Kompakt

Grabschändung und Anschlag

Bis zu 100 Gräber auf dem »Heiligen Sand« sind vermutlich durch die Farbattacke beschädigt. Foto: imago stock&people

»Heiliger Sand«

Auf dem mittelalterlichen jüdischen Friedhof »Heiliger Sand« in Worms sind vermutlich bis zu 100 historische Grabsteine mit Farbe beschmiert worden. Die offenbar verhaltensauffällige Täterin sei noch am Tatort aufgegriffen worden, teilte das Mainzer Polizeipräsidium mit. »Momentan gehen wir nicht von einem politischen Hintergrund aus«, sagte eine Sprecherin. Betroffen sind unter anderen die Grabsteine von Rabbi Meir von Rothenburg, dem berühmtesten jüdischen Rechtsgelehrten des 13. Jahrhunderts, und Alexander ben Salomon Wimpfen aus Frankfurt. Dieser gab im Jahr 1307 sein Vermögen, um die Gebeine des Rabbis 13 Jahre nach dessen Tod freizukaufen und sie daraufhin in dessen Geburtsstadt Worms beisetzen zu lassen. Alexander Wimpfen starb am 7. September 1307 kurz nach der Verwirklichung seines Bemühens. Es war sein Wunsch, an der Seite des von ihm verehrten Rabbiners begraben zu werden. »Wir sind schockiert und traurig«, sagte Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky von der Jüdischen Gemeinde Mainz-Worms der »Allgemeinen Zeitung« in Mainz. Der Schaden lasse sich nicht beziffern, zumal es nicht so sehr um den materiellen, sondern den ideellen, den symbolischen Schaden gehe, so die Zeitung weiter. Der »Heilige Sand« blieb zunächst für Besucher geschlossen. Er ist eines der sechs Monumente, mit denen sich die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz (Schpira, Warmaisa und Magenza) um die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe bis zum Jahr 2021 bewerben; daneben sind es die Synagogen und Mikwen in Worms und Speyer sowie der Denkmalfriedhof in Mainz. Mit seinen rund 2500 Grabsteinen gilt er als einzigartig, weil auf dem Gelände vom 11. bis ins frühe 20. Jahrhundert durchgängig Bestattungen vorgenommen wurden. ja/epd/at

Löwenbrunnen

Offenbar radikale Tierschützer, die sich selbst »Animal Rebellion Köln« nennen, haben in der Nacht zu Sonntag Brunnen der Stadt mit rotem Wasser beschmutzt und Bilder ihrer Tat selbst ins Internet gestellt. Mitbetroffen war auch der Löwenbrunnen des jüdischen Lern- und Gedenkortes Jawne. Die Synagogen-Gemeinde Köln zeigte sich entsetzt über die Schändung des Brunnens am Erich-Klibansky-Platz. »Der Brunnen erinnert am Lern- und Gedenkort Jawne an die Kinder und Lehrer des ehemaligen jüdischen Gymnasiums, die in der Schoa verfolgt und ermordet wurden«, erklärte der Vorstand der Synagogen-Gemeinde. »Diesen Brunnen nun mit roter Farbe als Symbol für Blut zu schänden, ist ein Akt der grenzenlosen Geschmacklosigkeit und eine Verhöhnung der Opfer des Holocaust, insbesondere der Kinder und Jugendlichen sowie deren überlebenden Angehörigen«, schrieben Isabella Farkas, Abraham Lehrer, Bettina Levy und Felix Schotland in ihrer Pressemitteilung. ja

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Безопасность

»Ни одно еврейское мероприятие не должно быть отменено«

После трагедии в Сиднее президент Центрального совета евреев Германии Йозеф Шустер обращается с личным посланием ко всем евреям Германии: не позволяйте отнять у вас радость Хануки

von Йозеф Шустер  18.12.2025