Interview

»Jeder hilft jedem«

Eliya Kraus Foto: TR

Interview

»Jeder hilft jedem«

Eliya Kraus über schnelle Hilfe von »Zusammen Frankfurt« und mentale Unterstützung

von Katrin Richter  23.06.2025 17:54 Uhr

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Bottalk ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Bottalk angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Frau Kraus, Sie sind die Managerin von »Zusammen Frankfurt« und haben in den sozialen Medien einen Post veröffentlicht, der gestrandeten Israelis Hilfe anbietet. Was genau machen Sie?
Wir wollen Israelis, die wegen des Krieges nicht nach Hause zurückfliegen können, schnelle Hilfe anbieten. Das heißt: Hilfe bei der Unterbringung, bei der Arbeit und bei der Unterstützung für Kinder. »Zusammen Frankfurt« ist Teil der Dachorganisation ICE – Israeli Community Europe, die eine solche Hilfs-Hotline ins Leben gerufen hat. Und zwar für alle unsere Zentren in Berlin, Wien, Athen, um nur ein paar zu nennen.

Israel geht von 150.000 Bürgerinnen und Bürgern aus, die gerade im Ausland sind. Wie viel haben Sie zu tun?
Der Großteil ist in europäischen Ländern gestrandet. Uns haben am Wochenende Hunderte Anrufe erreicht. Auch jetzt, da wir miteinander sprechen, sehe ich, dass Nachrichten und Anrufe ankommen. Wir geben wirklich unser Bestes, um ihnen allen schnell und unkompliziert helfen zu können.

Welche Hilfe wird konkret benötigt?
Wir brauchen vor allem Unterkünfte. Aber es geht auch um Möglichkeiten zur Beschäftigung von Kindern und um Fragen zu mobilen Arbeitslösungen. Und Ältere fragen nach medizinischer Unterstützung oder nach Ersatz für Medikamente, die zur Neige gehen.

Bekommen Sie selbst Hilfe?
Wir arbeiten Hand in Hand mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Jeder hilft jedem, öffnet seine Tür, sein Zuhause, wir bekommen sehr viel Unterstützung.

Können bei Ihnen auch Menschen anrufen, die mentale Hilfe benötigen?
Ja, sie können sich bei Matan von der Beratungsstelle Ofek melden. Es gibt eine Hotline auf Hebräisch, und jeder, der das Gefühl hat, mit jemandem reden zu müssen, kann sich dort bei den Psychologinnen und Psychologen melden. Wir haben seit unserer Gründung eine sehr gefestigte Infrastruktur, was psychologische Beratung angeht, denn nach dem 7. Oktober 2023 erhielten wir sehr viele Anrufe.

In welchem Gefühlszustand melden sich die Menschen bei Ihnen?
Viele sind sehr gestresst. Sie sind weit weg von ihren Familien. Israel wird bombardiert, es gibt Bilder von zerstörten Häusern. Man muss sich das vorstellen, dass man vielleicht nur wegen einer Konferenz im Ausland war, schnell wieder zurück wollte, dann diese Bilder sieht und weiß, dass man erst einmal nicht nach Hause kann. Oder Familienangehörige, die zu einer Stolperstein-Verlegung angereist sind und jetzt ohne ihre Familie im Ausland sind. Diese Unsicherheit stresst viele. Wir versuchen, mit unserer Hilfe ein wenig Sicherheit zurückzugeben.

Und wie geht es Ihnen selbst?
Ich mache mir große Sorgen. Meine Eltern leben in Rechovot, gleich neben dem Weizmann-Institut, das von iranischen Raketen zerstört wurde. Mein Vater hat dort viele Jahre gearbeitet. Meine Schwester lebt in Jerusalem. Ich sehe die Bilder der Zerstörung, und sie zerreißen mich. Es ist schwer zu ertragen, dass die Heimat dieser Zerstörung ausgeliefert ist. Aber wir sind stark, und unser Zusammenhalt trägt uns. Ich hoffe auf friedlichere Zeiten und darauf, dass die 53 noch immer im Gazastreifen befindlichen Geiseln endlich freikommen. Wir beten jeden Tag für sie.

Mit der Managerin von »Zusammen Frankfurt« sprach Katrin Richter.

München

Eine zweite Familie

Vor anderthalb Jahren wurde die Zaidman Seniorenresidenz eröffnet – mittlerweile hat sie sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt

von Luis Gruhler  10.08.2025

Berlin

Expressionisten in der jüdischen Galerie

Teilnehmer des Kunstateliers Omanut präsentieren ihre Werke – inspiriert von einem Besuch im Brücke-Museum

von Alicia Rust  10.08.2025

Tu beAw

»Es war Liebe auf den ersten Blick«

Barbara und Reinhard Schramm sind seit fast 60 Jahren verheiratet. Ein Gespräch über lange Ehen, Glück und Engagement

von Blanka Weber  10.08.2025

Porträt der Woche

»Ich brauche den Input«

Regina Potomkina ist Grafikdesignerin, studiert Kunst und liebt Surrealismus

von Eugen El  10.08.2025

Augsburg

Josef Schuster erhält Friedenspreis

Der Zentralratspräsident mache jüdisches Leben sichtbar und baue Brücken zwischen unterschiedlichen Perspektiven, so die Begründung

 08.08.2025

Berlin

Initiative zum Tag der Liebe

Stiftung Jüdischer Campus startet bundesweites »Jewish Matchmaking«

von Detlef David Kauschke  08.08.2025

Erfurt

Jüdische Landesgemeinde lädt israelkritische Künstler ein

360 Kulturschaffende haben in einem offenen Brief ein Waffenembargo gegen Israel gefordert. Vertreter jüdischen Lebens kritisieren das Schreiben als einseitig und laden Unterzeichner aus Thüringen zum Dialog

 07.08.2025

EUJS

Ideen für Europa

Die European Union of Jewish Students wählt einen neuen Vorstand. Auch zwei Studentinnen aus Deutschland kandidieren: Hanna Veiler und Alexandra Krioukov. Wofür stehen sie?

von Joshua Schultheis  07.08.2025

Audiovisuell

Stimmen über das Danach

Das »Ofek«-Projekt »Kolot« dokumentiert Erfahrungen von Jüdinnen und Juden aus Deutschland nach dem 7. Oktober 2023

von Katrin Richter  07.08.2025