Kölsche Kippa Köpp

»Einen jüdischen Karneval gibt es nicht«

Aaron Knappstein Foto: privat

Herr Knappstein, können Sie einem überzeugten Wahlberliner wie mir erklären, was am Karneval so besonders ist?
Das ist natürlich eine sehr persönliche Frage, die man nicht für alle Menschen, die Karneval feiern, gleich beantworten kann. Ich denke aber, das Feiern, der Zusammenhalt, das gemeinsame Singen und sicherlich auch das ein oder andere Kölsch trinken ist etwas ganz Besonderes. Die Liebe zum Karneval lässt sich letztlich aber nur schwer erklären. Man muss es erleben!

Was unterscheidet die »Kippa Köpp« von nichtjüdischen Karnevalsvereinen?
Beim Karneval-Feiern erst einmal nichts. Wir feiern den Kölner Karneval so wie auch andere Vereine in der Stadt und feiern keinen jüdischen Karneval, den es meiner Meinung nach nicht gibt. Einmal wurde ich bei einer Veranstaltung gefragt, was wir an Karneval eigentlich rufen. Natürlich »Kölle Alaaf!«, habe ich geantwortet. Was sollen wir schon rufen? Aber natürlich beschäftigen uns immer wieder besondere Themen, etwa in Bezug auf jüdische Feiertage oder auch den Aspekt der Sicherheit, was dann doch zeigt, dass unser Verein etwas anders tickt. Worüber wir uns dagegen nicht unterhalten, ist zum Beispiel der Zusammenhang von Kirche und Karneval.

»Jüdische Karnevalisten vor 1933 haben Purim und Karneval miteinander verwoben.«

In den vergangenen zwei Jahren stand auch der Karneval im Schatten der Corona-Pandemie, die Maßnahmen wurden aber weitgehend gelockert. Ist jetzt alles so wie vorher?
Es gibt sicherlich Menschen, die nach wie vor zurückhaltender sind oder gar nicht zu solchen Veranstaltungen gehen. Das merkt man auch an den Kartenverkäufen für Karnevalsveranstaltungen. Mein Eindruck ist aber, dass diejenigen, die gern Karneval feiern, sich wirklich danach sehnen, das Fest wieder zu begehen, wenn auch auf eine etwas andere Art und Weise. Ich bin letztlich zuversichtlich, dass alle Veranstaltungen werden stattfinden können.

Was ist besser: Karneval oder Purim?
Lange Zeit habe ich beides streng voneinander unterschieden. Das eine war für mich religiös, das andere nicht. Mittlerweile habe ich aber gelernt, dass die jüdischen Karnevalisten vor 1933 sehr wohl die beiden Feste miteinander verwoben haben. Jetzt denke ich, das Schöne ist doch eigentlich, dass wir jüdischen Karnevalisten einfach an Aschermittwoch weiterfeiern können. Wir gehen vom Karneval zu Purim über und haben das Beste von beidem.

Mit dem Präsidenten des jüdischen Karnevalsvereins »Kölsche Kippa Köpp« sprach Joshua Schultheis.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025