Centrum Judaicum

Neue Direktorin vorgestellt

Anja Siegemund und Hermann Simon Foto: Uwe Steinert

Anja Siegemund heißt die neue Direktorin des Centrum Judaicum. Ab dem 1. September tritt sie die Nachfolge von Hermann Simon an, der in den Ruhestand geht. Gemeinsam mit Gideon Joffe, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, stellte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) die designierte Direktorin am Montag der Öffentlichkeit vor.

»Anja Siegemund ist eine anerkannte Wissenschaftlerin, die die hervorragende Arbeit des Centrum Judaicum fortführen, aber auch neue Akzente setzen wird«, sagte Müller. »Wir hoffen, dass die neue Direktorin den besonderen Dreiklang des Centrum Judaicum weiterentfalten wird, der aus Synagoge, Ausstellung und Archiv besteht«, betonte der Regierende Bürgermeister.

Das Centrum Judaicum sei eine der renommiertesten jüdischen Einrichtungen in Berlin. »Es nimmt in unserer Stadt einen wichtigen Platz ein«, erklärte Müller.

Herausforderung Die Historikerin leitet bislang seit sechs Jahren das Leo-Baeck-Institut Jerusalem. Zuvor arbeitete sie in der KZ-Gedenkstätte Dachau und im Haus der Wannseekonferenz. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Geschichte der deutschen Juden und Erinnerungskulturen in Deutschland und Israel.

Zwischen ihrem Jerusalemer Institut und dem Berliner Centrum Judaicum gebe es viele Parallelen, sagte Siegemund am Montag im Roten Rathaus. Beide Institutionen seien »klein, aber fein« und hätten mehr als einen Fokus. »Forschung, Publikationen, Kulturvermittlung – gerade die Vielfalt der Aufgabenfelder erlaubt Kreativität, ist aber auch eine große Herausforderung«, sagte die designierte Direktorin.

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin setzt große Hoffnungen in die neue Leiterin. »2014 besuchten mehr als 130.000 Menschen das Centrum Judaicum, die meisten von ihnen Touristen. Wir als jüdische Gemeinde würden uns freuen, wenn künftig auch mehr Berliner Schüler das Angebot wahrnehmen«, sagte Gemeindechef Joffe. Denn neben den historischen Aspekten biete das Centrum Judaicum die »wunderbare Möglichkeit, lebendiges Judentum kennenzulernen, das sich derzeit wieder in unserer Stadt entfaltet.«

Die Gemeinde sei daher »außerordentlich glücklich« über die Entscheidung der Leo-Back-Institutsleiterin, von Jerusalem nach Berlin überzusiedeln. Zugleich dankte der Gemeindechef dem scheidenden Direktor: »Hermann Simon gebührt unser großer Dank. Er ist ein echter Jecke, der seine Tugenden mit viel Engagement auf das Centrum Judaicum übertragen hat«, sagte Joffe.

Fußstapfen Die Suche nach einer geeigneten Nachfolge von Hermann Simon habe sich als intensiv und schwierig gestaltet, berichtete der Gemeindevorsitzende. »Man muss für diesen Job Diplomat und Ökonom zugleich sein und sich zudem in jüdischer Geschichte und Gegenwart auskennen«, sagte Joffe.

»Es ist mir bewusst, dass ich in große Fußstapfen trete«, bekannte Siegemund. Umso mehr freue sie sich, dass Hermann Simon, der das Centrum Judaicum 27 Jahre lang leitete, sie auch über seine Amtszeit hinaus unterstützen wird.

Er werde seine Nachfolgerin nun »nach Kräften unterstützen«, agte Simon, etwa bei der dringend nötigen Überarbeitung der Dauerausstellung, und weiterhin ein Büro im Haus behalten. Dennoch freue er sich nun auf ein bisschen mehr Privatleben, seine zahlreichen Ehrenämter und aufs Bücherschreiben.

Finanzierung Mit Erleichterung quittierten Simon und Siegemund dann auch die Ankündigung Michael Müllers, den Senatszuschuss für die renommierte Institution von derzeit 420.000 auf 520.000 Euro jährlich zu erhöhen. »Das Budget des Centrum Judaicum ist knapp, das ist uns bewusst«, sagte Berlins Regierender Bürgermeister. Mit der Erhöhung wolle das Land Berlin »die hervorragende Arbeit der Einrichtung auch finanzpolitisch ausdrücken.«

»Diese Summe aus dem Mund des Regierenden Bürgermeisters zu hören, freut mich sehr«, konterte Simon. »Doch aus meinem Mund kann ich Ihnen sagen: Wir brauchen mehr.«

Anja Siegemund ist diesbezüglich optimistisch. Aus Israel bringe sie »die Kunst mit, aus wenigen Ressourcen etwas machen zu können, eine Balance zu finden und von außen, gewissermaßen mit israelischem Blick, auf die Dinge zu schauen.«

Für die Zukunft plant sie unter anderem mehr Raum für Begegnungen, möglicherweise in einem hauseigenen Café, sowie die Gründung von Gremien, etwa eines wissenschaftlichen Beirats, in dem auch Hermann Simon dem Centrum Judaicum künftig erhalten bleiben soll.

München

Das Schweigen brechen

Stephan Lebert und Louis Lewitan stellten ihr neues Buch »Der blinde Fleck« über ein deutsches Tabu und seine Folgen vor

von Helen Richter  03.07.2025

Sport

Fit mit Makkabi

Schmerzt der Rücken? Fehlt die Kraft? Wir haben vier Übungen für alle, die fit im Alltag werden wollen. Gezeigt hat sie uns Noah von Makkabi

von Katrin Richter  03.07.2025

Berlin

»Wie vorm Berghain«

Avi Toubiana über das Kosher Street Food Festival, organisatorische Herausforderungen und Warteschlangen

von Helmut Kuhn  03.07.2025

Lesung

Familiengeschichten

Der Autor Daniel Zylbersztajn-Lewandowski stellte im »taz-Café« zwei Bücher über seine Vorfahren vor – und lernte bislang unbekannte Verwandte kennen

von Alicia Rust  03.07.2025

Chemnitz

Marx und Mikwe

Die Jüdische Gemeinde präsentiert sich im Kulturhauptstadtjahr zwischen Baustelle, Geschichte und Begegnung. Ein Ortsbesuch

von Anett Böttger  02.07.2025

Meinung

Nicht ohne meine Klimaanlage!

Warum sich Deutschland im Sommer an Israel ein Beispiel nehmen sollte

von David Harnasch  02.07.2025 Aktualisiert

Interview

Das hilft wirklich gegen zu viel Hitze und Sonne

Yael Adler über die Frage, wie wir uns am besten schützen können und was wir im Sommer von den Israelis lernen können

von Philipp Peyman Engel  02.07.2025 Aktualisiert

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

München

Gedenken in schwerer Zeit

Die Stadt erinnerte an jüdische Opfer des NS-Regimes. Die Angehörigen aus Israel konnten wegen des Krieges nicht anreisen

von Luis Gruhler  01.07.2025