Gerechter unter den Völkern

»Eine Geschichte der Inspiration«

Der ägyptische Arzt Mohamed Helmy rettete während der Nazizeit in Berlin das jüdische Mädchen Anna Boros und ihre Familie. Dafür wurde ihm am Donnerstag von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Auswärtigen Amt in Berlin der Titel »Gerechter unter den Völkern« verliehen.

Die Ehrung nahm Helmys Neffe Nasser Kotby entgegen. Der 86-Jährige war auf Einladung der israelischen Botschaft und des Auswärtigen Amts von Kairo nach Berlin gereist – als erster Verwandter Helmys.

Medaille Yad Vashem hatte seit 2013 vergeblich versucht, Familienangehörigen Helmys die Auszeichnung zu überreichen – sie hatten bislang die Preisannahme verweigert. Dass er nun schließlich die posthume Ehrung mit Zertifikat und Medaille annehme, sei für ihn »eine Ehre«, sagte Nasser Kotby.

Denn die Geschichte, wie sein Onkel ein jüdisches Mädchen und ihre Familie rettete, sei die Geschichte von Menschlichkeit, Liebe und Zivilcourage in unmenschlicher Zeit. »Wir müssen die Unterschiede überwinden«, sagte Kotby. Er plädierte dafür, in Berlin ein Museum zum Andenken an Mohamed Helmy zu eröffnen, um auch jüngeren Generationen die Geschichte und ihre Folgen zu vermitteln.

kontakt Kotby habe von der Ehrung erst vor Kurzem erfahren, sagte er. Von dem Titel für seinen Onkel habe er jahrelang nichts gewusst, bis Talya Finkel ihn kontaktierte. Der israelischen Filmemacherin ist es zu verdanken, dass Kotby die Ehrung nun entgegennahm – sie war während der Recherchen für ihren Film Mohamed and Anna – In Plain Sight auf den Nachfahren Helmys gestoßen und machte ihn schließlich mit Carla Greenspan, der Tochter von Anna Boros, bekannt und stellte auch den Kontakt zu Yad Vashem her.

Der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff betonte in seinem Grußwort, es zähle zu den wichtigsten Aufgaben von Yad Vashem, »Nichtjuden, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um Juden zu retten, die Dankbarkeit des Staates Israel und des jüdischen Volkes zu übermitteln«.

inspiration Die Geschichte von Mohamed Helmy sei »nicht nur eine Geschichte der Erinnerung, sondern auch eine der Inspiration«. Helmy sei ein »Pionier des Friedens« gewesen – auch was die Nachbarschaft zwischen Israel und Ägypten angehe. Sie zeige, dass Menschlichkeit immer Vorrang vor politischen Interessen habe.

Bisher wurden über 26.500 Männer und Frauen mit dem Ehrentitel ausgezeichnet, darunter 70 Muslime. Helmy ist der erste Araber unter ihnen.

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025