Muslimisch-jüdischer Dialog

Liberale Kräfte nutzen

Der muslimisch-jüdische Dialog soll ausgeweitet werden. Das wünscht sich Marc Simon von der Ülkümen-Sarfati-Gesellschaft (ÜSG). Ende Dezember hatte sie nach Hannover eingeladen, um Ängsten in der jüdischen Gemeinde vor arabischstämmigen Flüchtlingen entgegenzuwirken. Man teile die Sorgen der jüdischen Gemeinschaft, allein in Hannover gebe es drei jüdische Kitas, betonte Simon.

Andererseits dürfe die muslimische Gesellschaft nicht als ein fester Block gesehen werden, sagte der ÜSG-Vorsitzende der Jüdischen Allgemeinen. Unter ihnen seien »zum Teil Leute, die innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaft selbst eine Minderheit darstellen«. Gerade in Hannover gebe es sehr viele alevitische Muslime. »Darin liegt ein großer Vorteil, dass diese Leute oft sehr säkular geprägt sind und ganz klar auf die gemeinsame Grundlage des Grundgesetzes ausgerichtet sind«, sagte Simon.

Community Es sei sicherlich nur eine schrittweise Annäherung. Der türkisch-jüdische Dialog könne nur Türöffner sein und nie den Dialog mit der arabischen Community oder mit anderen Gruppen völlig ersetzen, sagte Simon. Wichtig sei aber die bisherigen Kontakte zu nutzen. Viele Flüchtlinge besuchten die Moscheen der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion, DITIB, oder anderer türkischer Institutionen, die liberaler ausgerichtet sind als arabische.

Wenn hier eine Sensibilität für das Judentum und den Antisemitismus geweckt würde, könne das möglicherweise auch in andere muslimische Gemeinschaften hineinwirken. »Wir üben lediglich eine Brückenfunktion aus, den Dialog mit anderen Communities können wir nicht ersetzen, den müssen andere führen«, sagte der ÜSG-Vorsitzende. Hier sei auch die Regierung gefragt.

Integration Eine solch große Integrationsleistung wie die jüdischen Gemeinde zu Beginn der 90er-Jahre und Anfang des Jahrtausends werde die muslimische Gemeinde nicht erbringen können. Hier müsse der Staat Angebote machen. Aber viel sei schon erreicht, wenn muslimische Gemeinschaften Verantwortungen für antisemitische Vorkommnisse aus ihren Reihen Verantwortung übernähmen.

Um ein Klima dafür zu schaffen, plant die Ülkümen-Sarfati-Gesellschaft künftig zweimal im Jahr Diskussionen in Hannover abzuhalten und ihre Aktivitäten auch auf Berlin auszudehnen. Die Ülkümen-Sarfati-Gesellschaft ist 2004 von deutschen Juden und türkischstämmigen Deutschen in Köln gegründet worden.

Lesen Sie ein ausführliches Interview mit Marc Simon in unserer Printausgabe am Donnerstag.

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