Bundestagswahl 2017

Landpartie mit Doppeldecker

Der Tank ist voll, die Reifen sind aufgepumpt: Am Montag ist der »Bus der Begegnungen« bei strahlendem Sonnenschein zu seiner großen Deutschlandtour aufgebrochen.

»Wir wollen mit den Menschen in diesem Land auf Augenhöhe ins Gespräch kommen und herausfinden, was sie bewegt, welche Sorgen und Ängste sie haben«, sagte Shai Hoffmann, einer der Initiatoren des Projekts »Offene Gesellschaft«, vor der Abfahrt des roten Doppeldeckerbusses am Bundestag.

wünsche Die Initiative will bis zum 17. September mit dem Bus einmal quer durch Deutschland fahren, um für ein friedliches Miteinander und Toleranz zu werben. In verschiedenen Städten wollen die 20 ehrenamtlichen Teilnehmer bei Kaffee und Kuchen und gemeinsamen Kochabenden mit Bürgern über die bevorstehende Bundestagswahl sowie ihre Wünsche an die Politik sprechen. Mit der Aktion wollen die Initiatoren parteiunabhängig ein Zeichen gegen Politikverdrossenheit und antidemokratische Stimmungsmache setzen.

Der historische Omnibus dient dabei nicht nur als Transportmittel. Der Innenbereich ist mit einer Küche, gemütlichen Sofas und Stühlen ausgestattet und bietet reichlich Platz für Workshops und Diskussionsrunden.

Stopps sind unter anderem in Chemnitz, Apolda, Kassel, Dortmund, Schwerin, Neubrandenburg und Neuruppin geplant. »Wir müssen aus unseren persönlichen ›Filterblasen‹ heraustreten, um zu erfahren, was in Deutschland gut läuft und was sich ändern soll«, begründete Initiator Shai Hoffmann die Idee. Er freut sich auf viele anregende Gespräche. »Natürlich stelle ich mich auch auf sehr schwierige Diskussionen ein«, sagte der 35-jährige Aktivist. Solange niemand gewalttätig werde oder andere mit rassistischen Sprüchen beleidige, »empfangen wir ihn mit offenen Armen«.

videoblog Dem gebürtigen Berliner ist es ein Anliegen, die Idee einer offenen und liberalen Einwanderungsgesellschaft, die in Großstädten längst gelebte Realität sei, auch in andere Teile der Republik zu tragen und sich dafür stark zu machen. »Wir als Initiative stehen für eine offene, pluralistische Gesellschaft ein«, so Hoffmann.

Die Demokratie-Aktivisten wollen ihre Erlebnisse und persönlichen Eindrücke während der Tour per Videoblog im Internet dokumentieren. Damit sollen alle Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsort die Chance bekommen, virtuell an dem Projekt teilzunehmen.

Am Ende der zweiwöchigen Fahrt soll dann zusammengetragen werden, was sich in Deutschland ändern soll. Ein Erlebnisbericht soll anschließend in Berlin vorgestellt werden. »Wenn wir nachhaltig für ein vielfältiges Deutschland eintreten wollen, das gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen bietet, müssen wir die Menschen auch da abholen, wo sie stehen«, sagte Farhad Dilmaghani, Vorsitzender von »Deutschplus«. Der Verein setzt sich für eine plurale Gesellschaft ein und unterstützt den »Bus der Begegnungen«.

experiment »Die Bustour ist ein Experiment mit offenem Ausgang. Aber ich bin davon überzeugt, dass es ein lohnendes Experiment sein wird«, sagte Dilmaghani. Es gehe darum, keine Meinung als per se falsch abzustempeln und Andersdenkende zu respektieren. Gegen Chauvinismus und rechtsextremes Gedankengut müsse man aber klare Kante zeigen, so Dilmaghani.

Die vom Bundesprogramm »Demokratie leben« geförderte Initiative hatte bereits am 17. Juni mit ihrem »Tag der offenen Gesellschaft« Aufsehen erregt. Damals setzten rund 20.000 Teilnehmer mit mehr als 400 Tischgesellschaften ein Zeichen für Demokratie, Offenheit und ein friedliches Miteinander.

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  15.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  14.09.2025

Hamburg

»An einem Ort getrennt vereint«

In der Hansestadt soll die Bornplatzsynagoge, die in der Pogromnacht von den Nazis verwüstet wurde, wiederaufgebaut werden. Ein Gespräch mit dem Stiftungsvorsitzenden Daniel Sheffer über Architektur, Bürokratie und Räume für traditionelles und liberales Judentum

von Edgar S. Hasse  13.09.2025

Meinung

»Als Jude bin ich lieber im Krieg in der Ukraine als im Frieden in Berlin«

Andreas Tölke verbringt viel Zeit in Kyjiw und Odessa – wo man den Davidstern offen tragen kann und jüdisches Leben zum Alltag gehört. Hier schreibt er, warum Deutschland ihm fremd geworden ist

von Andreas Tölke  13.09.2025

Porträt der Woche

Das Geheimnis

Susanne Hanshold war Werbetexterin, Flugbegleiterin und denkt über Alija nach

von Gerhard Haase-Hindenberg  13.09.2025