Interview

Fünf Minuten mit …

Im Juni gab es eine friedliche Pro-Israel- Demonstration in Köln mit 200 Teilnehmern. Nun hat sich in Köln ein Bündnis gegen Antisemitismus gegründet. Gibt es da Zusammenhänge?
Wir begrüßen es sehr, dass die Veranstalter im Juni schnell reagiert und mehrere Pro-Israel-Demonstrationen organisiert haben. Ende Juli haben wir uns dazu entschlossen, ein Bündnis gegen Antisemitismus zu gründen, um ein langfristiges Forum zu schaffen, in dem man sich kontinuierlich austauschen und engagieren kann. Die Kundgebung ist dabei nur der Auftakt, wir hoffen durch die Arbeit im Bündnis noch weitere Schwerpunkte setzen zu können, die im Juni noch kein Thema waren.

Wer ist an Ihrem Bündnis beteiligt? Soll es breit aufgestellt werden?
Das Bündnis wurde erst vor zwei Wochen gegründet, die Initiative ging von einer gesellschaftskritischen Gruppe in Köln aus. Momentan konzentriert es sich auf die Vorbereitung der Kundgebung und besteht hauptsächlich aus Personen, die sich schon seit Längerem mit Antisemitismus beschäftigen und Erfahrung in der Durchführung und Planung von Kundgebungen haben. Nach der Demonstration soll das Bündnis aber möglichst schnell wachsen und zu einer verlässlichen und beständigen Organisation in Köln werden.

Die SPD-Abgeordnete Michaela Engelmeier, die auf der Kölner Demonstration eine mutige Rede gehalten hat, hat anschließend massive Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen erhalten. Wie gehen Sie damit um?

Wir finden es unerträglich, dass solche Beleidigungen und Gewaltandrohungen für Menschen, die sich für Israel und gegen Antisemitismus engagieren, alltäglich sind. Wir lassen uns von solchen Einschüchterungsversuchen nicht den Mund verbieten, sind aber sehr bedacht darauf, alle Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, die nötig sind, um uns und andere Personen bestmöglich zu schützen.

Ihre Gruppe ist aus einem aktuellen Anlass entstanden: das Aufflammen antisemitischer Beleidigungen in Folge des Gaza-Krieges. Streben Sie eine langfristige, kontinuierliche Arbeit an?
Ja, wir möchten eine kontinuierliche Struktur aufbauen, die das antisemitische Treiben in Köln und anderswo scharf beobachtet und gegebenenfalls auch kurzfristig adäquat auf Vorfälle reagieren kann. Sie soll aber auch – und das ist uns mindestens genauso wichtig – Angebote zu einer tiefergehenden Beschäftigung mit den Themen Antisemitismus, Antizionismus und »Israelkritik« geben. Da wir alle schon einige Erfahrung in diesem Bereich mitbringen, planen wir schon für Oktober eine Veranstaltungsreihe, an deren Ausrichtung und Vorbereitung das Bündnis hoffentlich schnell wachsen wird.

Kommenden Sonntag planen Sie für 16 Uhr vor dem Hauptbahnhof Ihre erste Kundgebung gegen Antisemitismus. Wer wird alles sprechen? Wie viele Teilnehmer erwarten Sie?
Wir erwarten mindestens 150 Teilnehmer. Die Rednerliste steht noch nicht abschließend fest und wird erst im Laufe der Woche bekanntgegeben. Es wird Reden zu verschiedenen Themen wie dem Antisemitismus im Mainstream, dem islamischen Antisemitismus, dem Verhältnis von Antisemitismus zu modernen Gesellschaften oder zur Antisemitismusprävention geben. Außerdem wird viel über die Vorfälle der letzten Wochen berichtet werden.

Mit dem Pressesprecher der Initiative sprach Roland Kaufhold.

Weitere Informationen finden Sie auf folgender Homepage:
www.bga-koeln.tumblr.com

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025