Frankfurt

Kunst fürs Wohnzimmer

Eine schwarze Corvette parkt vor kühner, schnörkelloser Bauhaus-Architektur. Die Israelflagge weht vor dem blauen Himmel, die Luft scheint zu flirren. Ein Foto, das jedem Besucher in Susana Shakers Wohnung im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen sofort ins Auge fällt. Und das soll auch so sein! Denn statt in einer Galerie oder einem Showroom zieht es die 2015 gegründete »Shaker Wiener Art Consulting« vor, Kunst in einem natürlichen Umfeld, sprich: zu Hause, zu präsentieren. Bewusst klein, bewusst privat und ganz persönlich. Zwölf Künstler haben die Freundinnen Susana Shaker und Nicole Wiener, die seit zwei Jahren in Tel Aviv lebt, derzeit im Portfolio.

DIALOG »Shaker Wiener Art Consulting« ist eine Kunstagentur, die deutsche und israelische Fotokünstler präsentiert und den Dialog zwischen beiden Kulturen zum Ziel hat. Die temperamentvolle Susana Shaker, deren pulsierende Leidenschaft für Fotografie im Gespräch geradezu greifbar ist, erklärt: »Wir bedienen eine Nische. Und wir wollen das so persönlich wie möglich halten.« Heißt konkret: in familiärer Atmosphäre. Zu Hause, am Wohnzimmertisch, freitagabends. Denn dann werden Künstler und potenzielle Käufer im Hause Shaker an einen Tisch gebracht.

Am Schabbatabend sind
im Hause Shaker häufig
Fotokünstler zu Besuch.

In ihrem multikulturellen Haushalt (der Ehemann ist Grieche, sie bezeichnet sich als »leidenschaftliche Jüdin«) lebt sie ein »assimiliertes jüdisches Leben«. Susana Shaker ist nicht religiös, aber traditionell aufgewachsen. Den Schabbatabend verbringt sie mit Freunden und Familie, und oft sind Fotokünstler eingeladen. Man sitzt gemütlich beisammen, zündet Kerzen an, wenn die Sonne untergeht, spricht ein Gebet, isst die Challa – und blickt rundherum im Wohnzimmer auf Fotografien, an denen man sich nicht sattsehen kann. Ein Ambiente, das zu angeregten Gesprächen einlädt.

EMOTIONEN »Fotografie berührt mich«, sagt Susana Shaker einfach. »Meine Wände sind bestückt mit künstlerischen Fotos. So haben die Gäste sofort eine Vorstellung davon, wie die Kunst wirkt, ob sie im Wohnzimmer, Schlafzimmer oder Flur hängt.« In regelmäßigen Abständen dekoriert sie die Wände mit neuen Fotos. Das Bild der Corvette des Frankfurter Fotografen Daniel Woeller war sofort eines ihrer Lieblingsbilder. »Woeller zeigt Israel in seiner ganzen Schönheit und kulturellen Vielfalt, ohne religiösen oder politischen Hintergrund.

Seine Israel-Serie ist in unserer Produktion entstanden, darauf sind wir sehr stolz. Auch das Foto von dem Rabbi auf dem Fahrrad, der aussieht wie ein Rockstar, liebe ich. Daniel Woellers Bilder sind immer mit einem kleinen Augenzwinkern versehen, das mag ich sehr.«

Wenn Woeller am Schabbes-Essen teilnimmt, gibt es sofort angeregte Gespräche und natürlich Kaufinteressenten. »Jeder Künstler kann sein Bild am besten selbst verkaufen«, ist Susana Shaker überzeugt.

Die Editionen aller Shaker-Wiener-Künstler sind limitiert, handsigniert und mit Prädikat versehen. Die Corvette in Tel Aviv (Titel: »Am Israel Chai«) zum Beispiel gibt es nur dreimal, die Fotografie kostet 4900 Euro. Mit ihrem Auge für Fotografie ist Susana bei »Shaker Wiener« für die Kunst und die Künstler verantwortlich, Nicole Wiener für das strategische Marketing. Das Geheimnis der Powerfrauen: persönlicher Kontakt.

BEZIEHUNGEN »Wir sind in Frankfurt eine große Familie, arbeiten ausschließlich über persönliche Beziehungen. Einer sieht uns, empfiehlt uns, findet das Thema, den Fotografen toll – so ergibt sich der Austausch.« Natürlich kennen sie jeden ihrer Künstler persönlich. In Israel organisiert Nicole Wiener kleine Touren durch Fotostudios, damit die Menschen, die an den Fotografien interessiert sind, die Künstler, die dahinterstecken, persönlich kennenlernen können.

Künstler und potenzielle Käufer zusammenzubringen, sei ihre Hauptaufgabe, sagen Shaker und Wiener. Für den ersten Kontakt bedienen sich die beiden Kunstagentinnen auch sozialer Medien wie Instagram und Facebook.

