Limmud

Mit den Eltern im selben Workshop

Chamsa-Basteln Foto: Tara-Faye Presser

Nach drei Jahren und zum dritten Mal gab es einen Limmud-Tag in München. Unter Vorzeichen wie »Während du lehrst, lernst du« (talmudische Weisheit) und »Von und miteinander lernen, kann Spaß machen« (erstaunter Kommentar eines Teenagers, der nicht genannt werden wollte, weil es doch eigentlich uncool ist, mit den Eltern im selben Workshop zu landen) fanden 37 Workshops, zwei Podiumsgespräche, eine Filmvorführung für Erwachsene sowie 16 weitere Angebote von einer Chanukka-Backstube bis Chamsa-Basteln und Zumba bei den Limmud-Kids statt. Über 300 Hörer, rund 100 Kinder, über 50 Aktivisten, darunter sieben Rabbiner, und 400 verputzte Sandwiches schmücken die Statistik.

Ungarn Aber was sind angesichts der interessanten Themenvielfalt schon Zahlen? Gerade machte die Forderung nach einer Judenliste in Ungarn europaweit Schlagzeilen. Bei Limmud-München erklärte Rabbiner Joel Berger aus Stuttgart die Genese eines nur scheinbar neu entflammten Judenhasses im heutigen Ungarn. Das leidige und für jüdische Gemeinden in Deutschland fatale Phänomen des Gemeindeaustritts, um die Bekenntnissteuer zu meiden, beleuchtete Ex-IKG-Vizepräsident Moris Lehner, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Wirtschafts- und Steuerrecht in München, in seinem Vortrag »Bekenntnis ja, Steuer?«.

Das Stichwort Iran assoziiert man heute mit Gefahr für die freie Welt im Allgemeinen und für Israel im Besonderen. Juden sind seit nachbiblischer Zeit dort ansässig gewesen. Das war der Ausgangspunkt für einen ebenso gut besuchten Workshop wie Streiflicht für die Beschäftigung mit den sogenannten Bergjuden, bei German Djanatliev, der aus Nürnberg kam und in Deutsch und Russisch referierte. Erst seit der Zuwanderung einiger Juden aus Tschetschenien, Dagestan und Aserbaidschan erfährt man von ihrer Existenz. Dass sie mit »Tatisch«, einem jüdischen Idiom des persischen Farsi, zudem eine dem Jiddischen und Ladino vergleichbare eigene Sprache entwickelten, ist für die meisten ebenfalls eine neue Erkenntnis.

Gebannt lauschten die Besucher dem Bericht des Strafverteidigers Peter Guttmann, der 1986 deutschlandweit in die Schlagzeilen geriet, als ihn ein Geiselnehmer über fünf Stunden im Untersuchungsgefängnis festhielt und in Lebensgefahr brachte. Die Rechtsanwältin Michelle Engert, eine Bob-Dylan-Expertin, beleuchtete die wechselhafte Biografie des genialen Dichters und Sängers. Was Rabbiner zum »Dilemma Krieg und Moral« in den Schriften finden, war ebenfalls eine gut besuchte Veranstaltung.

Analyse Israel-Korrespondent Gil Yaron erläuterte, warum sich infolge des arabischen Frühlings die Gefahr des jüdischen Staates auf einen konventionellen Krieg reduziert habe, die für einen unkonventionellen indes erhöht. Nicht aus strategischen, sondern aus historischen Gründen stünde Amerika zu Israel, erläuterte Reymer Klüver, US-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung. Dies passte wiederum zum Urteil Yarons, wonach Amerika vom arabischen Öl bald unabhängig sein werde. Doch Gefahren an Israels Grenzen täten sich auf, denn Syrien zerfalle – nicht die einzige Unberechenbarkeit des arabischen Frühlings.

Statt Erwartungshaltung, was die Gemeinde für ihre Mitglieder tun könne, zeichnete intensives freiwilliges, ehrenamtliches Engagement rund um den lokalen Teamkoordinator Ivan Bergida den Limmud-Tag auch in München aus – und ein Miteinander, »unabhängig von Alter, religiöser Strömung, politischer und kultureller Weltanschauung«, wie IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch schon in ihrem Grußwort für die Münchner Limmudniks feststellte.

Jahrestag

Erben der Erinnerung

Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau gedachten Schoa-Überlebende sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft der Befreiung vor 80 Jahren

von Vivian Rosen  15.05.2025

Gedenkstunde

»Der Sieg ist auch der Sieg der Gefallenen«

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern ehrte die jüdischen Soldaten mit einer Kranzniederlegung

von Vivian Rosen  15.05.2025

Essen

Blumen aus Lotan

Ein Team des Kibbuz im Negev ist zu Gast in der Alten Synagoge, um Jugendlichen Ökologie, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit näherzubringen

von Stefan Laurin  15.05.2025

Berlin

Margot Friedländer wird beigesetzt

Auch knapp eine Woche nach dem Tod von Margot Friedländer trauern viele Menschen um die Frau, die als Holocaust-Überlebende für Menschlichkeit eintrat. Zu ihrer Beisetzung kommen hochrangige Gäste

 15.05.2025

Magdeburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Sachsen-Anhalt

Direkt von Anfeindungen betroffen waren laut Rias 86 Personen und in 47 Fällen Einrichtungen

 14.05.2025

Gießen

Tora im Herbst?

Die Jüdische Gemeinde braucht dringend eine neue Rolle. Der Vorstand fand einen Sofer in Bnei Brak. Im Oktober soll sie fertig sein. Schirmherr der Spendenaktion wird Ex-Ministerpräsident Volker Bouffier

von Helmut Kuhn  13.05.2025

Prozess

Verfahren um Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge beginnt

Der Angeklagte ist vermutlich psychisch schwer erkrankt und war zur Tatzeit unter Umständen schuldunfähig

 13.05.2025

Begegnung

Yotams Haus

Bei »Resilience Through Music« in Berlin erzählte Tuval Haim aus dem Leben seines Bruders, des Schlagzeugers Yotam, der am 7. Oktober 2023 aus Kfar Aza entführt wurde

von Katrin Richter  12.05.2025

Berlin

Margot Friedländer wird auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beerdigt

Das nichtöffentliche Begräbnis ist für Donnerstag geplant

 12.05.2025