WIZO

Homecooking für den guten Zweck

Kochkurs auf »Zoom« Foto: Maria Ugoljew

Ein aufgeklappter Laptop, ein Blumenkohl und eine Handvoll weiterer Zutaten liegen auf dem Küchentisch. Es ist Sonntagabend kurz vor 18 Uhr, im »Zoom«-Warteraum tauchen verschiedene Köpfe von Menschen auf. Einige sind aus Deutschland zugeschaltet, andere aus Israel. »Seht ihr mich?«, fragt eine Teilnehmerin, die noch mit der Technik kämpft.

Nach Tipps und Tricks sind alle im virtuellen Raum zu sehen und zu hören. Bis auf einen. »Wo ist denn Angelo?«, fragt Teilnehmerin Nici. Angelo soll den Gästen heute erklären, wie ein »Mani Cauliflower« zubereitet wird – Blumenkohl auf israelische Art.

SPENDEN Initiiert wurde das Zoom-Koch-Event von WIZO, der Women’s International Zionist Organisation. Die Organisatorinnen wollen mit dieser Homecooking-Aktion Spenden sammeln für Sozialprojekte in Israel. Genauer gesagt: für WIZOsafety, ein neues Programm, das Opfern häuslicher Gewalt Unterstützung anbietet.

»Seit dem Ausbruch von Corona hat das Problem der häuslichen Gewalt in Israel stark zugenommen«, sagt Shoshana Feingold-Studnik. Sie gehört zum Vorstand von WIZO Berlin und ist Vizepräsidentin von WIZO Deutschland. Sie nutzt die Abwesenheit des Kochs, um einen kurzen Lagebericht abzugeben.

Sechs Frauen seien aufgrund ihrer gewalttägigen Partner bereits zu Tode gekommen, berichtet Feingold-Studnik; sie sei besorgt um die vielen Kinder, die aufgrund der geschlossenen Kitas und Schulen seit vielen Wochen in problematischen Haushalten auf sich allein gestellt sind.

Um in der schwierigen Situation nicht tatenlos zu bleiben, habe WIZO ein vorübergehendes Frauenhaus geöffnet.

Um in der schwierigen Situation nicht tatenlos zu bleiben, habe WIZO ein vorübergehendes Frauenhaus geöffnet. »Ich möchte eigentlich nicht um Spenden bitten, aber wir sind nun einmal darauf angewiesen – nur so können wir den Betroffenen helfen«, sagt Shoshana Feingold-Studnik.

KOCH Kaum hat sie ihren Spendenaufruf beendet, erklingt aus dem Off ein »Hallo«. Der Koch hat es geschafft, sich zuzuschalten. Er steht in einer Hotelküche.

Eine Handykamera filmt ihn dabei, wie er den Blumenkohl mit Rapsöl beträufelt und mit einer Prise Salz bestreut. »So kann er in den auf 200 bis 220 Grad Celsius vorgeheizten Ofen«, erklärt er. Um den Blumenkohl von allen Seiten goldbraun anzurösten, solle man ihn öfter drehen.

Gesagt, getan – die virtuellen Gäste schieben ihr Gemüse ebenfalls in die Öfen. Dann geht es auch schon an die Zubereitung der Soße. Diese besteht aus 500 Millilitern Gemüsebrühe, 500 Gramm Butter, ein bis zwei geriebenen Knoblauchzehen und dem Saft von vier Zitronen, erklärt der Koch.

Ganz schön viel Butter», bemerkt eine Teilnehmerin. «Wie viel Zitronensaft müssen wir verwenden?», fragt eine andere. Hier und da wird die Zutatenliste wiederholt. Dann nimmt Angelo den Kohl aus dem Ofen – goldbraun ist er gebacken, von allen Seiten. «Nur für’s Protokoll: Meiner ist noch total weiß», ruft eine Frau ins Mikro. «Meiner auch», sagt eine weitere Teilnehmerin. Dennoch: Der virtuelle Kochkurs geht weiter.

MANDELSPLITTER Nun steht die Zubereitung der Soße an. Sie habe erst dann die richtige Konsistenz, wenn sie wie eine Schokoglasur am Esslöffel hängen bleibt, erklärt der Koch. «Ihr müsst die Butter nach und nach in die Brühe geben und mit einem Stabmixer verrühren», sagt er.

Mixer-Geräusche und klapperndes Geschirr ertönen. Ob es nicht besser wäre, den Blumenkohl vorher im Dampfgarer zu garen oder im Topf zu kochen, möchte eine Frau wissen. «Klar, kann man machen, schmeckt aber anders», meint Angelo.

Eine Stunde ist fast um – in der Hotelküche ist das Gericht so gut wie fertig. Zu guter Letzt werden mit Öl beträufelte Mandelsplitter im Ofen angeröstet. Dann legt Angelo den Kohl in eine kleine Pfanne, umgießt ihn mit der Soße, fügt Mandelsplitter und eingelegte Zitronen hinzu – fertig ist sein «Mani Cauliflower».

Die virtuellen Gäste müssen sich derweil noch etwas gedulden: Der Kohl ist weiß, die Soße noch dünn – aber es wird hoffentlich schmecken.

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Trauer

Mit gebrochenem Herzen

Die Israelitische Kultusgemeinde nahm Abschied von Rebbetzin Shoshana Brodman sel. A., die Anfang November nach langer Krankheit starb

von Esther Martel  02.12.2025

Kulturtage

»Weitermachen ist die einzige Chance«

»Jüdisches Leben in Deutschland – Heute und Morgen«: Ein Podium stellte die Frage nach gesellschaftlichen Dynamiken und Konsequenzen nach dem 7. Oktober

von Esther Martel  02.12.2025

Planegg

Historische Sensation

Eine Ausstellung erzählt vom Schicksal Jakob Hirschs, der 1818 als erster Jude in Bayern geadelt wurde

von Ellen Presser  02.12.2025

Köln

Bekenntnis zum Leben

Der WIZO-Ball sammelte Spenden für traumatisierte israelische Kinder

von Ulrike Gräfin Hoensbroech  02.12.2025

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin-Charlottenburg

Verborgene Schätze im Innenhof

Gemeindemitglied Joachim Jacobs führt durch den wohl jüdischsten Bezirk der Hauptstadt

von Sören Kittel  01.12.2025