Frankfurt

Ein Kongress für Israel

Tagungsort des Israelkongresses: die Messe in Frankfurts Innenstadt Foto: Rafael Herlich

Rund 3000 Teilnehmer und 200 Organisationen werden am Sonntag in Frankfurt zum 4. Deutschen Israelkongress erwartet. Das Treffen unter dem Motto »Building Partnerships« soll die deutsch-israelischen Beziehungen stärken. Schirmherren sind der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und der Botschafter Israels in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman.

Eigentlich findet der Israelkongress alle zwei Jahre statt – zuletzt 2013 in Berlin. Doch das Jahr 2015 war dominiert vom 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. »Es war ein an Veranstaltungen so volles Jahr, dass wir uns entschieden haben, das Event auf 2016 zu verschieben«, sagt Sacha Stawski.

Der 4. Deutsche Israelkongress werde also jetzt nachgeholt – mit einem randvollen Tagungs- und auch Rahmenprogramm, das von Samstag, 18. Juni, bis Montag, 20. Juni, dauert. Zentraler Kongresstag auf dem Messegelände Frankfurt ist der Sonntag. Veranstalter sind der Verein ILI – I like Israel, dessen Präsident Sacha Stawski und die Israel Allies Foundation.

Zusammenarbeit Der Kongress soll direkt an das zurückliegende Jubiläumsjahr anknüpfen. Das Potenzial deutsch-israelischer Beziehungen, so Stawski, sei auch nach 50 Jahren bei Weitem nicht ausgeschöpft. Der 46-jährige Frankfurter ist der Initiator der 2010 gestarteten bundesweiten Veranstaltungsreihe. Ziel ist, die Zusammenarbeit beider Staaten in allen gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Bereichen zu fördern und Netzwerke zu knüpfen.

Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman ist sich sicher, dass auf Europas größtem Israelkongress die eindrucksvolle Vielfalt der Beziehungen zwischen Israel und Deutschland sichtbar werden wird: »Hier treffen sich Freunde und Unterstützer Israels aus dem deutschsprachigen Raum, um ihre Zusammenarbeit weiter zu vertiefen.« Zudem informieren und beraten hochrangige Experten und Repräsentanten über alle relevanten Themen, von der Kooperation in der Sicherheit über Wirtschaft bis zu Kultur, Forschung und Sport. »Ich bin überzeugt, dass die einzigartige Beziehung zwischen Israel und Deutschland auf dem Israelkongress durch neue Partnerschaften bereichert wird«, sagte der Botschafter der Jüdischen Allgemeinen.

Die aktuelle Flüchtlingsfrage und der Terror sind neben dem Jubiläumsjahr und gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Kontakten die bestimmenden Themen des Israelkongresses. »Der jüdische Staat braucht mehr denn je Verbündete wie Deutschland, die in tiefer Solidarität für das Existenzrecht und die Sicherheit Israels einstehen«, betont Schirmherr Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Das hätten die jüngsten Anschläge in Jerusalem und Tel Aviv und die instabile Lage im Nahen Osten erneut vor Augen geführt, sagt Schuster.

Am Sonntag, dem Kerntag des Kongresses, werden am Vormittag ab 10.30 Uhr Sacha Stawski und Willem Griffioen, Gründer und Vorstand von Israel Allies Foundation, die Gäste begrüßen. Botschafter Hadas-Handelsman und Gunter Adler, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Thomas Metz, Vertreter der Landesregierung Hessen, und Frankfurts Stadtkämmerer Uwe Becker werden das Wort ergreifen, die Moderation hat der TV-Moderator Cherno Jobatey.

Sicherheit Um die öffentliche Sicherheit und Israels Rolle in der internationalen Arena in Zeiten von Flüchtlingsströmen und Terror geht es in der anschließenden Diskussion mit Generalmajor Gamal Hakroosh, dem stellvertretenden Polizeipräsidenten Israels, und Nachman Shai, stellvertretender Sprecher der Knesset und Vorsitzender der israelisch-deutschen Parlamentariergruppe. In einem Business-Panel unter dem Titel »Partnerschaft zahlt sich aus« debattieren Israel Tapoohi, der Präsident und CEO von Israel Bonds, und die israelische Handelsattachée Hemdat Sagi mit Lutz Raettig, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Morgan Stanley Bank.

