Berlin

Kaninchen aus Lod

Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):

Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.

Es war eine Überraschung, als 1996 bei Bauarbeiten in Lod in der Nähe von Tel Aviv plötzlich ein Tigerschwanz-Motiv aus dem Staub hervorlugte. Ganz zufällig hatten die Bauarbeiter ein großflächiges Mosaik aus römischer Zeit entdeckt.

Ab dem 18. Oktober zeigt das Alte Museum Berlin diesen Sensationsfund. Unter dem Motto »Jäger und Gejagte« wird als Leihgabe das zentrale Stück des Mosaiks ausgestellt. Tierdarstellungen bestimmen das Werk: Fische und Kaninchen, Löwen und Gazellen. Die Motive sind teils drastische Jagdszenen aus der Natur, die an die Tierhetze in Arenen erinnern, aber auch Bilder von Harmonie und Frieden. Nur Menschen sind keine zu sehen.

kaiser hadrian Das biblische Lod wurde während des Jüdischen Krieges (66–70 u.Z.) zerstört. Ein Jahrhundert später ließ der als großer Erbauer bekannte römische Kaiser Hadrian an dieser Stelle die Stadt Diospolis errichten. Hier entstand circa im dritten Jahrhundert das Mosaik, das 1700 Jahre später entdeckt wurde. Mithilfe einer speziellen Technik konnte es die Ärchaologin Miriam Avissar bergen und restaurieren.

»Wir wissen leider sehr wenig über Diospolis«, erklärt Ursula Kästner vom Alten Museum. Doch allein die Existenz des Mosaiks lässt Schlüsse zu. Es muss wohl Teil des Eingangsbereichs einer Villa gewesen sein – also müssen sich in Diospolis auch Aristokraten angesiedelt haben.

Ob der Auftraggeber – der ungewöhnlicherweise nicht als Stifter erwähnt ist – ein bekehrter Christ oder noch Anhänger der römischen Götter war, lässt sich nicht genau bestimmen. Allerdings gibt es ein paar Verweise auf die Mythenwelt, wie einen Dreizack neben einem Fisch, als Symbol für Triton, aber keine konkreten Belege. Die Abwesenheit jeglicher menschlicher Figuren ließe sich aber als Zugeständnis an das jüdische Bilderverbot deuten – empfing der Hausherr also häufig Juden?

gazelle Durch eine Zusammenarbeit mit dem Berliner Zoo sind genauere Aussagen über die dargestellten Tiere möglich. So ist ein Leopard abgebildet, der eine Gazelle quasi »von unten« reißt – das ist aber eigentlich eine Jagdtechnik von Geparden, die sich wiederum nicht an Gazellen vergehen. Die Künstler hatten also teilweise nur ungenaue Vorstellungen von den Tieren, die sie abbilden.

Generell zeigten sich die Zoologen aber von der Detailtreue und auch Genauigkeit beeindruckt. Unter dem Mosaik wurden bei der Ausgrabung auch »Entwürfe« gefunden – dieser Aufwand macht das Mosaik zu einem ganz besonderen Fund. In Lod ist dafür ein Museumsbau geplant. Passend zur Berliner Ausstellung sollen Schulklassen selbst Bilder gestalten, die »wilde Tiere in der Stadt« zeigen.

»Jäger und Gejagte. Das römische Mosaik aus Lod« ist bis Mitte Mai 2014 im Alten Museum, Am Lustgarten, zu sehen. Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, Sa, So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 20 Uhr, www.smb.museum

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025