Dabei ist die Kunst, die ihre Agentur vertreibt, nicht unbedingt vom Judentum beeinflusst. »Wir wollen einen Mix aus deutschen und israelischen Künstlern und handeln nur mit Kunst, die uns persönlich gefällt. Der Dialog soll stattfinden, nicht nur unter jüdischen Menschen. Am Anfang haben wir israelische Künstler gescoutet, da ist durch Mundpropaganda schnell ein interessantes Portfolio zusammengekommen, von dem wir schon einige auf dem deutschen Markt verkauft haben. Mittlerweile haben wir auch Arbeiten deutscher Künstler erfolgreich in Israel vermittelt«, erklärt Shaker.

Die Kunstexpertin sollte
helfen, die Wände der Freunde
zu verschönern.

Die Idee zum Art Consulting entstand, als immer mehr Freunde der beiden in größere Wohnungen gezogen sind. Sie wollten von der Kunstexpertin Shaker Anregungen, wie sie ihre Wände gestalten können. »Mir hat das Spaß gemacht, und Nicole fragte mich, ob wir nicht zusammen die Kunstberatung aufziehen wollen.« Susana war begeistert. Seit sie 2001 von Berlin nach Frankfurt umzog, ist sie mit Nicole befreundet. Die beiden lernten sich in der Jüdischen Gemeinde kennen, sind heute beide Mütter. Die Entfernung zwischen Frankfurt und Tel Aviv ist für sie kein Problem: Fast täglich sind sie via Facetime in Kontakt, und gegenseitige Besuche alle paar Wochen sind immer drin.

KUNDEN Die Kunden kommen (bisher) hauptsächlich aus der Jüdischen Gemeinde, Susana Shakers Kunstgeschmack ist in so manchem Wohnzimmer der Gemeinde vertreten. Um ihren Kundenkreis zu vergrößern, plant »Shaker Wiener Art Consulting« in Zukunft mehr Pop-up-Events – so wie sie es Anfang dieses Jahres in Zusammenarbeit mit der WIZO Frankfurt im Concept Store »Kollekt« in der Neuen Rothofstraße mit großem Erfolg organisiert hatten.

Die ausgestellten Fotografien des Frankfurters Daniel Woeller und des Israelis Eitan Vitkon boten zwei völlig unterschiedliche Blicke auf Israel. Woeller, dessen Großvater Jude war, wird noch in diesem Jahr dank »Shaker Wiener« eine große Ausstellung in Berlin gewidmet sein. In den Räumen der Architektin Esther Bruzkus findet am 1. Dezember die Vernissage statt. Die WIZO Berlin ist mit im Boot.

Wer Fotografien von »Shaker Wiener Art Consulting« in Frankfurt bestaunen möchte, kann das bei einem guten Essen tun: Die Marmorwände des Restaurants »Stanley Diamond« im Bahnhofsviertel sind komplett mit Fotos von Daniel Woeller ausgestattet.

Bonn

Hunderte Menschen besuchen Laubhüttenfest

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde in Bonn, Jakov Barasch, forderte mehr Solidarität. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hätten sich hierzulande immer mehr Jüdinnen und Juden aus Angst vor Übergriffen ins Private zurückgezogen

 13.10.2025

Hamburg

Stark und sichtbar

Der Siegerentwurf für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge steht fest

von Heike Linde-Lembke  09.10.2025

München

Mut in schwieriger Zeit

Der Schriftsteller und Historiker Rafael Seligmann stellte im Gespräch mit Christian Ude sein neues Buch im Jüdischen Gemeindezentrum vor

von Nora Niemann  09.10.2025

Halle

Erinnerung an Synagogen-Anschlag vor sechs Jahren

Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsterrorist versucht, in die Synagoge einzudringen, scheiterte aber an der Tür. Bei seiner anschließenden Flucht tötete er zwei Menschen

 09.10.2025

Daniel Donskoy

»Ich liebe das Feuer«

Der Schauspieler hat mit »Brennen« einen Roman über die Suche nach Freiheit und Freundschaft geschrieben. Ein Interview

von Katrin Richter  09.10.2025

Nachruf

Lev tov, ein gutes Herz

Der ehemalige Berliner Gemeinderabbiner Chaim Rozwaski ist verstorben

 09.10.2025

WIZO

Party und Patenschaften

Die diesjährige Gala der Frauen-Organisation in Frankfurt übertraf alle Erwartungen

von Laura Vollmers  06.10.2025

7. Oktober

Jüdische Gemeinde fordert aus Zeichen der Solidarität Israel-Flagge vor Rathaus

Am Dienstag jährt sich das von Terroristen der Hamas und anderer Terrororganisationen verübte Massaker in Israel zum zweiten Mal

 05.10.2025

Porträt der Woche

Auf der Bühne des Lebens

Elena Prokhorova war Lehrerin und findet ihr Glück im Theaterspielen

von Christine Schmitt  05.10.2025