Nachruf

Ihre Kunst war Berufung

Sie war ein zauberhafter Mensch», sagt Gemeindevorsitzender Jehuda Wältermann über Elisabeth Naomi Reuter. Nächtelang hätten sie Karten gespielt, diskutiert oder gemeinsam Schabbat begangen. «Eine inspirierende Frau», erinnert er sich.

Am 8. November ist das Gründungsmitglied der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg, die Malerin, Illustratorin und Kinderbuchautorin, Mutter und Großmutter im Alter von 71 Jahren in Berlin gestorben. Am vergangenen Montag wurde sie auf dem Friedhof Weißensee beerdigt.

Illustrationen Geboren wurde Reuter am 4. Juli 1946 in Celle. Früh zeigte sich ihr Zeichentalent. Nach der Schule studierte sie in Hannover freie Malerei und Grafik. 1974 zog sie nach Oldenburg, wirkte an der Universität und leitete später die «Werkstattgalerie».

Sie arbeitete freischaffend als Malerin, als Illustratorin und veröffentlichte mehrere Bilderbücher mit eigenen Texten. Bereits 1988 erschien Judith und Lisa, eines der ersten Bilderbücher über die Schoa. Ab Mitte der 80er-Jahre war sie Mitglied der jüdischen Gruppe in Oldenburg und eine der Hauptakteure bei der Gründung der Gemeinde. 2004 entschloss sie sich, ihrer Tochter und deren Familie nach Berlin zu folgen, wo sie sich intensiv der freien Malerei widmete.

Das Judentum hatte für Reuters Malerei eine zentrale Bedeutung, betont ihre Tochter Sarah Nemtsov in dem Vorwort zu Reuters letztem Kunstband Im Mittelpunkt der Mensch, der vor zwei Jahren erschien. Jüdische Themen und Symbole tauchten schon in den frühen Arbeiten seit den 70er-Jahren auf. Dazu kam als weiterer Schwerpunkt das Thema Schoa. Die Bandbreite ihres Schaffens sei groß und so fänden sich auch versöhnliche und heitere Bilder, so Nemtsov.

«Im Mittelpunkt der Mensch war nicht nur der Titel ihres bei uns erschienenen Kunstbandes. Er charakterisiert Naomi Reuter selbst», sagt Nora Pester vom Verlag Hentrich und Hentrich, in dem das Werk erschienen ist. «Mit großer Sensibilität und Feingefühl, dabei zurückhaltend und zugleich aufmerksam fürs Detail und das Wesentliche menschlicher Existenz, näherte sie sich den Porträtierten. Als könne sie mit dem Pinsel zuhören und sogar das Schweigen in Bilder fassen.»

Trotz großer Schicksalsschläge sei sie ein Optimist gewesen, sagt ihre Tochter. «Sie war eine Idealistin – auch als politischer Mensch –, ihre Kunst war Berufung, Elixier und tiefstes Anliegen.»

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  14.09.2025

Hamburg

»An einem Ort getrennt vereint«

In der Hansestadt soll die Bornplatzsynagoge, die in der Pogromnacht von den Nazis verwüstet wurde, wiederaufgebaut werden. Ein Gespräch mit dem Stiftungsvorsitzenden Daniel Sheffer über Architektur, Bürokratie und Räume für traditionelles und liberales Judentum

von Edgar S. Hasse  13.09.2025

Meinung

»Als Jude bin ich lieber im Krieg in der Ukraine als im Frieden in Berlin«

Andreas Tölke verbringt viel Zeit in Kyjiw und Odessa – wo man den Davidstern offen tragen kann und jüdisches Leben zum Alltag gehört. Hier schreibt er, warum Deutschland ihm fremd geworden ist

von Andreas Tölke  13.09.2025

Porträt der Woche

Das Geheimnis

Susanne Hanshold war Werbetexterin, Flugbegleiterin und denkt über Alija nach

von Gerhard Haase-Hindenberg  13.09.2025

Jahrestag

»So betäubend wie damals«

Am Mahnmal in Fürstenfeldbruck wurde an die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 erinnert

von Luis Gruhler  13.09.2025