München

»Gesamtgesellschaftliche Herausforderung«

Charlotte Knobloch (3.v.l.) mit den Teilnehmern der Diskussionsrunde Foto: Hanns-Seidel-Stiftung

Zuerst waren die Experten in einem rechtspolitischen Symposium unter sich, am Abend folgte dann eine Podiumsdiskussion vor geladenem Publikum. »Antisemitismus« lautete der schlichte Arbeitstitel, den die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) für die Tagung in der vergangenen Woche gewählt hatte.

Wie komplex das Thema geworden ist, sprach die Stiftungsvorsitzende und »Hausherrin« Ursula Männle schon bei der Eröffnung der Diskussionsrunde an. Sie bezeichnete Antisemitismus als »gesamtgesellschaftliche Herausforderung«. Diesen gedanklichen Ansatz legten auch die übrigen Teilnehmer der Diskussion zugrunde.

holocaust Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die an der Diskussion teilnahm, sprach den wachsenden Antisemitismus an, der das Sicherheitsgefühl vieler in Bayern und Deutschland lebender Juden beschädigt habe. Mit Blick auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen, die zum Holocaust führten, habe sie eigentlich einen Aufschrei der Gesellschaft erwartet. Das Stichwort »Sicherheit« griff auch Bayerns Justizminister Georg Eisenreich auf, ein weiterer Teilnehmer der Runde.

Eisenreich machte deutlich, dass die Gewährleistung von Sicherheit und die Ver mittlung des Sicherheitsgefühls Aufgabe des Staates seien. Die »Wohlfühltemperatur« für Menschen jüdischen Glaubens müsste aber auch von der gesamten Gesellschaft als Aufgabe angesehen werden. Eisenreich forderte zudem die Möglichkeiten zu einer härteren Bestrafung von antisemitischen Straftaten im Internet.

problem Antisemitismus als komplexes, gesamtgesellschaftliches Problem zu begreifen, nicht nur als politisches oder religiöses, mahnte Deidre Berger an, Direktorin des American Jewish Committee in Berlin. Sie erkenne zwar, sagte sie, dass Antisemitismus institutionell angegangen werde, aber man befinde sich damit erst am Anfang einer notwendigen Entwicklung.

Gewissermaßen Teil dieser angesprochenen Entwicklung ist Oberstaatsanwalt Andreas Franck, der Antisemitismusbeauftragte der Generalstaatsanwaltschaft München. Wie er im Verlauf des Abends zu verstehen gab, sieht er sich mit diesem Amt in einer Doppelrolle. Zum einen gehe es darum, zu zeigen, dass antisemitische Straftaten in Deutschland eine besondere Bedeutung hätten und mit der möglichen Härte des Gesetzes verfolgt würden. Zum anderen solle den Menschen jüdischen Glaubens aber auch signalisiert werden, dass sie nicht alleine seien.

www.hss.de

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025

Berlin

Gegen den Strom

Wie der Ruderklub »Welle-Poseidon« in der NS-Zeit Widerstand leistete und bis heute Verbindung zu Nachfahren seiner jüdischen Mitglieder pflegt

von Alicia Rust  23.11.2025

Porträt

Glücklich über die Befreiung

Yael Front ist Dirigentin, Sängerin, Komponistin und engagierte sich für die Geiseln

von Alicia Rust  22.11.2025

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025