Hagen

Erleichterung und Dank

Synagoge und Sitz der Jüdischen Gemeinde Hagen Foto: imago images

Die Nachricht über einen mutmaßlich geplanten Anschlag auf die Synagoge Hagen an Jom Kippur hat Entsetzen in der jüdischen Gemeinschaft, aber auch Solidarität mit ihr ausgelöst. Kurz nach dem vereitelten Anschlag am Versöhnungstag sagte Zentralratspräsident Josef Schuster, der Vorfall wecke schlimme Erinnerungen an den Anschlag an Jom Kippur vor zwei Jahren in Halle.

»Dass unsere Gemeinschaft erneut am höchsten Feiertag dermaßen gefährdet war, lässt uns tief besorgt zurück und zeigt, dass die Aufstockung der Sicherheitsmaßnahmen bei vielen jüdischen Einrichtungen notwendig war und ist. Mögliche islamistische Netzwerke müssen zerschlagen werden«, forderte er. Der Zentralratspräsident dankte den Sicherheitsbehörden, die einen Anschlag auf die Synagoge in Hagen verhindert haben.

Solidarität Auch die Jüdische Gemeinde selbst mit ihren Vorsitzenden Hagay Feldheim und Rimma Gotlib bedankte sich für die nach dem Terroralarm eingegangenen Bekundungen von Solidarität und Mitgefühl. »Genauso herzlich möchten wir uns bei den vielen Polizisten bedanken, die uns in der Not beigestanden haben, die uns weiter beschützen und dafür viele zusätzliche Belastungen wie selbstverständlich in Kauf nehmen«, erklärten sie.

Ihnen habe die Gemeinde zu verdanken, dass sie das anschließende Sukkotfest trotz allem feiern konnte. Die jüdische Gemeinschaft in Hagen bestehe, so Feldheim und Gotlib, überwiegend aus alten Menschen. »Vielen hat die Aussicht, in diesem Jahr noch einmal einen Jom Kippur wie gewohnt, wenn auch immer noch mit Maske und sozial distanziert, feiern zu können, Kraft und Hoffnung gegeben.«

Der mutmaßliche Anschlag in Hagen weckt Assoziationen an den Anschlag in Halle vor zwei Jahren.

Die Nachricht habe man »mit Bestürzung, Entsetzen und Wut aufgenommen«, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe und der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, Zwi Rappoport. Er habe bei Ausgang von Jom Kippur abends die Gemeindemitglieder überhaupt erst von dem mutmaßlichen Anschlagsvorhaben in Kenntnis gesetzt und seine Solidarität mit der Nachbargemeinde bekundet, so der Landeschef.

heimat Die Assoziation mit dem Anschlag auf die Synagoge in Halle liege nahe. »Auf der anderen Seite sind wir als jüdische Gemeinschaft aus meiner Sicht auch verpflichtet, trotz der bedrohlichen Lage alles zu tun, um jüdisches Leben weiter aufrechtzuerhalten. Ich möchte mich von diesen Extremisten in meinem Ziel, die jüdische Gemeinschaft weiterhin stolz und lebendig weiterzuführen und den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, die Gemeinde als ihre Heimat anzusehen, nicht abbringen lassen«, sagte Rappoport, so schlimm die neuesten Erkenntnisse auch seien.

Für die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen sagte Geschäftsführer Alexander Drehmann der WAZ: »Die Polizei hat direkt angerufen und die Sicherheitsmaßnahmen verschärft.« Ängste seien in der Gemeinde präsent. »Seltsamerweise kann man damit leben«, so Drehmann.

Wie inzwischen berichtet, gebe es nicht mehr nur den Chat mit einem mutmaßlichen IS-Terroristen, sondern deutlich mehr Material, darunter seien auch grausame Darstellungen, heißt es vonseiten der Sicherheitsbehörden. ja

Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft sorgt für Entsetzen. Politiker und Bürger reagieren deutlich. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

 18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025