München

Hochbetrieb auf der Baustelle

Die Vorbereitungen und Planungen, insbesondere die Frage der Finanzierung eines Projekts in dieser Größenordnung, haben Jahre gedauert. Doch derartige Hürden sind längst überwunden, wie ein Besuch im Prinz-Eugen-Park in Bogenhausen zeigt. Dort wächst die neue Seniorenresidenz der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern unaufhaltsam in die Höhe.

Im Dezember vergangenen Jahres ging es mit den Bauarbeiten los. Bagger hoben die Baugrube aus. Drei Monate später, Anfang März, fand die Grundsteinlegung statt. Wegen der Corona-Beschränkungen war aber nur eine kleine Feier möglich, an der Brigita Zaidman und ihre drei Töchter teilnahmen. Die Familie unterstützt das Projekt in wesentlichem Umfang. Als Dank dafür trägt die Seniorenresidenz, die die IKG zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betreiben wird, den Namen Zaidman.

planungen Seit der Grundsteinlegung herrscht auf der Baustelle Hochbetrieb. Der Rohbau ist mittlerweile bis zur dritten Etage fertig, zwei weitere Ebenen folgen. Von der »grünen Oase«, die die Seniorenresidenz einmal sein soll, ist in diesem Baustatus aber noch nicht viel zu sehen. Das wird sich spätestens mit Fertigstellung der Dachterrasse ändern. Sie soll nach den Planungen in einen kleinen »Urwald« verwandelt werden und ein Refugium der Erholung für die Bewohner der Seniorenresidenz sein.

Der Rohbau ist mittlerweile bis zur dritten Etage fertig, zwei weitere Ebenen folgen.

In der zweiten und dritten Etage, die rohbautechnisch fertiggestellt sind, wird einmal der nach modernsten Gesichtspunkten aufgebaute Pflegebereich zu finden sein. 100 Plätze stehen dort insgesamt für die Betreuung der Senioren zur Verfügung.

28 Appartements für Betreutes Wohnen entstehen in den beiden darüber liegenden Etagen, hinzu kommen Gästezimmer, Schulungsräume, eine Bibliothek – und sogar eine eigene Synagoge. Im Erdgeschoss werden die Verwaltung und die Tagesbetreuung untergebracht, weitere Räumlichkeiten für Veranstaltungen der unterschiedlichsten Art sind geplant. Auch die nichtjüdischen Bewohner im neuen Stadtquartier sollen mit einbezogen werden.

»Leuchtturm-projekt« IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, die »Bauherrin« im Auftrag der Gemeinde, informiert sich laufend über den Fortgang der Arbeiten. Sie bezeichnet die Residenz als »Leuchtturm-Projekt der Gemeinde«, als »bedeutsamen Schritt in die Zukunft«. Bei der Grundsteinlegung sagte sie in diesem Zusammenhang: »Der Bau steht auch für eine Präsenz des jüdischen Lebens in München – und dafür, dass wir als jüdische Gemeinde hier auf Dauer unsere Heimat sehen.«

Bis zur geplanten Eröffnung in eineinhalb Jahren ist es noch ein langer Weg. Trotzdem wissen die Präsidentin und ihre IKG-Vorstandskollegen bereits jetzt, wie das »Innenleben« der Seniorenresidenz aussehen wird. Zauberei ist dabei nicht im Spiel, ein Blick auf die Webseite des Münchner Planungsbüros CL MAP genügt. Dort zeigen virtuelle Projektionen schon jetzt, wie sich der Bau im Inneren einmal gestalten wird. Selbst die hauseigene Synagoge, die 100 Menschen Platz bieten soll, ist detailliert zu sehen.

Für das Planungsbüro CL MAP sind anspruchsvolle Großprojekte wie die neue Seniorenresidenz der IKG in Bogenhausen eine besondere Herausforderung. Betreut wird der Bau von Rena Wandel-Hoefer in Zusammenarbeit mit den Planern von CL MAP. Diese wichtige Aufgabe hatte die Architektin bereits beim Bau des Gemeindezentrums am Jakobsplatz wahrgenommen.

In die Freude über die Realisierung des Projekts mischt sich auch ein wenig Wehmut.

Jürgen Grothe, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter des Planungsbüros CL MAP, blickt optimistisch in die Zukunft. »Wenn alles einigermaßen planmäßig weiter so wie bisher verläuft, ist die Wohnanlage Anfang 2023 bezugsfertig«, lautet seine derzeitige Prog­nose.

Auch wenn die Freude über die Realisierung und den bevorstehenden Beginn einer neuen Ära in der Betreuung von Senioren bei IKG-Präsidentin Charlotte Knob­loch überwiegt, ist sie doch ein wenig wehmütig. Mit jedem Zentimeter, den die »Zaidman-Seniorenresidenz« im Prinz-Eugen-Park wächst, rückt das Ende des Saul-Eisenberg-Seniorenheims in Schwabing näher. An der »erstklassigen Arbeit«, die Heimleiter Kristian Greite und seinem Team von Charlotte Knobloch bescheinigt wird, wird sich auch in der neuen Seniorenresidenz nichts ändern.

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025