Interview

Fünf Minuten mit ...

Nachumi Rosenblatt Foto: Gregor Zielke

Herr Rosenblatt, der Jugendkongress widmet sich diesmal dem 50. Jubiläum der deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen. Im vergangenen Jahr ging es um den wachsenden Antisemitismus in Europa. Bleibt bei den »schweren« Themen denn auch noch Platz für Spaß am Treffen?
Na klar. Neben den Workshops, Vorträgen und Podiumsdiskussion zu politischen Themen sollen sich die jungen Leute natürlich auch kennenlernen und alte Bekanntschaften auffrischen. Der gemeinsame Kabbalat Schabbat und die große Party am Samstagabend mit der Showband Muzika aus London bieten hierfür sicherlich den perfekten Rahmen. Mit weit über 400 Anmeldungen wird der Jugendkongress 2015 der bisher größte sein.

Bei der Podiumsdiskussion am Sonntag wird die Frage nach der Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland gestellt. Wie gehen denn junge Juden mit der Frage um?
Dies ist eine sehr wichtige Frage, die die jungen Leute stark beschäftigt. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die junge Generation durchaus eine Zukunft für Juden in Deutschland sieht und sich deshalb stärker engagiert. Sie interessieren sich für Gemeindeführung, sind aber auch politisch aktiv. Das ist eine neue frische Welle, die ich in den vergangenen Jahren beobachtet habe.

Zum Thema Sicherheit: Machen sich junge Juden Sorgen?
Natürlich haben die letzten Ereignisse zu einer gewissen Verunsicherung geführt. Vielen jungen Gemeindemitgliedern wird nun bewusst, dass die Gefahr durch Islamisten auch in Europa und Deutschland größer wird.

Aber es hält sie nicht von einem Engagement in der Gemeinde ab?

Nein, ganz im Gegenteil. Es motiviert sie, aktiver zu sein. In Deutschland wurden jüdische Einrichtungen schon immer bewacht. Die Polizei steht vor der Tür, ob nun Synagoge oder Gemeindeeinrichtung – das war und ist unser Alltag. In anderen europäischen Ländern mag das anders ein. Dort sitzt der Schock tiefer. Ich habe das Gefühl, dass jüdische Jugendliche und junge Erwachsene durch die Anschläge sogar deutlich motivierter sind, der Welt zu zeigen, dass wir eine starke und präsente Gemeinschaft sind.

Sie selbst kommen aus Israel. Wie stark ist die Bindung junger Diasporajuden, die dort keine Verwandten haben, an das Land?
Vielleicht nicht so stark wie meine eigene, aber doch auf eine andere Weise präsent. Viele Zuwanderer haben zunächst eine stärkere Bindung an die jüdischen Gemeinden. Gerade in Zeiten eines wachsenden Antisemitismus und Antiisraelismus, wie wir ihn im vergangenen Sommer erleben mussten, merken die Zuwanderer jedoch, dass die Beziehung zu Israel für sie sehr wichtig ist. Die ZWST legt viel Wert darauf, die Verbindung der jüdischen Jugendlichen mit Israel zu stärken, wie zum Beispiel bei unseren Machanot oder Taglit-Reisen für Studenten.

Beim Kongress geht es auch um das Thema Wehrdienst. Wie relevant ist das für junge Juden?

Es gibt jüdische Jugendliche, die sich für einen Dienst in der israelischen Armee oder der Bundeswehr entscheiden. Die Anzahl derjenigen, die es vorziehen, in der IDF zu dienen, ist jedoch deutlich größer. Dies weist darauf hin, dass die Verbindung zu Israel zunehmend wichtiger wird.

Mit dem Jugendreferenten der ZWST sprach Ayala Goldmann.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025