Jom Jeruschalajim

Ein Sehnsuchtsort

Foto: Getty Images

»Jeruschalajim schel Sahav« – »Jerusalem aus Gold«. Wenn die Heilige Stadt am Jom Jeruschalajim einmal im Jahr im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit jüdischer Gemeinden auf der ganzen Welt steht, ist immer wieder das berühmte Volkslied zu hören.

So war es auch vergangene Woche, als Gemeinden in ganz Deutschland mit Online-Veranstaltungen zum diesjährigen Jerusalemtag aufgerufen hatten. Die Verbindung nach Jerusalem machte auch in anderem Zusammenhang Schlagzeilen.

»Ich würde mir wünschen, dass von Berlin 55 Jahre nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel und 75 Jahre nach Kriegsende ein Impuls ausgeht, dass wir eine Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Jerusalem vereinbaren«, hatte Kai Wegner, CDU-Landesvorsitzender in Berlin, in der vergangenen Woche angeregt. Die deutsche und die israelische Hauptstadt als Partnerstädte, das wäre ein Signal in die Vergangenheit und eine Brücke in die Zukunft, sagte der Politiker in einem Interview.

»Die Altstadt hat mich von Anfang an in den Bann gezogen.«

»Das war ein mutiger Vorschlag von Wegener, der den Status Jerusalems anerkennt und beide Hauptstädte in besonderer Weise zusammenbringen könnte«, meint Alexandra Poljak aus München. Auch Joel Ben Yehoshua aus dem hessischen Marburg hat von der Forderung des Berliner CDU-Politikers gehört und findet sie gut. »Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, dass Jerusalem die Hauptstadt Israels ist«, sagt er. Der 28-Jährige hat Physik und Philosophie studiert und ist im Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) aktiv.

VERWANDTENBESUCHE Joel Ben Yehoshua kennt Jerusalem wie seine Westentasche. Er hat eine besondere Verbindung zu der Stadt. »Mein Vater ist Israeli und kommt gebürtig aus Jerusalem«, erzählt Yehoshua, der in Limburg geboren wurde. Zusammen waren sie schon oft in Jerusalem zu Verwandtenbesuchen. »Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit meinem Vater und meiner Oma als kleiner Junge in der Altstadt spazieren war und wir gemeinsam Falafel mit Hummus gegessen haben«, erzählt Yehoshua.

Seine Jerusalemer Lieblingsorte sind der Garten Gethsemane und der sich anschließende Ölberg. »Der Ausblick über die Altstadt mit dem Felsendom ist fantastisch, ganz besonders, wenn die Sonne am späten Nachmittag tief steht«, sagt der junge Mann. »Dann ist alles in ein goldenes Licht getaucht.«

Das letzte Mal war Yehoshua 2014 in Israel. »Es wird wirklich Zeit, dass ich wieder einmal nach Jerusalem komme«, sagt er mit einem Schmunzeln. Sobald die Corona-Krise überstanden ist und man wieder reisen kann, möchte Yehoshua seinen israelischen Familienteil besuchen. »Dafür frische ich gerade mein Iwrit auf, jetzt in Corona-Zeiten habe ich endlich mal den Kopf frei dafür.«

IWRIT Auch Sima Purits aus Essen nutzt das Mehr an Freizeit, um ihr Iwrit aufzubessern. Die 21-jährige Studentin der Sozialpädagogik und Sozialen Arbeit beherrscht die Sprache schon sehr gut. »Vor dem Studium habe ich ein Jahr lang in Israel gelebt«, erzählt sie. Gemeinsam mit anderen Aktiven des zionistischen Jugendverbands »Netzer Olami« hat Purits auf einer ökologischen Farm im Negev gearbeitet, in Tel Aviv Menschen mit Behinderung betreut und in Jerusalem im Leo-Baeck-Institut gearbeitet.

»Das Jahr in Israel war eine großartige Erfahrung für mich, ich habe viele tolle Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen«, erzählt Purits, die sich in der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) engagiert.

An Jerusalem hat sie besonders intensive Erinnerungen. »Mein erstes Mal an der Kotel werde ich nie vergessen«, schwärmt sie. »Dort zu stehen, wo schon so viele Generationen meiner Vorfahren gebetet haben, ist ein unglaubliches Gefühl.« Die Hauptstadt ist für sie eine der schönsten Städte Israels. Nicht nur wegen der Altstadt mit ihren weltberühmten Sehenswürdigkeiten. Auch die Neustadt bietet ihrer Meinung nach einiges an Lebensqualität.

Zum Jom Jeruschalajim hat die Studentin zwei Wünsche: »Frieden für Jerusalem.«

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Beschuldigter bittet um Entschuldigung

Am 5. April 2024 war ein Brandsatz gegen die massive Tür des jüdischen Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen worden

 11.06.2025

Erinnerung

731 Schulen erinnern an Anne Frank

Der Aktionstag findet seit 2017 jährlich am 12. Juni, dem Geburtstag des Holocaust-Opfers Anne Frank (1929-1945), statt

 11.06.2025

Grand Schabbaton

Eine 260-köpfige Familie

In Potsdam brachte der»Bund traditioneller Juden« mehrere Generationen zusammen

von Mascha Malburg  11.06.2025