Düsseldorf

Jeder ein Botschafter

Beraterin für politische Kommunikation: Melody Sucharewicz Foto: Christian Rudnik

Jude oder Israeli? Zahlreiche Außenstehende machen sich nicht die Mühe, an dieser Stelle zu unterscheiden. Schon Ignatz Bubis wurde, so heißt es, einst angegangen mit den Worten: »Ihr Präsident hat gesagt …«, und gemeint war Ezer Weizmann. Der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden soll insistiert haben: »Mein Präsident ist Roman Herzog.«

Mit Sätzen wie diesem lassen sich Diskussionen schnell beenden. Doch Michael Naor von der Zionistischen Organisation – Gruppe Düsseldorf (Z.O.D.) wünscht sich, dass Gespräche dieser Art geführt werden, um darin falsche Eindrücke von Israel auszuräumen. Um dafür das richtige Rüstzeug zu vermitteln, lud die Z.O.D. gemeinsam mit dem Bundesverband Jüdischer Studierender in Deutschland zu einem Israel-Seminar nach Düsseldorf ein. Rund 80 junge Menschen kamen, hörten Vorträge und diskutierten.

Information »Wir stellen immer wieder fest, dass viele Menschen in Deutschland nicht ausreichend informiert sind über Israel und die Lage im Nahen Osten, auch innerhalb der Gemeinden«, erklärt Michael Naor. Aber wenn man in seinem Umfeld als Jude identifiziert werde, sei man sofort ein Ansprechpartner für dieses Thema. Das sei nicht sofort negativ zu betrachten, sondern eine Chance: »Wir sind alle kleine Botschafter«, sagt Naor, ob im Freundeskreis, an der Universität oder am Arbeitsplatz.

»Ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland antiisraelisch ist. Doch die Menschen werden zu wenig informiert.« Zum Problem des Propagandakrieges kämen auch Journalisten, die nicht mehr korrekt recherchieren. »Da ist es wichtig, dass wir Werkzeuge haben, um mit anderen Menschen zu diskutieren.«

argumente Diese Werkzeuge brachte am Sonntag Tal Gat mit nach Düsseldorf. Der Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der israelischen Botschaft in Berlin bot den Studenten einen Blick auf die aktuelle Situation im Nahen Osten. Denn durch die Kenntnis der politischen Lage könne man Kritikern sehr schnell den Wind aus den Segeln nehmen. Häufig werde zum Beispiel behauptet, Israel zeige keinen Willen zu einem Dialog. »Mit wem sollen wir denn reden?«, fragte Gat, nachdem er über die geteilte palästinensische Führung gesprochen hatte.

Nicht bis in den Nahen Osten, sondern auf die deutschen Fernsehbildschirme und Titelseiten der Zeitungen schaute Melody Sucharewicz, Beraterin für politische Kommunikation. Durch proaktives Handeln – vom Leserbrief, politischen Themen bis zur unbeschwerten Feier am I-Like-Israel-Tag – könne jeder dazu beitragen, das Image des Landes zu verbessern. Denn im Informationskrieg sei der Staat deutlich schlechter aufgestellt als seine Gegner. »Was bedeutet das für uns?«, fragte Sucharewicz. Eine junge Frau im Publikum kannte die Antwort: »Viel Arbeit«.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  22.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025