Stuttgart

Frau WIZO

Geehrt: Traute Peters Foto: Edgar Layher

»Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert.« Diesem Lebensmotto ist Traute Peters treu geblieben. So sehr, dass der gebürtigen Westpreußin und Wahl-Stuttgarterin am 2. Februar die Otto-Hirsch-Medaille verliehen wurde. Mit dieser Auszeichnung ehren die Landeshauptstadt, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart und die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) Menschen, die sich um die christlich-jüdische Verständigung verdient gemacht haben.

»Eine große Fangemeinde« sei gekommen, sagt Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster am Abend der Preisverleihung im Rathaus. Ein wenig aufgeregt schüttelt Traute Peters im Foyer viele Hände. Denn die einhellige Meinung, dass »sie es wirklich verdient hat«, zieht viele Festgäste zu »Frau WIZO«. So nennen die Damen der Women’s International Zionist Organization die Christin, die für ihren 28 Jahre währenden Einsatz geehrt wird.

Anfang Vor fast 30 Jahren kam Noemi Berger, die Frau des damaligen Landesrabbiners Joel Berger zu Traute Peters. Die IRGW wollte die WIZO wiederbeleben und mit ihr ein Tor zur bürgerlichen Stadtgesellschaft öffnen. Peters war damals Geschäftsführerin der Frauenarbeit in der Evangelischen Landeskirche. »Der Vorstand beschloss die Unterstützung«, sagt Peters.

Die WIZO-Vorstände wechselten mehrfach, doch die heute fast 75-Jährige hält die Kasse, die ihr anvertraut wurde, noch immer in guten Händen. »Unaufgeregt, unprätentiös« sei sie, sagt Barbara Traub in ihrem Grußwort. Und als die Sprecherin des IRGW-Vorstands hinzufügt »und ziemlich energisch im Auftreten«, lächeln viele im Saal. Traute Peters lacht auch.

In Peters’ Kindheit gab es wenig Grund zur Freude. Als älteste Tochter auf einem Landgut mit vielen Mitarbeitern wurde sie am 10. April vom Vater beauftragt, auf die jüngeren Geschwister und die Mutter aufzupassen, es ging auf die Flucht über die Ostsee.

Das Schiff landete in Kopenhagen, drei Jahre Internierung folgten. Ende 1948 kam die Familie nach Deutschland. Der Vater, auf den sie lange warteten, kam in einem sowjetischen Lager um. Später studierte Traute Peters Sozialpädagogik, wurde Heimerzieherin und Religionslehrerin.

Helfen Die Jahre der Flucht, der Haft und der Wurzellosigkeit hat sie nie vergessen: »Wir waren überall zuviel«, erinnert sie sich. Traub sieht Parallelen zwischen Traute Peters und Otto Hirsch: der Not, wenn sie sich zeigt, nicht tatenlos zuzusehen. Der Stuttgarter Otto Hirsch hatte in der Nazizeit viele jüdische Bürger gerettet und wurde im Konzentrationslager ermordet.

Traute Peters weiß, was es bedeutet, fremd und unerwünscht zu sein. »Eigentlich wollte ich Gutsfrau werden, mit Familie, Kindern und vielen Tieren«, bekennt sie. Das Schicksal hat es anders gewollt. »Pass auf alle auf« – die Worte des geliebten Vaters an sein Kind leben bis heute in ihr fort.

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Neuer Staatsvertrag für jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt

Das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt soll bewahrt und gefördert werden. Dazu haben das Land und die jüdischen Gemeinden den Staatsvertrag von 2006 neu gefasst

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025