Berlin

Körperschaftsrechte für Liberale

UpJ-Vorsitzende Sonja Guentner Foto: Mike Minehan

Berlin

Körperschaftsrechte für Liberale

Union progressiver Juden erhält neuen Status – 21. Jahrestagung im Centrum Judaicum eröffnet

von Heinz-Peter Katlewski  03.07.2015 12:04 Uhr

Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat der Union progressiver Juden (UpJ) vor zehn Tagen Körperschaftsrechte verliehen. Das teilte Sonja Guentner, Vorsitzende der UpJ, bei der Eröffnung der 21. Jahrestagung des Vereins am Donnerstagabend in Berlin mit.

Mit dieser Nachricht überraschte Guentner die Tagungsgäste am Schluss ihrer offiziellen Begrüßung. Sie sagte: »Im Rahmen ihrer Kabinettssitzung am 23. Juni 2015 hat uns die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen offiziell die Körperschaftsrechte verliehen. Nach Abschluss des dazu noch notwendigen Gesetzgebungsverfahrens werden wir künftig kein Verein mehr sein, sondern eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.«

Status Die 1997 gegründete Union progressiver Juden ist Dachorganisation von 25 liberalen Gemeinden und drei weiteren Organisationen in Deutschland. Mit der Verleihung der Körperschaftsrechte wird der UpJ nicht nur bescheinigt, eine religiöse Vereinigung von Dauer zu sein. Nach dem staatlichen Kirchenrecht sind damit auch eine Reihe von Privilegien verbunden.

Was die Änderung des Status für die UpJ und deren Beziehung zum Zentralrat der Juden in Deutschland bedeutet, ließ Guentner zunächst offen. Auf Nachfragen sagte sie: »Der Zentralrat kennt meine Telefonnummer.«

Schwerpunkt Die 21. Jahrestagung der Union progressiver Juden wurde am Donnerstagabend im Centrum Judaicum Berlin in Anwesenheit von zahlreichen Ehrengästen eröffnet. Themenschwerpunkt der diesjährigen Konferenz ist das 50-jährige Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland.

Zur Einstimmung erinnerten der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman, der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, und Rabbiner Lawrence Englander, der Präsident von Arzenau, dem Verband der liberalen und Reformzionisten, an die Entwicklung der einzigartigen Beziehungen zwischen den beiden Staaten.

teilnehmer
Sonja Guentner freute sich über 265 angemeldete Teilnehmer und 21 Kinder bei der Jahrestagung. Weitere 100 Menschen wären gern gekommen, konnten aber aus Platzmangel nicht zugelassen werden. Der Hauptteil des Programms findet mit 20 Workshops von Freitag bis Sonntag traditionell auf dem Gelände des Johannesstifts in Berlin-Spandau statt.

Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass zwischen dem Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam, ebenfalls Mitglied der UpJ, der Moskauer Universität für Geisteswissenschaften und der World Union for Progressive Judaism ein Kooperationsabkommen geschlossen wurde. Es soll Rabbinerstudenten aus Russland ab September 2015 ermöglichen, in Moskau ihren Bachelor-Abschluss zu erwerben. In Potsdam können sie dann das Studium fortsetzen und mit dem Master und der Rabbinerordination abschließen.

www.wupj.org

Mehr zur Jahrestagung der Union progressiver Juden lesen Sie in unserer kommenden Printausgabe.

Auszeichnung

Die Frau mit den Blumen

Zwei Jahre lang ging Karoline Preisler auf anti-israelische Demonstrationen, um auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam zu machen. Jetzt erhält sie den Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden

von Michael Thaidigsmann  30.10.2025

Nachruf

Gestalter mit Weitblick

Für Jacques Marx war die Gemeindearbeit eine Lebensaufgabe. Eine persönliche Erinnerung an den langjährigen ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen

von Michael Rubinstein  30.10.2025

Ehrung

Demokratiepreis für Graphic Novel über Schoa-Überlebende

Die Schoa-Überlebenden Emmie Arbel gewährte Zeichnerin Barbara Yelin vier Jahre lang Einblicke in ihr Leben

 30.10.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  30.10.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 29.10.2025

Schwielowsee

Shlomo Afanasev ist erster orthodoxer Militärrabbiner für Berlin und Brandenburg

Militärrabbiner gibt es bereits in Deutschland. Nun steigt der erste orthodoxe Rabbiner bei der Bundeswehr in Brandenburg ein

 29.10.2025

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Stuttgart

Whisky, Workshop, Wirklichkeit

In wenigen Tagen beginnen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Jüdischen Kulturwochen. Das Programm soll vor allem junge Menschen ansprechen

von Anja Bochtler  26.10.2025

Porträt

Doppeltes Zuhause

Sören Simonsohn hat Alija gemacht – ist aber nach wie vor Basketballtrainer in Berlin

von Matthias Messmer  26.10.2025