München

Literatur mit Auszeichnung

Verleger Hubert Burda, Fußball-Weltmeister Philipp Lahm, die Schauspielerin Michaela May, ihre Kollegin Jutta Speidel, Unternehmer Heinrich Traublinger, Franz Herzog von Bayern – und die Publizistin und Gründerin der »Literaturhandlung« Rachel Salamander: Diese sieben Persönlichkeiten sind seit Kurzem Ehrenbürger Münchens.

Beim Festakt im Alten Rathaus, bei dem Oberbürgermeister Dieter Reiter die Urkunden aushändigte, erlebten die neuen Ehrenbürger und die geladenen Gäste gleich mehrere Premieren mit.

Vielfalt Eine davon war, dass erstmals gleich sieben Personen die Auszeichnung gleichzeitig erhielten. »Insgesamt haben wir jetzt 60 Münchner Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger, was ich angesichts der Größe, Vielfalt und Bedeutung unserer Stadt auch für angemessen halte«, sagte Oberbürgermeister Reiter.

Für ihr Wirken erhielt Rachel Salamander 2009 das Bundesverdienstkreuz.

Besonders erfreut zeigte sich das Stadtoberhaupt darüber, dass das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern auf der Ehrenbürgerliste Münchens nun ein kleines Stück ausgeglichener sei. Mit den drei neuen Ehrenbürgerinnen habe sich die Zahl der Würdenträgerinnen verdoppelt. Der Oberbürgermeister kommentierte das mit den Worten: »Es ist ein überfälliger, aber zumindest weiterer Schritt in die richtige Richtung.«

Israel Eine der drei geehrten Frauen, Rachel Salamander, ist Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Sie wurde 1949 geboren und lebte mit ihrer Familie, die nach Israel auswandern wollte, bis zur Auflösug 1956 im DP-Camp Föhrenwald bei Wolfratshausen. Die Einreise nach Israel wurde der Familie aufgrund einer Erkrankung der Mutter, die 1953 in einem Krankenhaus starb, nicht gestattet.

Rachel Salamander, die an der Münchner Universität zunächst für kurze Zeit Medizin studierte, fühlte sich jedoch bald im Studium der Philosophie, Germanistik und Romanistik besser aufgehoben. Deutsch-jüdische Literatur und Geschichte wurden ihr besonderes Interessengebiet und auch die Grundlage ihres beruflichen Engagements.

1982 eröffnete sie in der Maxvorstadt die »Literaturhandlung«, eine auf jüdische Literatur und Literatur zum Judentum spezialisierte Buchhandlung. Genau diese Buchhandlung verlegte sie 2007 in das Jüdische Museum am Jakobsplatz, das von der Stadt München ins Leben gerufen wurde und architektonisch das Ensemble von Synagoge und IKG-Gemeindezentrum ergänzt. Inzwischen gibt es die »Literaturhandlung« in mehr als einem halben Dutzend Städten, auch in Berlin, Dachau, Augsburg und Fürth.

Herz Rachel Salamanders Herz schlägt nach wie vor für die jüdische Literatur, auch wenn sie sich im vergangenen Jahr aus dem Geschäft zurückgezogen hat. Geschäftsführerin der »Literaturhandlung« ist jetzt Ariella Chmiel, die Tochter von IKG-Vizepräsident Yehoshua Chmiel.

Seit gut drei Jahren gehört Rachel Salamander dem Aufsichtsrat des Berliner Suhrkamp-Verlages an.

Die Süddeutsche Zeitung hat die neue Ehrenbürgerin Münchens unter anderem als »Kulturvermittlerin mit integrativer Wirkung« bezeichnet. Dieser Rolle kam sie zum Beispel als Herausgeberin (2001 bis 2013) der »Literarischen Welt« nach, der Literaturbeilage der Tageszeitung »Die Welt«. Danach war Salamander kurzzeitig auch Leiterin des Literaturforums der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Seit gut drei Jahren gehört Rachel Salamander dem Aufsichtsrat des Berliner Suhrkamp-Verlages an. Für ihr Wirken erhielt sie 2009 bereits das Bundesverdienstkreuz.

Porträt So wie bei den anderen sechs neuen Ehrenbürgern wurden beim Festakt im Alten Rathaus die wichtigsten Stationen ihres Lebens in einem Filmporträt gezeigt. Auch das war eine Premiere. Entgegen dem bisherigen Brauch hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter in seiner Rede nicht jeden der neuen Ehrenbürger einzeln gewürdigt. Das hätte den zeitlichen Rahmen gesprengt.

Die Namen der neuen Ehrenbürger werden auf die Tafeln im Alten Rathaus eingetragen. Der Titel wird seit 1818 von der Stadt München verliehen. Unter anderem gehören der Komponist Richard Strauss, dazu, der Nobelpreisträger Paul Heyse, die Alt-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel, Georg Kronawitter und Christian Ude, der frühere Ministerpräsident Franz Josef Strauß – und IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch. Sie ist bereits seit 2005 Ehrenbürgerin Münchens.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Berlin

Wegner besucht verwüstetes israelisch-palästinensisches Lokal

Das Restaurant wurde vergangene Woche verwüstet

 26.07.2024

Düsseldorf

Sägen, fräsen, bohren

Im Südwesten der Stadt betreibt die Gemeinde eine metallverarbeitende Behindertenwerkstatt

von Stefan Laurin  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Berlin

Große Räume für große Träume

Hillel zieht von Neukölln nach Kreuzberg

von Joshua Schultheis  25.07.2024

Olam

Für die Kids

Der Senat unterstützt das Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit 450.000 Euro

von Christine Schmitt  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Leipzig

Sachbeschädigung an jüdischer Einrichtung

Der Tatverdächtige wurde nach der Tat verhaftet und ist inzwischen wieder auf freiem Fuß

 24.07.2024