Frankfurt

Jüdisches Museum Judengasse geöffnet

Das Jüdische Museum Judengasse in Frankfurt zeigt die Alltagswelt jüdischen Lebens. Foto: imago stock&people

Es ist ein erster, vorsichtiger und dennoch sehr wichtiger Schritt hin zu einer neuen Normalität. Seit Dienstag ist das Museum Judengasse, eine Dependance des Jüdischen Museums, wieder für Besucher zugänglich. Herzstück des Museums sind die archäologischen Überreste von fünf Häusern der um 1460 eingerichteten Frankfurter Judengasse.

Die Dauerausstellung widmet sich anhand von rituellen Objekten und Alltagsgegenständen dem jüdischen Alltagsleben in der Frühen Neuzeit. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums, sieht darin auch aktuelle Bezüge. Die Ausstellung zeige, wie Juden mit Krisen und Katastrophen umgegangen sind.

Die Schutzmaßnahmen für Besucher und Mitarbeiter wurden gemeinsm mit dem Frankfurter Gesundheitsamt entwickelt.

Um Museumsbesucher und -mitarbeiter vor einer Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus zu schützen, gelten besondere Bedingungen, die gemeinsam mit dem Frankfurter Gesundheitsamt und weiteren städtischen Museen erarbeitet wurden. Zum einen sind keine Besuchergruppen zugelassen. »Kommen Sie bitte entweder alleine oder mit Ihrer Familie und verabreden Sie sich vor Ort mit maximal einer weiteren Person«, heißt es auf der Museumswebseite.

ABSTANDSREGELN Um die Einhaltung der Abstandsregeln sicherzustellen, lässt das Museum höchstens 50 Besucher ins Haus. Aus demselben Grund wurden Eingang und Ausgang voneinander getrennt. Auch das Wegeleitsystem wurde so angepasst, dass die jeweiligen Räume nicht von zu vielen Besuchern gleichzeitig betreten werden.

»Bitte tragen Sie während des Museumsbesuchs einen Mund-Nasen-Schutz«, heißt es zudem. Besucher, die keine Gesichtsmaske dabei haben, können an der Kasse eine eigens gestaltete blaue Maske mit dem jiddischen Aufdruck »say gesunt« erwerben. »Aus Maskenpflicht wird Masken-Fashion«, sagt Mirjam Wenzel augenzwinkernd.

Handdesinfektionsmittelspender stehen am Eingang, auf den Toiletten sowie an Medienstationen.

Für die Einhaltung der Hygienevorschriften sollen auch Handdesinfektionsmittelspender sorgen, die am Eingang, auf den Toiletten sowie an Medienstationen bereitstehen. Die »Hands-On-Stationen« in der Dauerausstellung seien aber nicht nutzbar, teilt das Museum mit.

AUDIOGUIDE Ebenfalls aus hygienischen Gründen werden keine Audioguide-Geräte ausgehändigt. Das Museum empfiehlt, den Audioguide als App auf das Mobiltelefon herunterzuladen. Zudem bekommen Kinder ein Mitmachheft geschenkt, mit dem sie die Ausstellung erkunden können. »Wir hoffen, dass insbesondere Familien das Angebot wahrnehmen«, sagt Wenzel.

Trotz aller Einschränkungen freut sie sich sehr, das Museum Judengasse nach sieben Wochen wieder öffnen zu dürfen. Museen seien Orte für die Öffentlichkeit. »Ein Museum zu machen, ohne einen öffentlichen Ort bespielen zu können, ist eine Amputation«, betont sie. Während der Schließung hat das Jüdische Museum seine digitalen Angebote ausgebaut.

Das Museum bietet auch eine Videogesprächsreihe an.

In einer Online-Videogesprächsreihe erkundet Wenzel Krisen im Allgemeinen und die aktuelle Krise im Besonderen. Unter den Gesprächspartnern sind die Rabbinerin Elisa Klapheck, der Mediziner Leo Latasch, der Schriftsteller Doron Rabinovici und die Autorin Adriana Altaras. Doch Wenzel kennt die Grenzen solcher Angebote. Im Digitalen könne das Museum nur bedingt ein sozialer Ort der Begegnung sein.

ÜBERPRÜFUNG Seine Wiedereröffnung betreibt das Museum Judengasse tastend. In den ersten Tagen sollen Mitarbeiter beobachten, wie der Betrieb funktioniert, und die Besucher befragen, um die Maßnahmen je nach Feedback anpassen zu können. Wenzel hofft zum einen, »dass wir in dieser Zeit gerade hier im Museum Anregungen geben können, die dann auch etwas nachhaltiger sind«.

Die Wiedereröffnung der Dependance sieht sie aber auch als weiteren Schritt zur Eröffnung des Haupt­standorts mit dem renovierten Rothschild-Palais und einem Erweiterungsbau. Wenn die Corona-Pandemie und eventuelle Bauverzögerungen keinen Strich durch die Rechnung machen, ist das Jüdische Museum Frankfurt im Herbst wieder in Gänze zu bestaunen.

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025

Frankfurt

Zwischen den Generationen

2020 führten Jugendliche gemeinsam mit Überlebenden der Schoa ein »Zeitzeugentheater« auf. Nathaniel Knops Dokumentarfilm »Jetzt?« zeigt dessen Entstehung und feierte nun Premiere

von Eugen El  01.05.2025

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025