Zehn Jahre Ariowitsch-Haus

Ein Ort der Begegnung

Unter dem Motto »L’dor v’dor - Von Generation zu Generation« ist am Sonntag in Leipzig die 13. Jüdische Woche eröffnet worden. Bis zum kommenden Sonntagkönnen Besucher nach Angaben der Stadt bei mehr als 100 Veranstaltungen die Vielfalt jüdischer Kunst und Kultur erleben. Beteiligt seien wieder mehr als 60 Institutionen und Vereine.

Chor Auf dem Programm stehen Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen, Vorträge, Zeitzeugengespräche, Stadtrundgänge, Theater und Tanz. Zum Abschluss am 30. Juni ist ein Chorkonzert vor dem Leipziger Hauptbahnhof geplant.

An der feierlichen Eröffnung im Leipziger Ariowitsch-Haus nahmen neben Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und dem Vorsitzenden der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, Küf Kaufmann, auch der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, teil.

In seiner Ansprache sagte Schuster laut Redemansukript, das Ariowitsch-Haus spiegele »die Höhen und Tiefen der deutsch-jüdischen Geschichte geradezu exemplarisch wider«. Heute sei es »ein Ort des regen jüdischen kulturellen Lebens und des Austausches zwischen den Religionen und Kulturen«.

Zusammenleben Schuster betonte »wenn uns das friedliche Zusammenleben der Kulturen, Minderheiten und Religionen wirklich wichtig ist, und wenn wir Deutschland als tolerantes und weltoffenes Land erhalten wollen, dann darf niemand mit der AfD eine Regierungskoalition eingehen!«

Wenn man »die Individuen hinter den Muslimen, den Flüchtlingen, den Juden oder den Schwulen«, sagte der Zentralratspräsident, »verfangen so plumpe Vorurteile und Fake News, wie die Rechtspopulisten sie verbreiten, nicht mehr«.

Im Anschluss an den Festakt gab es ein Gedenken am Synagogendenkmal mit der Vorsitzenden des Verbandes ehemaliger Leipziger in Israel, l Channa Gildoni, und dem Leipziger Synagogalchor.

Vielfalt Die Woche sei »ein wunderbares Beispiel für die Vielfältigkeit der jüdischen Kunst und Kultur, die damit in den gesellschaftlichen Mittelpunkt gestellt wird«, erklärte Sachsens Gleichstellungs- und Integrationsministerin Petra Köpping (SPD). Jüdisches Leben in Sachsen brauche mehr Sichtbarkeit.

Die Jüdische Woche wird alle zwei Jahre vom städtischen Kulturamt gemeinsam mit dem Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus und der Ephraim Carlebach Stiftung veranstaltet.

Der Festakt zur Eröffnung am Sonntag würdigte zugleich das zehnjährige Bestehen des Leipziger Ariowitsch-Hauses. Es ist nach eigenen Angaben das größte Zentrum für jüdische Kultur in Sachsen.

Tradition Leipzig blickt auf eine lange Tradition der jüdischen Kultur zurück, die bereits im 13. Jahrhundert begann. Seit dem 19. Jahrhundert bis zur NS-Zeit prägten Persönlichkeiten jüdischen Glaubens Wissenschaft und Kultur der Stadt.

Infolge der antisemitischen Politik des Nationalsozialismus wurde die Gemeinde nahezu ausgelöscht. Heute gibt es wieder eine große jüdische Gemeinde in Leipzig mit mehr als 1300 Mitgliedern.  epd

Nachruf

»Hej då, lieber Walter Frankenstein«

Der Berliner Zeitzeuge und Hertha-Fan starb im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Stockholm

von Chris Meyer  04.05.2025

Essay

Das höchste Ziel

Was heißt es eigentlich, ein Mensch zu sein? Was, einer zu bleiben? Überlegungen zu einem Begriff, der das jüdische Denken in besonderer Weise prägt

von Barbara Bišický-Ehrlich  04.05.2025

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  04.05.2025 Aktualisiert

Zusammenhalt

Kraft der Gemeinschaft

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern feierte das Fest der Freiheit im Geiste von Tradition und Herzlichkeit

von Rabbiner Shmuel Aharon Brodman  03.05.2025

Porträt der Woche

Die Zeitzeugin

Assia Gorban überlebte die Schoa und berichtet heute an Schulen von ihrem Schicksal

von Christine Schmitt  03.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025

Frankfurt

Zwischen den Generationen

2020 führten Jugendliche gemeinsam mit Überlebenden der Schoa ein »Zeitzeugentheater« auf. Nathaniel Knops Dokumentarfilm »Jetzt?« zeigt dessen Entstehung und feierte nun Premiere

von Eugen El  01.05.2025