Limmud

Lernen im Strandkorb

Viel zu tun beim Limmud-Festival Foto: Kay Michalak

In jedem Strandkorb ein oder zwei Limmudniks – lesend, schlafend, ins Gespräch vertieft –, dieses Bild bot sich am Wochenende beim Limmud-Festival in Neuharlingersiel. Die Sonne lockte die Teilnehmer auf den kleinen Marktplatz zwischen den Backsteinhäuschen. Auch auf dem Platz wurde angeregt diskutiert, während Kinder zwischen Tischen und Strandkörben umherliefen. Aus dem Speisesaal gegenüber drang dumpf, aber unverkennbar im Singsang das Speisegebet »Birkat Hamazon«.

Auf den Trubel des ersten Abends und das volle Programm am Freitag folgte am Schabbat eine entspannte Atmosphäre. Die fast 400 Teilnehmer des Limmud-Lernfestivals gönnten sich etwas Langsamkeit, so schien es, und vielleicht etwas Zeit zwischen Gottesdiensten und den zahlreichen Workshops – von israelischer Politik, über Ehe und Intimität, zur Diskussion über Sterbehilfe, bis hin zum Krav-Maga-Selbstverteidigungskurs.

Nordsee Zwei Sachen fielen aber besonders auf: das Meer und die Kinder. Zum ersten Mal fand das Lernfest nicht am Werbellinsee bei Berlin statt, sondern in einer Jugendherberge an der Nordsee. Grund für den Umzug sind unter anderem Renovierungsarbeiten in der Europäischen Jugendbegegnungsstätte in Brandenburg. Kompakte Nordsee-Herberge gegen weitläufiges Waldgelände.

Von diesem Tausch profitieren junge Familien besonders, glaubt Jonathan Marcus vom Limmud-Organisationsteam. »Ein großer Vorteil hier ist die Zugänglichkeit. Die Wege sind kürzer, es gibt weniger Treppen und immer wieder Ecken, wo man sitzen und reden kann.« Und auch die Sicherheit sei auf dem kompakten Gelände leichter zu gewährleisten.

»Ich würde auch mit drei Kindern kommen, wenn ich so viele hätte«, scherzte Rabbiner Jona Simon, der mit Frau und Sohn anreiste. »Ich war fasziniert, was die Madrichim mit den Kindern machen«, schwärmte seine Ehefrau Alina Treiger, ebenfalls Rabbinerin. »Für die Kinder ist es eine identitätsstiftende Veranstaltung, wo sie sich auf natürliche Weise jüdisch fühlen können.«

Flut Über 100 Kinder waren es, um die sich neben ihren Eltern ein Team von 21 Betreuern gekümmert hat – mehr als je zuvor. Sie spielten, lernten, malten, machten Lagerfeuer, Fußballturnier und Wattwanderung. Die fiel zwar durch die Flut ins Wasser, die meisten Teilnehmer und Familien machten aber sowieso noch einmal auf eigene Faust einen Spaziergang zum Strand. »Es ist gut, dass wir nah am Meer sind. Die Luft!«, schwärmte auch der 14-jährige David Shapiro. Er findet: »Die Location ist besser als vorher.«

Seine Familie kommt seit sieben Jahren zu Limmud, beide Eltern haben Workshops gegeben. Am Jugendprogramm hat der kleine Limmud-Veteran aber kaum teilgenommen – zu albern. Lieber besuchte er Vorträge über Talmud, Amida und Halacha. Sein Favorit: Rabbiner und Jeschiwalehrer Daniel Goldfarb aus Jerusalem.

Goldfarb war nicht der einzige bekannte Name an diesem Wochenende in Neuharlingersiel. Auch die Rabbiner Gesa Ederberg und Walter Rothschild, Eveline Goodman-Tau, Kantor Amnon Seelig, Kinderbuchautorin Eva Lezzi und Kabarettist Alexej Boris waren an die See gekommen.

Trotzdem: Manche Teilnehmer wünschten sich noch ein bisschen mehr Programm und Prominenz. »In diesem Jahr war der Star der Ort«, meint Jonathan Marcus dazu. Und der kam bei fast allen gut an. Viele haben jetzt schon angekündigt, im nächsten Jahr wieder nach Neuharlingersiel zu kommen.

Chabad

»Eine neue Offenheit«

Seit 20 Jahren ist Heike Michalak Leiterin der Jüdischen Traditionsschule. Ein Gespräch über Neugier, das Abenteuer Lernen und die Ängste der Eltern

von Christine Schmitt  05.12.2025

WIZO

Tatkraft und Humanität

Die Gala »One Night for Children« der Spendenorganisation sammelte Patenschaften für bedürftige Kinder in Israel

von Ellen Presser  05.12.2025

Porträt der Woche

Mit Fingerspitzengefühl

Hans Schulz repariert Fahrräder und spricht mit seinen Kunden auch über Israel

von Alicia Rust  05.12.2025

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025