon erleben müssen, dass Hass im Internet auch zu Gewalt in der realen Welt führen kann.«

zeitzeugen Mit Blick auf die Gegenwart und die nahe Zukunft erinnert sie auch daran, dass die Zahl der Holocaust-Überlebenden, der Zeitzeugen, mit jedem Tag weiter zurückgeht. Der Effekt, der dadurch entsteht, ist für Charlotte Knobloch eindeutig. »Immer weniger Stimmen können aus jener Zeit berichten, und immer mehr verantwortungslose Menschen nutzen das aus, um öffentlich zu bestreiten, dass es den Holocaust jemals gab«, stellt sie gerade mit Blick auf die sozialen Netzwerke fest.

Charlotte Knobloch, die gesellschaftliche Entwicklungen genau beobachtet, nahm erst vor wenigen Wochen mit Zufriedenheit die schärferen gesetzlichen Regelungen zur Kenntnis, die der Bundestag zur Eindämmung von Hassbotschaften verabschiedet hat. »Es ist nur konsequent, dass der Gesetzgeber ein solches Pulverfass in unserer Mitte nicht länger duldet«, kommentierte sie.

Mit dieser Gesetzesänderung habe eine Strafbarkeitslücke, die besonders in den sozialen Netzwerken aufgetreten sei, eingedämmt werden können. Künftig hätten Sicherheitsbehörden die Möglichkeit, die Absender leichter zurückzuverfolgen. Das sei nicht nur ein rechtlicher Fortschritt, sondern ein Gewinn für die ganze Gesellschaft.

Der Missbrauch der freien Rede ist nicht hinnehmbar.

In diesem Sinn und über alle Grenzen hinweg müsse nach Überzeugung von Charlotte Knobloch auch Mark Zuckerberg als Facebook-Vorstandsvorsitzender aktiv werden und Beiträge und Kommentare, die den Holocaust leugnen, stoppen. Der Missbrauch der freien Rede, der sich hinter der Holocaustleugnung verberge, könne keine hinnehmbare Option sein.

»Die Erinnerung wachzuhalten«, gab die Holocaust-Überlebende Charlotte Knob­loch in ihrer Botschaft Zuckerberg mit auf den Weg, »ist bereits schwer genug. Sie darf nicht noch durch Leugnung verwässert und zerstört werden.«

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025