ITB

Hopfen und Hummus

Mazelprost – das klingt, wie »Todanke« oder »Bevakaschön«, nach einer der zahlreichen neuen hebräisch-deutschen Wortschöpfungen, die nicht nur in der israelischen Community in Berlin die Runde machen.

So können an diesem Wochenende Besucher der Internationalen Tourismusbörse (ITB) »Mazelprost« auch am Israel-Stand probieren. Hinter dem hebräisch-deutschen Namen stecken eine Idee, eine Botschaft und – wie der Name vermuten lässt – ein Getränk.

jubiläum »Eines Abends Ende 2014 saß ich mit meinem Freund und Kollegen Ron Barel von BBDO Tel Aviv in Berlin zusammen«, erinnert sich Franzis Heusel, Geschäftsführer der Werbe- und Marketingagentur BBDO Berlin. »Dabei kamen wir auf das damals bevorstehende 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel zu sprechen. Wir dachten: Da muss man doch etwas Besonderes machen!«

Gesagt, getan – in Berlin und Tel Aviv wurden sofort zwei Kreativteams ins Leben gerufen, und bald rauchten die Köpfe. »Wir wollten etwas kreieren, was Deutsche und Israelis auf entspannte Weise verbindet – etwas, das für beide Länder zugleich steht«, beschreibt Heusel die Herangehensweise.

Schnell kamen die Marketingexperten dabei auf Bier und Hummus. Aus diesen beiden Zutaten sollte eine Schnittmenge gebildet werden – Mazelprost war geboren, das weltweit wohl erste Bier, das aus Wasser, Hefe, Hopfen und Kichererbsenmehl gebraut wird. »Es war durchaus eine Herausforderung«, sagt der BBDO-Mann. »Niemand hatte bis dahin mit Kichererbsenmehl Erfahrungen beim Brauen gemacht.«

kater Mehr als zwei Monate lang tüftelte die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin an der Mixtur. Die größte Schwierigkeit bestand darin, das richtige Mischungsverhältnis zu finden. »Mit einem Anteil von 20 Prozent Kichererbsenmehl hat es am Ende dann aber geklappt.«

Das Ergebnis sei »ein helles und weiches Getränk«, das geschmacklich bayrischen Exportbieren sehr nahekommt, aber nur eine relativ kurze Haltbarkeitsdauer hat. »Ein tolles Naturbier – es ist nahrhaft und enthält reichlich Ballaststoffe«, schwärmt Creative Director Marius Lohmann und verweist auf ein weiteres wichtiges Qualitätskriterium. »Selbst mehrere Flaschen an einem Abend verursachen keinen Kater.«

Auch für das Design der Flaschen legte man sich ordentlich ins Zeug und beauftragte die Verpackungsdesign-Experten von der Peter Schmidt Group, die ebenfalls zu BBDO gehört. Eine erste Charge von 2000 Flaschen wurde von der Berliner Brauerei Schoppe Bräu produziert.

opernball Premiere hatte das Bier im vergangenen Oktober auf dem Leipziger Opernball, der ganz im Zeichen des 50. Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen stand. Mazelprost war das offizielle Partygetränk und kam offensichtlich gut an.

»So ein Opernball ist ja eigentlich eine recht förmliche und steife Angelegenheit«, erinnert sich Heusel lachend. »Aber in Leipzig bewegten sich die Gäste im Smoking oder schicken Abendkleid lässig mit der Bierflasche statt mit Sektkelch durch das Foyer.« Sogar Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman wurden mit einer Flasche Mazelprost in der Hand gesichtet.

Seither hat die Bierkreation schon einiges von der Welt gesehen. So schenkte es die deutsche Botschaft in Tel Aviv bei einigen ihrer Empfänge aus, und auch beim Deutsch-Israelischen Young Leaders Austausch vor wenigen Wochen in Israel war Mazelprost das Getränk Nummer eins. In einigen israelischen Locations in Berlin wie dem »Gordon« in Neukölln oder dem »Kibbuz« in Friedrichshain geht es ebenfalls über den Tresen.

museum Ende November 2015 erhielt Mazelprost den Ritterschlag: »Es wurde in die Sammlung des Jüdischen Museums in Berlin aufgenommen«, berichtet Heusel stolz. Damit sei das Bier nun ein »Gegenstand der deutsch-jüdischen Kulturgeschichte«. Na dann, LeChaim und auf die nächsten 2000 Flaschen!

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  02.05.2025 Aktualisiert

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025

Frankfurt

Zwischen den Generationen

2020 führten Jugendliche gemeinsam mit Überlebenden der Schoa ein »Zeitzeugentheater« auf. Nathaniel Knops Dokumentarfilm »Jetzt?« zeigt dessen Entstehung und feierte nun Premiere

von Eugen El  01.05.2025

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025