Sachsen-Anhalt

Jüdische Gemeinden entsetzt über antisemitische Chats

Polizei-Schild am Zaun eines Polizeireviers in Magdeburg Foto: IMAGO/Zoonar

Sachsen-Anhalt

Jüdische Gemeinden entsetzt über antisemitische Chats

Nach Bekanntwerden judenfeindlicher Inhalte fordert Landesverband Aufklärung und warnt vor Vorverurteilungen

 16.02.2023 18:16 Uhr

Die jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt haben mit Entsetzen auf das Bekanntwerden von gewaltverherrlichenden und antisemitischen Chats von Polizeischülern reagiert. Deren Landesverband äußerte sich am Donnerstag in Magdeburg bestürzt, dass ehemalige Schüler einer Polizeifachhochschule »Nachrichten mit verabscheuungswürdigen antisemitischen, rassistischen, volksverhetzenden und tierpornografischen Inhalten« verbreitet hätten.

Die Polizei vertrete die demokratischen Prinzipien und die Verfassung des Landes. Es liege in der Verantwortung der Polizei und der Innenministerien, diese Werte und Grundprinzipien in der Aus- und Fortbildung von Polizisten zu verankern, mahnte der Landesverband.

landespolizeirabbiner Die Vermittlung von interkultureller Kompetenz durch den Landespolizeirabbiner sei dabei ein erster Schritt in die richtige Richtung: »Doch weitere Strategien müssen folgen, um nachhaltige Erfolge und eine Kontinuität zu gewährleisten.«

Der Landesverband jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt warnte davor, den Vorfall zu verallgemeinern. Antisemitisch motivierte Vorfälle habe es immer wieder auch in anderen Berufszweigen gegeben. »Dieses Thema ist keinesfalls nur eine Angelegenheit innerhalb der Polizei, sondern bedauerlicherweise ein weit verbreitetes Problem in der gesamten Gesellschaft«, betonte der Landesverband.

Polizistinnen und Polizisten leisteten in der Mehrheit ausgezeichnete Arbeit, so der Landesverband.

Polizistinnen und Polizisten leisteten in der Mehrheit ausgezeichnete Arbeit. Wer die aktuellen Ereignisse als Vorwand nutzt, um die Polizeistruktur in schlechtem Licht zu präsentieren, verkennt laut Landesverband Vernachlässigung und Unterfinanzierung vieler gesellschaftlich relevanter Berufsgruppen als eigentliche Ursache.

fehlerkultur Die sachsen-anhaltischen Grünen dringen derweil auf Aufklärung. Die Fraktion reichte für die Landtagssitzung in der nächsten Woche einen Antrag ein, mit dem »eine moderne Fehlerkultur in der Polizei Sachsen-Anhalts« ermöglicht werden solle. Diese habe ein Problem mit eigener Fehlerkultur, sagte der innenpolitische Sprecher Sebastian Striegel. Er forderte unter anderem einen unabhängigen Polizeibeauftragten.

Striegel betonte: »Die Chatgruppe einer Klasse von Polizeischülerinnen und Polizeischülern der Polizeifachhochschule Aschersleben ist bodenlos, bestürzend und verheerend.« Dass unter Polizistinnen und Polizisten jahrelang ein solcher Ungeist habe herrschen können, gebe »Anlass zu größter Sorge«.

Auch die CDU-Fraktion im Magdeburger Landtag forderte harte Konsequenzen und Aufklärung. Deren innenpolitischer Sprecher Chris Schulenburg sagte, antisemitische, gewaltverherrlichende oder menschenverachtende Äußerungen hätten in der Landespolizei nichts zu suchen. »Es ist richtig, dass gegen alle noch im Landesdienst befindlichen Chat-Beteiligten unverzüglich dienstrechtliche Maßnahmen eingeleitet wurden«, fügte er hinzu. Weitere Aufarbeitung sei für das Vertrauen in die Polizei existenziell.

Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) hatte am Vortag über dienstrechtliche Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Chat berichtet. Demnach geht es unter anderem um antisemitische, rassistische sowie gewaltverherrlichende Inhalte. epd

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Mitzvah Day

Grünes Licht

Jüdische Gemeinden und Gruppen gestalteten deutschlandweit den Tag der guten Taten

von Katrin Richter  27.11.2025

Düsseldorf

Cooler Kick

Beim Ilan Fiorentino Cup kamen im Gedenken an Spieler aus dem Kibbuz Nahal Oz Israelis, Exil-Iraner und das NRW-Landtagsteam zu einem Freundschaftsturnier zusammen

von Jan Popp-Sewing  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 26.11.2025 Aktualisiert