Gedenken

Generäle und Generationen

Kreis geschlossen: Abraham Heymann (l.) war als Neunjähriger in Bergen-Belsen und besucht die Gedenkstätte mit seinem Sohn Josef. Foto: Sabine Schafft

Gedenken

Generäle und Generationen

Israelische und deutsche Armeeangehörige treffen sich an den Gräbern von Bergen-Belsen

von Beate Roßbach  18.08.2010 10:59 Uhr

»Ich schließe meine Augen und stelle mir meine Mutter Malca Weiss vor, erst 16 Jahre alt. Ich sehe sie vor mir, krank und völlig erschöpft. Sie wiegt nur noch 28 Kilo, taumelnd schleppt sie sich durch das Lager Bergen-Belsen und kann nicht glauben, dass sie überlebt hat.« Es sind ergreifende Worte, die dem Sprecher nicht leicht fallen. Ein Mann, der es gewohnt ist, mit fester Stimme Befehle zu erteilen. Benny Gantz, der Stellvertretende Generalstabschef der israelischen Armee, besucht am Dienstagnachmittag die Gedenkstätte Bergen-Belsen, den Ort, den seine Mutter überlebt hat. Begleitet wird er von seinem 18-jährigen Sohn Nadav. Auf dem Programm stehen ein Rundgang durch das Dokumentationszentrum der Gedenkstätte sowie ein Gedenken mit Kranzniederlegung.

Überlebende Die Möglichkeit für den Kurztrip nach Niedersachsen boten strategische Gespräche zwischen den Führungsstäben von israelischer Armee und Bundeswehr. Vizeadmiral Wolfram Kühn, der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, und Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden von Niedersachsen, begleiten die israelischen Gäste. Aber es sind drei Generationen, die nun am jüdischen Ehrenmal zusammen beten. Auch dabei ist Brigadegeneral Josef Heymann, der die Gedenkstätte gemeinsam mit seinem Vater Abraham Heymann besucht. Wie Malca Gantz, geborene Weiss und Rosa Giske, die Schwiegermutter von Michael Fürst, ist Abraham Heymann ein Überlebender des KZ Bergen-Belsen. 1936 in Frankfurt am Main geboren, war er neun Jahre alt als das Lager im April 1945 befreit wurde. Die Erinnerung an Familie Heymann wird im Dokumentationszentrum bewahrt. Thomas Rahe, der Direktor der Gedenkstätte, zeigt Familienfotos und Dokumente.

Abraham Heymann ist bereits das zweite Mal in Bergen-Belsen. Lange habe er über die Vergangenheit nicht gesprochen und wollte auch nicht daran denken. »Ich habe ein so gutes Leben, eine wunderbare Frau und Familie, 35 Enkel und neun Urenkel. Das will ich mir durch die Erinnerung an die Vergangenheit nicht verderben lassen.« Durch die Niederschrift seiner Lebensgeschichte habe sich seine Einstellung geändert, und heute ist er froh, dass er mit seinem Sohn gekommen ist.

stolz »Für mich schließt sich ein Kreis«, sagt Abraham Heymann. »Ich stehe hier mit meinem Sohn Josef, der den Namen meines Vaters trägt und der im Rang eines Generals der Israelischen Verteidigungsarmee dient. Damals war ich ein kleiner verängstigter neunjähriger Junge. Heute bin ich ein stolzer Bürger des Staates Israel. Und wir stehen hier mit den höchsten Vertretern der deutschen und der israelischen Streitkräfte, Seite an Seite. Das ist ein solcher Gegensatz zu früher, dass wir ihn uns vor 65 Jahren nicht hätten vorstellen können.«

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025

Porträt der Woche

Endlich angekommen

Katharina Gerhardt ist Schauspielerin und fand durch ihren Sohn zum Judentum

von Gerhard Haase-Hindenberg  12.12.2025

Würzburg

Josef Schuster: Hoffnung und Zivilcourage in schwierigen Zeiten

In einem Zeitungsbeitrag verbindet der Präsident des Zentralrates Chanukka mit aktuellen Herausforderungen

 12.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Chanukka

»Ich freu’ mich auf die Makkabäer«

Lichter, Dinos, Schokostreusel – was unsere Jüngsten in diesen Tagen am meisten mögen

von Christine Schmitt  11.12.2025

Sachsen

Mit Tiefgang und Pfiff

Am Sonntag wird in Chemnitz das »Jahr der jüdischen Kultur 2026« eröffnet

von Helmut Kuhn  11.12.2025