Frau Kraus, Sie sind die Managerin von »Zusammen Frankfurt« und haben in den sozialen Medien einen Post veröffentlicht, der gestrandeten Israelis Hilfe anbietet. Was genau machen Sie?
Wir wollen Israelis, die wegen des Krieges nicht nach Hause zurückfliegen können, schnelle Hilfe anbieten. Das heißt: Hilfe bei der Unterbringung, bei der Arbeit und bei der Unterstützung für Kinder. »Zusammen Frankfurt« ist Teil der Dachorganisation ICE – Israeli Community Europe, die eine solche Hilfs-Hotline ins Leben gerufen hat. Und zwar für alle unsere Zentren in Berlin, Wien, Athen, um nur ein paar zu nennen.
Israel geht von 150.000 Bürgerinnen und Bürgern aus, die gerade im Ausland sind. Wie viel haben Sie zu tun?
Der Großteil ist in europäischen Ländern gestrandet. Uns haben am Wochenende Hunderte Anrufe erreicht. Auch jetzt, da wir miteinander sprechen, sehe ich, dass Nachrichten und Anrufe ankommen. Wir geben wirklich unser Bestes, um ihnen allen schnell und unkompliziert helfen zu können.
Welche Hilfe wird konkret benötigt?
Wir brauchen vor allem Unterkünfte. Aber es geht auch um Möglichkeiten zur Beschäftigung von Kindern und um Fragen zu mobilen Arbeitslösungen. Und Ältere fragen nach medizinischer Unterstützung oder nach Ersatz für Medikamente, die zur Neige gehen.
Bekommen Sie selbst Hilfe?
Wir arbeiten Hand in Hand mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Jeder hilft jedem, öffnet seine Tür, sein Zuhause, wir bekommen sehr viel Unterstützung.
Können bei Ihnen auch Menschen anrufen, die mentale Hilfe benötigen?
Ja, sie können sich bei Matan von der Beratungsstelle Ofek melden. Es gibt eine Hotline auf Hebräisch, und jeder, der das Gefühl hat, mit jemandem reden zu müssen, kann sich dort bei den Psychologinnen und Psychologen melden. Wir haben seit unserer Gründung eine sehr gefestigte Infrastruktur, was psychologische Beratung angeht, denn nach dem 7. Oktober 2023 erhielten wir sehr viele Anrufe.
In welchem Gefühlszustand melden sich die Menschen bei Ihnen?
Viele sind sehr gestresst. Sie sind weit weg von ihren Familien. Israel wird bombardiert, es gibt Bilder von zerstörten Häusern. Man muss sich das vorstellen, dass man vielleicht nur wegen einer Konferenz im Ausland war, schnell wieder zurück wollte, dann diese Bilder sieht und weiß, dass man erst einmal nicht nach Hause kann. Oder Familienangehörige, die zu einer Stolperstein-Verlegung angereist sind und jetzt ohne ihre Familie im Ausland sind. Diese Unsicherheit stresst viele. Wir versuchen, mit unserer Hilfe ein wenig Sicherheit zurückzugeben.
Und wie geht es Ihnen selbst?
Ich mache mir große Sorgen. Meine Eltern leben in Rechovot, gleich neben dem Weizmann-Institut, das von iranischen Raketen zerstört wurde. Mein Vater hat dort viele Jahre gearbeitet. Meine Schwester lebt in Jerusalem. Ich sehe die Bilder der Zerstörung, und sie zerreißen mich. Es ist schwer zu ertragen, dass die Heimat dieser Zerstörung ausgeliefert ist. Aber wir sind stark, und unser Zusammenhalt trägt uns. Ich hoffe auf friedlichere Zeiten und darauf, dass die 53 noch immer im Gazastreifen befindlichen Geiseln endlich freikommen. Wir beten jeden Tag für sie.
Mit der Managerin von »Zusammen Frankfurt« sprach Katrin Richter.