Interview

»Ich war eine Stunde lang still«

Fasziniert vom Interesse der jungen Leute: Rabbiner Andrew Steiman Foto: Rafael Herlich

Herr Rabbiner Steiman, wie haben Sie das Gespräch zwischen den Zeitzeugen und den Schülern erlebt?
Es ist etwas sehr Seltenes passiert. Ich war eine Stunde lang still.

Hatten Sie den Eindruck, dass die Jugendlichen bei dieser Begegnung gehemmt waren?
Überhaupt nicht. Da war sofort eine Verbindung da. Die Schüler haben mit großer Unbefangenheit genau die Fragen gestellt, die sie interessieren. Ein Mädchen, das eigentlich Protokoll führen sollte, hat ihren Stift hingelegt und gesagt: »Ich will das jetzt miterleben und nichts verpassen.« Die wird sich bestimmt auch ohne Mitschrift später an alles erinnern können. Insgesamt war die Atmosphäre friedlich und kooperativ. Und am Ende haben alle einander umarmt.

Haben auch die Zeitzeugen selbst von dieser Begegnung profitiert?
Auf jeden Fall! Einsamkeit ist ein großes Thema im Alter. Es tut den älteren Leuten daher gut, dass sich jemand so sehr für ihre

Lebenserfahrungen interessiert. Außerdem denken viele der Überlebenden: »Bald leben wir nicht mehr. Wir wollen aber, dass die Erinnerung weiterlebt« – und das ist ein zutiefst jüdischer Gedanke.

Rabbiner Andrew Steiman arbeitet zusammen mit einer
evangelischen Pfarrerin und einem katholischen Diakon als
Seelsorger in der Altenwohnanlage und dem Pflegeheim der
Budge-Stiftung.

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025

Berlin

Gegen den Strom

Wie der Ruderklub »Welle-Poseidon« in der NS-Zeit Widerstand leistete und bis heute Verbindung zu Nachfahren seiner jüdischen Mitglieder pflegt

von Alicia Rust  23.11.2025

Porträt

Glücklich über die Befreiung

Yael Front ist Dirigentin, Sängerin, Komponistin und engagierte sich für die Geiseln

von Alicia Rust  22.11.2025

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Interview

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Was beschäftigt Misrachim in Deutschland? Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025