Am Sonntagnachmittag erhält Mathias Döpfner, Axel-Springer-Vorstandsvorsitzender, den Arno-Lustiger-Ehrenpreis. Er wird zum Andenken an den Historiker und Publizisten Arno Lustiger Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen, die sich besonders um die bilateralen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel verdient gemacht haben.

Frühere Preisträger waren der Schriftsteller Ralph Giordano und der ehemalige Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer. Döpfner habe sich in der öffentlichen Debatte »immer wieder mit deutlichen Worten für die Unterstützung Israels durch Deutschland eingesetzt«, betont Veranstalter Stawski. Die Laudatio auf Döpfner hält der Publizist Henryk M. Broder.

Städtepartnerschaft Geehrt für sein langjähriges Engagement für die Städtepartnerschaft zwischen Tel Aviv und Frankfurt wird auch der Frankfurter Geschäftsmann Josef Buchmann. Die Würdigung hält Oberbürgermeister Peter Feldmann. »Jüdisches Leben«, sagt Feldmann, »gehört zu Frankfurt.« Die Städtepartnerschaft, Freundschaft sowie Pflege und Förderung deutsch-israelischer Beziehungen seien feste Bestandteile des Stadtlebens. Der Kongress, hofft der OB, werde diese weiter vertiefen.

Die Themen Verteidigung und Kooperationen dominieren auch den Nachmittag der Veranstaltung. Unter anderem geht es um »50 Jahre diplomatische Beziehungen – und nun?«. Einen Ausblick dazu geben Harald Kindermann, ehemaliger deutscher Botschafter, Deidre Berger vom American Jewish Committee, der Bundestagsabgeordnete Volker Beck, Hellmut Königshaus, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, und Avraham Nir-Feldklein, Gesandter der israelischen Botschaft. Über Verteidigung und grenzüberschreitende Kooperationen debattieren der ehemalige israelische Verteidigungsminister Shaul Mofaz und Roderich Kiesewetter, Obmann für Außenpolitik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Golden Boy Für den Abend ist ein Special Guest angesagt: »Golden Boy« Nadav Guedj, Vertreter Israels beim Eurovision Song Contest 2015 in Wien, wird singen. Guedj trat bereits während des Rahmenprogramms am Samstagabend bei der FRAU-TLV-Party mit DJ Lev aus Berlin und dem kurdischen Sänger Bedil Brahim auf.

Flankiert wird das offizielle Programm im Auditorium am Sonntag von zahlreichen Workshops zu den Themen Sport, Religion, Jugend, Business oder psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen und Trauma-Opfern. Autorenvorträge stehen auf dem Programm ebenso wie ein Treffen für die israelsolidarische Hochschularbeit. Die Kurdistan-Israel Friendship Association wirbt in einem Netzwerkraum um neue Allianzen und veranstaltet ein Freundschaftsfest am Montag.

»Es kommen die unterschiedlichsten Gruppen und Menschen«, freut sich Organisator Stawski. Rund 200 Aussteller sind mit ihren Ständen im Kongresszentrum vertreten, und es gibt parallel weitere Empfänge und Veranstaltungen etwa von der Industrie- und Handelskammer, der Stadt Frankfurt und der B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge in ihren eigenen Räumen in Frankfurt. »Wir sind in aller Munde, und das ist positiv«, findet Stawski.

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Безопасность

»Ни одно еврейское мероприятие не должно быть отменено«

После трагедии в Сиднее президент Центрального совета евреев Германии Йозеф Шустер обращается с личным посланием ко всем евреям Германии: не позволяйте отнять у вас радость Хануки

von Йозеф Шустер  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025

Hamburg

»Strong. Jewish. Here.«

Der Jugendkongress 2026 der ZWST setzt ein bewusstes Zeichen des Selbstbewusstseins und der Präsenz

von Imanuel Marcus  18.12.2025

Umbenennung

Medien: Berlin erhält Yad-Vashem-Straße

Ein neues Holocaust-Gedenken mitten im Berliner Regierungsviertel - Ein Teilabschnitt der Dorotheenstraße soll künftig den Namen der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem tragen. Die zweite Umbenennung in kurzer Zeit

 18.12.2025